Deutsch lernen in Pandemiezeiten , Datum: 08.11.2021, Format: Meldung, Bereich: Behörde

Ähnlich wie der Schulunterricht haben Integrationskurse während der Covid-19-Pandemie teilweise digital stattgefunden. Wie gut hat das funktioniert und was sichert das Gelingen digitaler Unterrichtsformen im Integrationskurs? Eine neue Studie des BAMF-Forschungszentrums untersucht Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung im Integrationskurs aus Sicht der Lehrkräfte. Im Interview präsentieren die BAMF-Forschenden ihre Erkenntnisse.

Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Deshalb ist es besonders wichtig, die Teilnahme am Integrationskurs auch in der Covid-19-Pandemie zu ermöglichen. Ähnlich wie Schulen haben Kursträger ihren Teilnehmerinnen und Teilnehmern digitale Angebote gemacht. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hat die Kursträger hierbei unterstützt und ihnen Flexibilität bei der Durchführung der Integrationskurse eingeräumt.

Welche Erfahrungen haben Lehrkräfte im Integrationskurs mit digitalem Unterricht gesammelt? Welchen Herausforderungen standen sie gegenüber und welche Chancen sehen sie in der Digitalisierung der Integrationskurse? Die neue Studie "Digitales Lehren und Lernen im Integrationskurs – Herausforderungen und Potenziale aus der Sicht der Lehrkräfte" des BAMF-Forschungszentrums beleuchtet diese und weitere Fragen. Sie entstand im Rahmen des Projekts "Evaluation der Integrationskurse (EvIk)", das die Integrationskurse aus unterschiedlichen Perspektiven untersucht.

Im Interview berichten die BAMF-Forschenden, Ramona Kay und Dr. Jan Eckhard, über ihre Studienarbeit und die Eindrücke, die sie in den persönlich geführten Interviews mit Lehrkräften gewonnen haben:

Wie haben die befragten Lehrkräfte unter den pandemiebedingten Einschränkungen unterrichtet?

Porträtfoto einer Frau. Ramona Kay Quelle: © BAMF

Ramona Kay: Dies geschah tatsächlich auf sehr unterschiedliche Art und Weise. Manche Kurslehrkräfte nutzten mit ihren Teilnehmenden zu Beginn der Pandemie im März 2020 die angebotenen Online-Tutorien, wo es im Gegensatz zum virtuellen Klassenzimmer keinen direkten, sondern nur einen zeitverzögerten Kontakt zwischen Lehrkräften und Teilnehmenden gab. Einige Lehrkräfte mussten mit ihrem Kurs pausieren, da entweder die technische Ausstattung nicht vorhanden war oder es sich um Teilnehmende handelte, die gerade erst einen Alphabetisierungskurs begonnen hatten und deswegen nicht so einfach in die digitale Welt wechseln konnten. Andere Lehrkräfte wiederum sind mit ihrem Kurs problemlos ins virtuelle Klassenzimmer gewechselt. Ab dem 1. Juli 2020 war es für die Kursträger möglich eines von fünf Modellen zur flexiblen Kursdurchführung unter Einhaltung der Hygienevorschriften zu wählen, sodass ein Großteil der Kurse, vor allem Alphabetisierungskurse, wieder im Präsenzunterricht stattfinden konnten. Es gab aber auch einige Allgemeine Integrationskurse, die das virtuelle Klassenzimmer fortführten.

Wie ist es den Lehrkräften gelungen, sich auf die Neuerungen, die der Lockdown brachte, einzustellen?

Porträtfoto eines Mannes. Dr. Jan Eckhard Quelle: © Privat

Dr. Jan Eckhard: Die Mehrheit der von uns befragten Lehrkräfte verfügte vor der Corona-Pandemie über noch keine nennenswerten Erfahrungen mit digitalen Unterrichtsformen. Mit sehr viel Engagement gelang es ihnen aber, sich in kurzer Zeit mit den betreffenden Programmen und Unterrichtsmethoden vertraut zu machen. An vielen Bildungseinrichtungen arbeiteten die betroffenen Lehrkräfte hierbei sehr eng zusammen und unterstützten sich gegenseitig. Besonders bemerkenswert finde ich, dass die Lehrerinnen und Lehrer mit sehr viel Einsatz auch dafür sorgten, dass ihre Kursteilnehmenden rechtzeitig über die nötige Ausstattung und über die erforderlichen Grundkenntnisse für den Einstieg in den digitalen Unterricht verfügten. Beispielsweise wurden Laptops bereitgestellt, die aus früheren Computerkursen stammten, Computer aus den Schulungsräumen des Trägers an Teilnehmende verliehen oder die Anschaffung von Laptops mit der Pandemiezulage des BAMF finanziert. Für Teilnehmende, die in ihren privaten Wohnungen oder Unterkünften keine geeigneten Bedingungen vorfinden konnten, richtete ein Träger außerdem neue Einzel-Arbeitsplätze in den Schulungsräumen ein.

Was ist aus Sicht der Lehrkräfte nötig, damit digitales Lehren und Lernen im Integrationskurs bestmöglich funktionieren?

Dr. Jan Eckhard: Aus Sicht der Lehrkräfte ist es sehr wichtig, dass sowohl der Umfang als auch die Art der verwendeten digitalen Unterrichtselemente stets an die Kenntnisse und an den Lernfortschritt der Kursteilnehmenden angepasst werden. Um hierzu in der Lage zu sein, wünschen sich die Lehrkräfte Informationsangebote und Fortbildungen, in denen sie verschiedene Anwendungsmöglichkeiten für digitale Medien und Lernprogramme im Integrationskursunterricht kennenlernen können. Auf große Zustimmung stieß daher auch, dass das BAMF für Integrationskurslehrkräfte seit Ende 2020 die Zusatzqualifikation "Medienkompetenz" anbietet.

Sie haben Interviews mit Integrationslehrkräften geführt und ausgewertet. Gab es etwas, das Sie überrascht hat?

Ramona Kay: Ja, zum einen das große Interesse der Kursträger und Lehrkräfte an unserem Studienthema und zum anderen die große Teilnahmebereitschaft, für die wir uns auch hier nochmals ganz herzlich bei allen teilnehmenden Lehrkräften und ihren Kursträgern bedanken. Unsere Interviewteilnehmenden haben uns einen tiefen und ehrlichen Einblick in ihren Unterricht während der pandemiebedingten Einschränkungen gegeben, der für unsere Studie immens wichtig war.