Von der Dienststelle zur Bundesbehörde ,
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In der vom Wandel geprägten Geschichte des Bundesamts spiegeln sich Ereignisse und Entwicklungen rund um die bundesdeutsche Flüchtlings- und Asylpolitik bis hin zum heutigen Migrations- und Integrationsgeschehen wider.
Quelle: BAMF
Die Geschichte des Bundesamts beginnt 1946 nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit der Unterbringung heimatloser Ausländerinnen und Ausländer, den sogenannten Displaced Persons, auf dem Gelände des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Langwasser durch die Nothilfe- und Wiederaufbauverwaltung der Vereinten Nationen (UNRRA). In dem von den amerikanischen Streitkräften zur Verfügung gestellten Unterkünften hielten sich zu Beginn vor allem Letten und Esten auf. Diese benannten das Lager nach der infolge des 1. Weltkriegs in zwei Teile geteilten lettisch-estnischen Grenzstadt Valka.
Nachdem die Namensgeber bis 1947 in großer Mehrzahl nach Amerika ausgewandert waren, übergab die Nachfolgeorganisation der UNRRA das "Valka-Lager" an die neu gegründeten deutschen Flüchtlingsbehörden.
Bundesdienststelle für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge
Quelle: BAMF
Mit der Übernahme des Abkommens über die Rechtstellung der Flüchtlinge, der Genfer Konvention im Jahr 1953, wurde die Bundesdienststelle für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge gegründet. Der Vorläufer des späteren Bundesamts war mit seinen 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von nun an zuständig für die Asylanträge der Flüchtlinge. Diese wohnten ebenfalls auf dem Areal des sogenannten "Valka-Lagers", im neuen Bundessammellager für Ausländerinnen und Ausländer, wo sie bis zur Bestimmung ihrer endgültigen Unterbringung versorgt wurden.
Im Mai 1960 wurde das "Valka-Lager" geschlossen. Die verbliebenen Flüchtlinge wurden in der ehemaligen Polizeikaserne von Zirndorf untergebracht, die bereits seit 1955 zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt wurde. Der Bund hatte dort zwei neue Unterkunftsgebäude errichtet. Die Beschäftigten der Bundesdienststelle folgten ein Jahr später in das ebenfalls neu errichtete Verwaltungsgebäude.
Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge
Quelle: BAMF
Mit dem Ausländergesetz vom 28. April 1965 wurde die Bundesdienststelle zum "Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge" aufgewertet. Abgesehen vom durch die Ereignisse des "Prager Frühlings" bedingten Flüchtlingszuzug, verblieb die Zahl der zu bearbeitenden Asylanträge für die nunmehr rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einem niedrigen Niveau.
Die Zahl der Asylanträge stieg mit den bürgerkriegsähnlichen Zuständen in der Türkei 1974 deutlich an und lag 1980 bei über 100.000, darunter allein 55.000 Anträge von türkischen Staatsangehörigen. Das Bundesamt reagierte: die Behörde wurde bis 1980 auf 240 Beschäftigte ausgebaut. Die Aufnahmeeinrichtung mit den offiziell nur 450 Plätzen war regelmäßig überbelegt.
Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der anschließend entstehenden Flüchtlingsbewegung stiegen die Asylantragszahlen weiter an. Im Jahr 1992 beantragten ca. 438.000 Menschen Asyl in der Bundesrepublik Deutschland. Die hohe Zahl an Asylsuchenden führte zu organisatorischen Veränderungen und zu einem Anstieg der Beschäftigten. Das Bundesamt richtete in den Bundesländern insgesamt 48 Außenstellen ein und beschäftigte in diesen Zeiten über 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Nachdem der Bund für die Zentrale im Nürnberger Stadtgebiet zunächst verschiedene Bürogebäude angemietet hatte, befand sich diese 1993 in Nürnberg-Langwasser. Ende des Jahres 1996 bezog das Bundesamt mit 800 Mitarbeitenden seine heutige Zentrale in der Frankenstraße - ein geschichtsträchtiges Domizil; stadtbekannt als "Südkaserne".
Mit dem 1993 verabschiedeten Asylkompromiss fielen die Asylantragszahlen stark. Für das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge folgte ein weit reichender Umstrukturierungsprozess, der mit der Umsetzung des Zuwanderungsgesetzes im Jahr 2005 seinen Höhepunkt erreichte. Aus dem Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge wurde das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
Quelle: BAMF
Das neue Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erhielt durch das Zuwanderungsgesetz neben dem Asylverfahren umfangreiche Aufgaben im Bereich der Integration und der Migration. Daneben wurden auch einige bereits bestehende Aufgaben, wie die der Führung des Ausländerzentralregisters und im Bereich der Rückkehrförderung, beim Bundesamt gebündelt. Somit hat sich das Bundesamt in der letzten Dekade von einer reinen Asylbehörde zu einem Kompetenzzentrum für Migration und Integration entwickelt.
Über seine dezentrale Struktur mit Außenstellen in allen Bundesländern ist das Bundesamt in ganz Deutschland präsent. 2016 wuchs das Personal des Bundesamtes auf 7.300 Vollzeitäquivalente (VZÄ) an. Unter den Beschäftigten waren sowohl Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einem Anstellungsverhältnis im BAMF als auch Zuweisungen und Abordnungen - unterschiedliche Bundesressorts sowie Vivento, Post, Bundeswehr und die Bundesagentur für Arbeit unterstützten temporär mit fast 1.600 VZÄ u. a. beim Rückstandsabbau, in Warteräumen und in mobilen Einheiten.
In den Jahren 2015 und 2016 hat die Zahl der Asylsuchenden in Deutschland deutlich zugenommen. 2015 wurden rund 476.000 Asylanträge gestellt, 2016 wurde der bisher höchste Stand von rund 745.000 erreicht.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat sich in den vergangenen Jahren tiefgreifend umstrukturiert. Seit dem starken Anstieg der Asylanträge in den Jahren 2015 und 2016, der rein quantitativ zunächst eine Überforderung bisheriger Behördenstrukturen darstellte, hat das Bundesamt auf die Herausforderungen reagiert und sich für die Zukunft flexibel und solide aufgestellt.
Wenngleich das Bundesamt schon früher das Kompetenzzentrum für die Bereiche Asyl, Migration und Integration war, positioniert es sich heute bewusster als solches und baut seine Kompetenzen weiter aus. Zugleich hat es die Bereiche Sicherheit und Digitalisierung in der Verwaltung in sein Portfolio aufgenommen sowie die internationalen Aufgaben ausgeweitet.
Von 2017 bis 2020 waren die Zahlen der Asylsuchenden stets rückläufig. Im Jahr 2020 wurden rund 122.000 Asylanträge gestellt. Im Jahr 2021 stieg die Zahl erstmals wieder auf 190.816 Personen. Die Zahlen für 2020 und 2021 bedingen sich allerdings auch durch die weltweiten Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie.
Zu Beginn des Jahres 2023 arbeiten rund 8.300 Menschen beim BAMF. Etwa ein Drittel in der Zentrale und zwei Drittel bundesweit an ca. 60 Standorten. Von 1953 bis 2022 wurden in Deutschland etwa 6,3 Millionen Asylanträge gestellt.