Dossier: Freiwillige Rückkehr und Reintegration , Datum: 22.10.2020, Format: Dossier, Bereich: Rückkehr

Informiert entscheiden: Die ersten Schritte einer freiwilligen Rückkehr , Datum: 19.11.2020, Format: Meldung, Bereich: Rückkehr

Asylsuchende verbinden mit dem Aufenthalt in Deutschland oft große Hoffnungen und Erwartungen. Was aber tun, wenn sich der Wunsch nach einer langfristigen Bleibeperspektive nicht erfüllt? Um die Handlungsoptionen frühzeitig einschätzen zu können, stellt das BAMF Menschen, die sich mit einer Rückkehr in ihr Heimatland beschäftigen, vielfältige Informationen auf verschiedensten Kanälen zur Verfügung. Sie zeigen systematisch auf, welche Unterstützungsmöglichkeiten für eine freiwillige Rückkehr und Reintegration vorhanden sind und wo eine weiterführende individuelle Beratung in Anspruch genommen werden kann. Wie das Informationsangebot flächendeckend verfügbar gemacht wird und dabei Schritt für Schritt zu einer informierten Entscheidung beiträgt, erfahren Sie im Folgenden.

Für eine Ausreiseentscheidung sind umfassende Informationen zentral. Migrantinnen und Migranten, die sich mit einer Rückkehr in ihr Heimatland auseinandersetzen, können auf ein leicht zugängliches Angebot zurückgreifen, das auf unterschiedlichen Kanälen und in mehreren Sprachen bereitsteht, etwa in Form von Info-Flyern, Broschüren, einer bundesweiten Hotline, einem animierten Erklärfilm oder dem zehnsprachigen digitalen Informationsportal "Returning from Germany". Sie werden durch eine virtuelle Rückkehr- und Reintegrationsberatung ergänzt, das sogenannte Virtual Counselling, das rückkehrinteressierten Personen in Deutschland über Kommunikationstools wie WhatsApp, Skype, Viber und Facebook mit Mitarbeitenden der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in 19 Herkunftsländern verbindet.

So entsteht ein frühzeitiger und systematischer Informationszugang, der Rückkehrinteressierten und ehrenamtlich Helfenden erste Informationen zu bestehenden Unterstützungsprogrammen liefert und bei der Suche nach Beratungsstellen unterstützt, die vor, während und nach dem Asylverfahren für eine individuelle Rückkehrberatung zur Verfügung stehen.

Anhand verschiedener Symbole sind die Schritte von der Einreise über die Entscheidung bis zur Rückkehr mit den verschiedenen Informationsangeboten dargestellt.Größer darstellen Zu verschiedenen Zeitpunkten vor und während ihres Asylverfahrens erhalten Asylsuchende Informationen zu den Möglichkeiten einer freiwilligen, geförderten Rückkehr ins Herkunftsland. Quelle: BAMF

Informationen zur freiwilligen Rückkehr für Asylantragstellende

Die fehlende Bleibeperspektive in Deutschland ist in vielen Fällen ein zentrales Motiv hinter der individuellen Entscheidung zur Rückkehr. Oft spielt auch der Wunsch nach Nähe zu Familie und Freunden im Herkunftsland oder das Gefühl, in Deutschland fremd zu sein, eine wichtige Rolle. Die Entscheidung zurückzukehren wird nicht leichtfertig getroffen. Für Menschen, die in Deutschland einen Asylantrag gestellt haben, ist es in dieser Situation essentiell, die bestehenden Handlungsoptionen zu kennen und realistisch einzuschätzen. Dies erfordert umfassende Informationen, etwa zu den Möglichkeiten zur Übernahme von Reisekosten, den verfügbaren Starthilfen und der Reintegrationsförderung, mit der Neuanfang und dauerhaftes Fußfassen im Herkunftsland unterstützt werden können. Darüber hinaus bestehen häufig Detailfragen, etwa zur Wohnsituation und zu Arbeitsmöglichkeiten in der Heimatregion, die in individuellen Beratungsgesprächen beantwortet werden.

