Abwanderung aus Deutschland , Format: Artikel, Bereich: Behörde

Bei einem Anstieg der Zuwanderung verlassen mit einer zeitlichen Verzögerung auch vermehrt ausländische Staatsangehörige Deutschland, wie die Entwicklung seit 2010 zeigt. Bis 2012 waren die Fortzüge relativ konstant, danach stieg ihre Anzahl, bis sie im Jahr 2016 den vorläufigen Höhepunkt erreichte. Insgesamt zogen zwischen 2010 und 2019 12,8 Millionen ausländische Staatsangehörige aus dem Ausland nach Deutschland, im gleichen Zeitraum verließen aber auch 7,8 Millionen das Staatsgebiet wieder.

Abbildung 1: Zu- und Fortzüge von ausländischen Staatsangehörigen nach und aus Deutschland seit 20101

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Quelle: Statistisches Bundesamt, Wanderungsstatistik

Im Jahr 2019 wurden 961.258 Fortzüge von ausländischen Staatsangehörigen (2018: 923.581) registriert. Im gleichen Zeitraum gab es 1.345.943 Zuzüge. Der Wanderungssaldo der ausländischen Personen betrug damit 2019 +384.685 und sank im Vergleich zum Jahr 2018 (+460.000) um 16,4 Prozent.

Der Wanderungssaldo deutscher Staatsangehöriger2 ist hingegen seit 2010 durchgehend negativ. Deutsche Staatsangehörige waren im Jahr 2019 nach rumänischen Staatsangehörigen3 zwar die zweitgrößte Zuwanderungsgruppe (206.634 Zuzüge), gleichzeitig wurde mit 270.294 Fortzügen ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr registriert (+3,2 Prozent, 2018: 261.851 Fortzüge). Somit beträgt der Wanderungssaldo deutscher Staatsangehöriger im Jahr 2019 -63.660. Beliebteste Zielländer von abwandernden deutschen Staatsangehörigen waren 2019 die Schweiz, Österreich und die Vereinigten Staaten.

Abbildung 2: Zu- und Fortzüge von deutschen Staatsangehörigen nach und aus Deutschland seit 20101

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Quelle: Statistisches Bundesamt, Wanderungsstatistik

Abwanderung deutscher Staatsangehöriger

Die amtliche Wanderungsstatistik erlaubt grundsätzlich – bei deutschen wie ausländischen Staatsangehörigen – keine Aussagen über Zweck und Dauer der Abwanderung. Bei den fortziehenden Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit handelt es sich zum einen um klassische (langfristige) Migration, beispielsweise um Personen, die auf Dauer in die Vereinigten Staaten abwandern. Zum anderen sind damit temporäre Migrationsformen wie z. B. Erwerbsmigration, Seniorinnen und Senioren (Ruhesitzwanderung) und Studierende sowie deren Angehörige erfasst. Da der amtlichen Wanderungsstatistik zudem auch keine Informationen über das Qualifikationsniveau der Abwandernden entnommen werden können, kann nicht angegeben werden, wie viele hochqualifizierte Personen temporär oder auf Dauer aus Deutschland fortziehen.

Allerdings ermöglichen Daten aus dem "German Emigration and Remigration Panel" (GERPS) entsprechende Aussagen für deutsche Abwandernde. In dem Forschungsprojekt wurden deutsche Staatsangehörige im Alter zwischen 20 und 70 Jahren befragt, die zwischen Juli 2017 und Juni 2018 ins Ausland verzogen oder aus dem Ausland nach Deutschland zurückgekehrt sind.

Die Resultate zeigen:

  • Bei den international mobilen Deutschen handelt es sich überproportional um jüngere Menschen. Der Anteil der 25- bis 39-Jährigen liegt bei den Fortzügen ins Ausland mit 63 Prozent deutlich über dem Anteil dieser Altersgruppe an der Bevölkerung Deutschlands (27 Prozent).
  • Deutsche Abwandernde sind überdurchschnittlich hoch qualifiziert: Während in der deutschen Gesamtbevölkerung nur jeder Vierte über einen akademischen Abschluss verfügt, sind es unter den Abwandernden über drei Viertel.
  • Für zwei Drittel der umgezogenen Personen ist der Auslandsaufenthalt allerdings nur zeitlich befristet für einige Jahre geplant, bei ebenfalls knapp zwei Dritteln gab es bereits frühere Auslandsaufenthalte.
  • Diese Form internationaler Migration führt somit auf längere Sicht voraussichtlich zu keinem Verlust von hochqualifizierten Fachkräften.

Nähere Informationen zur Studie finden Sie auf der Internetseite zum GERPS.

Hinweis

Weiterführende Informationen zum Thema "Abwanderung aus Deutschland" in einer PDF-Datei sowie den dazugehörigen Tabellen-Anhang finden Sie unter "Downloads".

Fußnoten

  1. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2016 sind aufgrund methodischer Änderungen und technischer Weiterentwicklungen nur bedingt mit den Vorjahreswerten vergleichbar. Die Genauigkeit der Ergebnisse ist aufgrund von Unstimmigkeiten in Zusammenhang mit der melderechtlichen Behandlung von Schutzsuchenden eingeschränkt. Ausführliche Informationen dazu befinden sich auf der Internetseite des Statistischen Bundesamtes zu Wanderungen.
  2. Unter Herausrechnung der im vertriebenenrechtlichen Verfahren aufgenommenen Personen, die in der Zuzugsstatistik als Zuzüge von Deutschen registriert werden.
  3. Ohne Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler.