"STUDIUME" - Studierende engagieren sich , Datum: 05.12.2019, Format: Meldung, Bereich: Integration , Interview zum Internationalen Tag des Ehrenamts 2019

Am 5. Dezember feiern und ehren Menschen, Organisationen und staatliche Institutionen die zahlreichen freiwilligen Helferinnen und Helfer, die sich in ganz vielfältiger Art und Weise ehrenamtlich engagieren. Durch ihre Arbeit stärken Freiwillige überall auf der Welt den Zusammenhalt in Gemeinschaften und machen ihn für die Menschen dort erfahrbar. Dazu zählt auch, dass Menschen sich durch ihr Engagement mit ihren Fähigkeiten einbringen können, einen Beitrag für die Gesellschaft leisten und so ihre eigene Integration fördern.

Freiwilliges Engagement steigert zudem die Lebensqualität und die Identifikation mit dem Umfeld. Menschen fühlen sich dadurch heimischer. Das gilt auch und besonders für Studierende, wie das Vorgängerprojekt "Students meet Society" bereits gezeigt hat. Gerade für Länder wie Deutschland, die Fachkräfte gewinnen und integrieren wollen, sind solche Projekte sehr wichtig. Neben Job und Wohnung spielen das soziale Umfeld und die Wahrnehmung sinnstiftender Aufgaben eine wichtige Rolle.

Das vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) geförderte Projekt "STUDIUME" unterstützt internationale Studierende und Studierende mit Migrationsgeschichte dabei, sich in Deutschland freiwillig zu engagieren. Im Interview erläutert Dr. Serge Embacher, Leiter Arbeitsbereich Fachprojekte vom Bundesnetzwerk Bürgeschaftliches Engagement (BBE), worum es bei dem Projekt geht.

Portraitfoto eines Mannes. Dr. Serge Embacher, Leiter Arbeitsbereich Fachprojekte vom BBE. Quelle: © Embacher

Herr Dr. Embacher in einem Satz gesagt, worum geht es bei STUDIUME?

Dr. Serge Embacher: Bei STUDIUME geht es um die bessere gesellschaftliche Integration von internationalen Studierenden sowie Studierenden mit Migrationsgeschichte durch bürgerschaftliches Engagement.

Warum ist ehrenamtliches Engagement so wichtig und wertvoll?

Embacher: Bürgerschaftliches Engagement kann ganz wesentlich zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und der demokratischen Haltungen in der Gesellschaft beitragen. Es ist viel mehr als 'nur' Ehrenamt, weil es Menschen aufmerksam macht für ihre soziale Umgebung und weil es mithilft, Tugenden wie Fairness und Toleranz auszubilden. Allerdings können diese Effekte nur eintreten, wenn das Engagement tatsächlich freiwillig, unentgeltlich und gemeinsam mit anderen öffentlich sichtbar ausgeübt wird.

Mit "Students meet Society" hatten Sie bereits Erfolg und wollen nun daran anknüpfen. Worin lag dieser Erfolg?

Embacher: In dem Pilotprojekt, das in Halle an der Saale durchgeführt wurde, ging es darum zu zeigen, wie man die vorhandene Bereitschaft junger Menschen fördern und sie ermuntern kann, sich an ihrem Studienort zu engagieren. Die Universität als zentraler Lern- und Lebensort gerade für internationale Studierende spielt hier eine wichtige Rolle. Wenn bei der Betreuung und Begleitung dieser Gruppe von Studierenden – etwa im International Office einer Hochschule – die Vermittlung ins Ehrenamt als ein Element integriert wird, dann steigen die Chancen, aus Engagementbereitschaft auch tatsächliches Engagement zu machen. In Halle ist es gelungen, für diese anspruchsvolle Aufgabe eine strategische Verbindung zwischen der Martin-Luther-Universität und dem zivilgesellschaftlichen Umfeld herzustellen.

Was ist neu an STUDIUME?

Embacher: STUDIUME ist ein Transferprojekt und knüpft an die Erfahrungen aus Halle an und soll diese Erfahrungen auf andere Hochschulstandorten bundesweit übertragen und weiterentwickeln, um es als Modell für potenziell alle Hochschulen und Universitäten in Deutschland sichtbar zu machen.

Wo wird das Projekt stattfinden?

Embacher: Das Projekt wird an drei Standorten stattfinden: an der Universität Duisburg-Essen, an der Philipps-Universität Marburg und an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde. Dabei arbeiten die Hochschulen jeweils als Tandem zusammen mit gemeinnützigen Organisationen vor Ort. Das sind die Ehrenamt Agentur Essen, der Freiwilligenagentur Marburg-Biedenkopf und der Bürgerstiftung Barnim-Uckermark. Bei der Durchführung sollen jeweils möglichst viele Akteure vor Ort eingebunden werden, nicht zuletzt auch, um den internationalen Studierenden zu zeigen, dass ihr Engagement willkommen ist.

Über den Internationalen Tag des Ehrenamtes

Der Internationale Tag des Ehrenamtes (im Englischen International Volunteer Day) wurde 1985 wurde als Gedenk- und Aktionstag durch die Resolution 40/212 der Vereinten Nationen (UN) beschlossen. UN-Generalsekretär António Guterres drückt seine Wertschätzung mit den Worten aus, dass er "an diesem Internationalen Tag den Freiwilligen für ihre Anstrengungen dankt, niemanden zurück zu lassen".

Wie werden Studierende und andere Akteure von STUDIUME erfahren?

Embacher: Wir werden versuchen, möglichst große öffentliche Aufmerksamkeit für das Projekt zu erzielen, etwa durch Einbeziehung der lokalen Medien. Die Ausgangslage ist gut, da wir es mit hochmotivierten Standorten zu tun haben, die sehr gerne dabei sind. Und Dank der Förderung durch das BAMF konnten wir das Projekt so ausstatten, dass gute Ergebnisse erzielt werden können.

Wie hilft STUDIUME dabei, unsere Gesellschaft ein kleines bisschen besser zu machen?

Embacher: Wenn es uns gelingt, zu zeigen, dass bürgerschaftliches Engagement einen Beitrag zur gesellschaftlichen Integration von jungen Menschen aus vielen verschiedenen Ländern leistet, dann wäre schon viel gewonnen. Die Gesellschaft hierzulande würde um neue Facetten bereichert und manche skeptischen Personen werden vielleicht sehen, welche positiven Effekte Zuwanderung nach sich ziehen kann. Umgekehrt hätten wir junge Studierende, die ihre Engagement-Erfahrungen in Deutschland mit auf ihren weiteren Lebensweg nehmen, und das wäre im besten Fall – um einen etwas aus der Mode gekommenen Begriff zu verwenden – ein Beitrag zu mehr Völkerverständigung.