Hinweis während der Gruppengespräche vor Asylantragstellung

Um den Zugang zu Information und Beratung frühzeitig zu gewährleisten, informiert das BAMF Asylsuchenden in Gruppengesprächen vor der Asylantragstellung über den Ablauf des Asylverfahrens und weist dabei unter anderem neutral und allgemein auf die Möglichkeit einer geförderten, freiwilligen Rückkehr hin. Dabei wird auch darüber informiert, dass individuelle und vertrauliche Beratungsgespräche in staatlichen oder zivilgesellschaftlichen Rückkehrberatungsstellen jederzeit in Anspruch genommen werden können und keinen Einfluss auf den Ausgang des Asylverfahrens haben.

Informationspaket bei Asylantragstellung

Bei der Asylantragstellung in den Ankunftszentren, AnkER- und funktionsgleichen Einrichtungen erhalten alle volljährigen Personen durch Mitarbeitende des Asylverfahrenssekretariats (AVS) eine allgemeine, neutrale und aktuelle Rückkehrinformation zu den Unterstützungsangeboten der verschiedenen Förderprogramme in mündlicher und schriftlicher Form. Dieser Schritt wird von Dolmetschenden begleitet. Das Informationsmaterial ist gegenwärtig in 20 Sprachen verfügbar. Auch auf das weiterführende individuelle Beratungsangebot – bundesweit stehen über 1.000 Rückkehrberatungsstellen zur Verfügung – wird verwiesen. Zudem sind die Kontaktdaten der nächstgelegenen Rückkehrberatungsstelle angegeben.

Informationsblatt bei ablehnendem Asylbescheid

Wird ein Asylantrag abgelehnt, erhalten Antragstellende mit dem ablehnenden Asylbescheid ein Informationsblatt, das Auskunft über die Möglichkeit einer geförderten, freiwilligen Rückkehr und das Angebot einer individuellen Rückkehrberatung gibt. Das Informationsblatt ist aktuell in 31 Sprachen verfügbar. Abgelehnte Antragstellende werden darin über die verfügbaren Unterstützungsmöglichkeiten und auch über die Konsequenzen einer Ausreisepflicht informiert.

Digitale Informationsangebote für Rückkehrinteressierte, Ehrenamtliche und Beratungsstellen

Das Online-Informationsportal ReturningfromGermany.de

Im Mittelpunkt der digitalen Informations- und Beratungsangebote steht das Onlineportal "Returning from Germany", ein Projekt der IOM in enger Kooperation mit dem BAMF. Das Portal bündelt Kontakt zu Rückkehrberatungsstellen im gesamten Bundesgebiet und detaillierte Informationen zu Förderprogrammen, Herkunftsländern und Reintegrationsprojekten vor Ort.

Rückkehrinteressierte wie auch ehrenamtlich Helfende und Mitarbeitende von Beratungsstellen für Geflüchtete finden hier vielfältige Auskünfte zur freiwilligen Rückkehr und Reintegration in leicht zugänglicher Form. Das Portal bietet eine benutzerfreundliche Oberfläche im responsiven Design. Die Inhalte sind aktuell neben Deutsch und Englisch in acht weiteren Sprachen verfügbar.

Schwerpunkte sind die Suchfunktion nach zivilgesellschaftlichen und staatlichen Beratungsstellen vor Ort sowie ausführliche Länderinformationen und die detaillierte Darstellung der auf Bundes- und teilweise auch auf Landesebene bestehenden Förderprogramme. Zur Unterstützung der Entscheidungsfindung und zur Vorbereitung einer möglichen freiwilligen Rückkehr und Reintegration können anfrageberechtigte Beratungsstellen über die "Zentralstelle für Informationsvermittlung zur Rückkehrförderung" (ZIRF), beziehungsweise über das sogenannte "ZIRF-Counselling", überdies aktuelle, von IOM recherchierte Informationen über ein Zielland erhalten, etwa zu Themen wie Arbeitsmarktlage, Wohnsituation, medizinische Versorgung oder spezielle Unterstützungsmöglichkeiten für vulnerable Personen. Zur Verfügung stehen Länderinformationsblätter zu rückkehrrelevanten Themen, die von den IOM Missionen in den jeweiligen Herkunftsländern erstellt wurden. Über eine Individualanfrage können zudem konkrete, fallspezifische Fragen zum Zielland an die örtliche IOM Mission übermittelt werden. Bereits beantwortete, anonymisierte Individualanfragen sind in der ZIRF-Datenbank online einsehbar.

