Zu Lebenssituationen von jungen Erwachsenen mit Fluchterfahrung , Datum: 08.03.2021, Format: Kurzanalyse, Bereich: Behörde

In der BAMF-Kurzanalyse 1|2021 wird untersucht, wie sich die Lebenssituationen von jungen geflüchteten Frauen und Männern zwischen 2016 und 2018 entwickelt haben. Es werden Veränderungen im Erwerbs-, Bildungs- und Familienstatus der jungen Geflüchteten berücksichtigt.

Die Autorin analysierte Daten der ersten drei Erhebungswellen der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten aus den Jahren 2016, 2017 und 2018. Im Zentrum der Kurzanalyse steht die Entwicklung der Lebenssituationen von jungen Geflüchteten, die bei Einreise in Deutschland zwischen 18 und 25 Jahre alt waren. Es werden Umstände und Bedingungen bei Ankunft in Deutschland sowie das Einleben in Deutschland näher betrachtet. Um das Einleben der jungen Geflüchteten in Deutschland zu erfassen, werden neben Entwicklungen im aufenthaltsrechtlichen Status auch Veränderungen in der Wohn- und Familiensituation sowie dem Bildungs- und Erwerbsstatus nachgezeichnet. Zudem wird untersucht, inwieweit sich die Entwicklungen bei jungen Geflüchteten mit denen von gleichaltrigen in Deutschland geborenen jungen Erwachsenen sowie von älteren Geflüchteten ähneln. Abschließend wird der Frage nachgegangen, wie junge geflüchtete Frauen und Männer 2018 ihren Alltag gestaltet haben.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

Lebenssituationen von jungen geflüchteten Frauen und Männern unterscheiden sich

Junge geflüchtete Männer sind verstärkt erwerbs- und junge geflüchtete Frauen vermehrt familienorientiert. In diesen Orientierungen unterscheiden sich junge geflüchtete Männer und Frauen grundsätzlich nicht von älteren Geflüchteten, die bei Einreise in Deutschland über 25 Jahre alt waren. 2018 war der Großteil der jungen geflüchteten Männer alleinstehend und über ein Drittel erwerbstätig. Dementgegen war die Mehrheit der jungen geflüchteten Frauen 2018 verheiratet und/oder lebte mit einem Kleinkind zusammen. Über vier von fünf jungen geflüchteten Frauen waren in 2016, 2017 und 2018 nicht erwerbstätig.

Junge geflüchtete Frauen gründen früh Familien und widmen sich verstärkt der Kinderbetreuung

Familiengründungen fanden im Lebensverlauf von geflüchteten jungen Frauen früher statt als bei gleichaltrigen, in Deutschland geborenen Frauen ohne Migrationshintergrund. Lebten Kinder im Haushalt, so verbrachten 2018 nicht-erwerbstätige geflüchtete Frauen im Schnitt 7,5 Stunden und erwerbstätige Frauen 4,2 Stunden werktags mit der Kinderbetreuung. Neben der Kinderbetreuung spielte bei jungen geflüchteten Frauen auch der Erwerb der deutschen Sprache eine wichtige Rolle. Im Schnitt verbrachten junge geflüchtete Frauen werktags 2,2 Stunden damit, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern.

Junges Alter bei Einreise in Deutschland scheint für geflüchtete Männer beim Übergang in den Arbeitsmarkt ein Vorteil zu sein

2018 waren zwei bis drei Jahre nach ihrer Ankunft in Deutschland 37 Prozent der jungen geflüchteten Männer und 30 Prozent der älteren geflüchteten Männer in Erwerbsarbeit. Damit ist jungen geflüchteten Männern von 2016 bis 2018 der Übergang in den deutschen Arbeitsmarkt anteilig etwas schneller gelungen als älteren Geflüchteten. Des Weiteren begünstigte ein längerer Aufenthalt in Deutschland die Wahrscheinlichkeit, dass junge geflüchtete Männer 2018 erwerbstätig waren, während eine Duldung (im Vergleich zu Personen mit anerkanntem Schutzstatus) die Erwerbswahrscheinlichkeit verschlechterte.

Kurzanalyse wurde verfasst von: Wenke Niehues

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