Dossier: Freiwillige Rückkehr und Reintegration , Datum: 22.10.2020, Format: Dossier, Bereich: Rückkehr

Migration ganzheitlich gestalten: Freiwillige Rückkehr als Chance , Datum: 08.10.2020, Format: Meldung, Bereich: Rückkehr

Die Bundesrepublik ist ein Hauptzielland von Zuwanderung nach Europa. Doch gerade im Bereich der Fluchtmigration zeigt sich, dass die individuellen Erwartungen, die mit Aufenthalt und Asylantragstellung in Deutschland verbunden sind, in vielen Fällen nicht mit einer tatsächlichen Bleibeperspektive einhergehen. Dies betrifft etwa Personen, bei denen die Voraussetzungen für asylrechtlichen Schutz nicht vorliegen. Migration ganzheitlich zu gestalten, bedeutet in diesem Zusammenhang auch, Menschen, die nicht in Deutschland bleiben können oder möchten, bei einer freiwilligen Rückkehr und der Reintegration durch individuell angepasste Angebote im Herkunftsland zu unterstützen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nimmt darin eine Schlüsselrolle ein, indem es den gesamten Rückkehrprozess begleitet.

Seit mehr als 40 Jahren unterstützen Bund und Länder freiwillige Ausreisen finanziell und organisatorisch mit dem humanitären REAG-Programm (Reintegration and Emigration Programme for Asylum Seekers in Germany). Mit mehr als 700.000 geförderten, freiwilligen Ausreisen in über 100 Länder ist das Programm tragende Säule der deutschen Rückkehrunterstützung und das größte Programm zur Förderung der freiwilligen Ausreise in Europa. REAG, das seit 1989 um die Reintegrationskomponente GARP ergänzt zum REAG/GARP-Programm fusioniert wurde, steht exemplarisch für ein dynamisches Unterstützungsformat, das sich kontinuierlich auf volatile migrationspolitische Rahmenbedingungen ausrichtet. Konkret erfolgt die Förderung durch das Bundesamt im Auftrag des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) gemeinsam mit den zuständigen Landesministerien und wird durch die Internationale Organisation für Migration (IOM) umgesetzt.

Die deutsche Förderstrategie basiert dabei auf dem Grundsatz, dass die freiwillige Rückkehr von Personen, die zur Ausreise verpflichtet sind, Vorrang gegenüber der erzwungenen Aufenthaltsbeendigung haben soll. Die Vorteile einer freiwilligen Rückkehr überwiegen – sowohl für die Betroffenen als auch für den deutschen Staat. Für die Rückkehrenden bietet sie zudem die Möglichkeit, eine Rückkehr selbstbestimmt sowie aktiv zu planen und sich umfassend auf die Ankunft im Zielland vorzubereiten.

Doch wie kann Rückkehrförderung im Einzelfall helfen? Warum ist sie ein so wichtiges Element der Migrationssteuerung und wie kann sie human und effektiv zugleich sein? Das 40-jährige Bestehen des REAG-Programms soll Anlass sein, hinter die Kulissen der freiwilligen Rückkehr und ihre vielfältige Unterstützungsstruktur zu blicken. Dazu entwickelt das vorliegende Dossier in einer sukzessiv veröffentlichten Serie von Beiträgen eine Perspektive auf Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges im Bereich der Rückkehr- und Reintegrationsförderung und lässt Unterstützende wie Unterstützte zu Wort kommen. 

Ausgangspunkt der Betrachtung und zentrale Voraussetzung für die freiwillige, geförderte Rückkehr ist die informierte Entscheidung. Denn ziehen Migrantinnen und Migranten in Deutschland eine freiwillige Rückkehr in ihr Herkunftsland in Betracht, brauchen sie umfassende Informationen als Grundlage ihrer Ausreiseentscheidung. Dabei geht es um die Möglichkeiten der Rückkehr- und Reintegrationsförderung, aber etwa auch um Existenzgründung oder medizinische Versorgung im Herkunftsland. 

Das Bundesamt ermöglicht deshalb – unter anderem gemeinsam mit der Internationalen Organisation für Migration – einen flächendeckenden, frühzeitigen und systematischen Informationszugang. Rückkehrinteressierte, aber auch Behörden, Beratungsstellen und Ehrenamtliche erhalten so fundierte Auskunft über die freiwillige Rückkehr im Allgemeinen und die bestehenden Hilfsprogramme im Speziellen. Das Kernstück ist die Rückkehrberatung, in der der individuelle Unterstützungsbedarf erfasst und die Möglichkeiten zu Rückkehrunterstützung evaluiert werden. Sie wird von zivilgesellschaftlichen und staatlichen Trägern, in einigen Bundesländern auch durch das Bundesamt selbst, zur Verfügung gestellt. Bundesweit existiert damit ein vielfältiges System aus Informationsangeboten, Rückkehrberatungsstellen und digitalen Anwendungen, die Personen, die sich mit einer Rückkehr auseinandersetzen, vorhandene Handlungsmöglichkeiten aufzeigen und dabei unterstützen, individuelle Perspektiven im Herkunftsland zu entwickeln. 

Insgesamt sind die deutsche Förderlandschaft und die Reintegrationsangebote in den Herkunftsländern zahlreicher und vielfältiger geworden. Das Bundesamt setzt sich dafür ein, dass die beteiligten staatlichen und nichtstaatlichen Akteure eng miteinander kooperieren und einen kohärenten Ansatz verfolgen, damit sich die Programme gegenseitig ergänzen. Wie dies gelingen kann und wie Rückkehr- und Reintegrationsförderung praktisch aussieht, zeigen wir Ihnen demnächst in einem umfangreichen multimedialen Dossier.

Blätterfunktion

Inhalt

  1. Migration ganzheitlich gestalten: Freiwillige Rückkehr als Chance
  2. "Wir unterstützen Rückkehrende dabei, ihre eigene Perspektive zu entwickeln"
  3. "Als wir in Erbil landeten, hatte ich das Gefühl, wieder atmen zu können"
  4. Informiert entscheiden: Die ersten Schritte einer freiwilligen Rückkehr
  5. Wie Rückkehrberatung Orientierung gibt
  6. Vielfältige Programme bieten individuelle Unterstützung für Ausreise und Neustart