Virtual Counselling

Als weiteres Informationsangebot steht rückkehrinteressierten Personen das Projekt Virtual Counselling zur Verfügung. Dabei handelt es sich um eine virtuelle Rückkehr- und Reintegrationsberatung, die Migrantinnen und Migranten mit Wohnsitz in Deutschland über Kommunikationstools wie WhatsApp, Skype, Viber und Facebook mit IOM-Mitarbeitenden in 19 Herkunftsländern verbindet. Die Anrufenden werden hier in der jeweiligen Landessprache mit Informationen zu den Umständen in den Herkunftsländern und den Reintegrationsprogrammen vor Ort versorgt, was die Entscheidungsfindung erleichtert und die Arbeit der Rückkehrberatungsstellen unterstützt. Um einen niedrigschwelligen Zugang zu Rückkehrinformation und -beratung zu gewährleisten, spielen digitale Beratungsangebote eine wichtige Rolle. Auch rückkehrinteressierte Personen, die den Gang zu einer Beratungsstelle bisher vermieden haben, eröffnet die virtuelle Beratung eine einfache Möglichkeit, sich über eine freiwillige Rückkehr in das Herkunftsland informieren zu lassen. Das durch das BAMF geförderte Projekt bietet eine anonym und individuell gestaltete digitale Beratung, die zu einer informierten Rückkehrentscheidung beiträgt.

Hinweis: Das Video ist nur auf Englisch verfügbar.

Bundesweite Rückkehrhotline

Kontakt

BAMF - Rückkehrhotline

Frankenstraße 210
90461 Nürnberg

Telefon +49 911 943 - 0
Telefax: +49 911 943 - 1000
E-Mail: Nachricht schreiben

Die Rückkehrhotline des BAMF ist als bundesweite Anlaufstelle eine effektive Ergänzung des dargestellten Informationsangebots. Über die zentrale Hotline erhalten Rückkehrinteressierte sowie Mitarbeitende in der Flüchtlingshilfe, bei Ausländerbehörden oder in Migrationsberatungsstellen allgemeine Informationen zur freiwilligen Rückkehr und über bestehende Rückkehr- und Reintegrationsförderprogramme in deutscher und englischer Sprache. Da viele Anfragende noch wenige Kenntnisse über den Verfahrensablauf einer freiwilligen Rückkehr haben, bietet die Hotline einen fundierten ersten Überblick und klärt grundlegende Fragen zu Förderoptionen, Antragstellung und sowie organisatorische Fragen zu Antragstellung und Ablauf. Außerdem geben die Hotline-Mitarbeitenden Auskunft über individuelle Beratungsmöglichkeiten und vermitteln Kontakt zu den nächstgelegenen Anlaufstellen vor Ort.

Wir informieren über die Hotline beispielsweise zum Ablauf einer freiwilligen Rückkehr und erläutern die verschiedenen Programminhalte. Über die gut strukturierte Internetseite ReturningfromGermany.de können wir eine schnelle Auskunft für das jeweilige Herkunftsland geben. Viele Anrufende sind froh über die Möglichkeit eines persönlichen Gesprächs und unsere Bemühungen, alles verständlich zu erklären.

Portraitfoto eines Mannes, der ein Headset trägt. Björn Gömmel, Mitarbeiter in der Rückkehrhotline im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge Quelle: BAMF

Blätterfunktion

Inhalt

  1. Migration ganzheitlich gestalten: Freiwillige Rückkehr als Chance
  2. "Wir unterstützen Rückkehrende dabei, ihre eigene Perspektive zu entwickeln"
  3. "Als wir in Erbil landeten, hatte ich das Gefühl, wieder atmen zu können"
  4. Informiert entscheiden: Die ersten Schritte einer freiwilligen Rückkehr
  5. Wie Rückkehrberatung Orientierung gibt
  6. Vielfältige Programme bieten individuelle Unterstützung für Ausreise und Neustart