Überblick über das Migrationsgeschehen in Deutschland , Format: Artikel, Bereich: Behörde

Nettomigration geht weiter zurück

Nachdem die Zuwanderung nach Deutschland im Jahr 2015 insbesondere aufgrund des hohen Zuzugs von Asylsuchenden mit 2,1 Millionen Zuzügen und einer Nettomigration von 1,1 Millionen Personen einen Höchststand erreichte, ging die Nettomigration in den vier Folgejahren wieder zurück. 2019 wurden rund 1,6 Millionen Zuzüge und 1,2 Millionen Fortzüge erfasst. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zuwanderung nach Deutschland um 1,7 Prozent gesunken, die Abwanderung nahm gegenüber 2018 um 3,9 Prozent zu. Damit wurde ein Wanderungssaldo von +327.060 Personen verzeichnet, ein etwas geringerer Wert als 2018 (+399.680 Personen).

Abbildung 1: Gesamtwanderungsgeschehen in den letzten fünf Jahren

Diagramm kann nicht geladen werden

Quelle: Statistisches Bundesamt, Wanderungsstatistik

Zwei Drittel aller Zuzüge aus europäischen Staaten

Das Migrationsgeschehen nach Deutschland ist seit Jahren vor allem durch Zuwanderung aus bzw. Abwanderung in andere europäische Staaten gekennzeichnet. So kamen 2019 66,5 Prozent aller zugewanderten Personen aus einem anderen europäischen Land1 davon 51,1 Prozent aus Staaten der EU und 15,4 Prozent aus den übrigen europäischen Staaten. 13,7 Prozent der Zuwandernden zogen aus einem asiatischen Staat zu. Lediglich 4,2 Prozent der Zuwandernden kamen aus afrikanischen Ländern nach Deutschland und 5,5 Prozent aus Amerika, Australien und Ozeanien2.

Die Bedeutung der innereuropäischen Migration zeigt sich auch bei den Fortzügen: Auch hier war Europa die Hauptzielregion. Etwa zwei Drittel der abwandernden Personen zogen im Jahr 2019 aus Deutschland in ein anderes europäisches Land (67,3 Prozent), 56,0 Prozent wanderten in andere EU-Mitgliedstaaten. Der Anteil der Fortzüge nach Asien betrug 7,9 Prozent, derjenige nach Amerika, Australien und Ozeanien 5,0 Prozent. Nach Afrika wanderten lediglich 2,7 Prozent der registrierten fortziehenden Personen ab.

Abbildung 2: Migration nach Herkunfts- und Zielgebieten im Jahr 2019

Diagramm kann nicht geladen werden

Diagramm kann nicht geladen werden

*Inkl. Türkei und Russische Föderation.
Quelle: Statistisches Bundesamt, Wanderungsstatistik

Im Jahr 2019 ergab sich der größte positive Wanderungssaldo jedoch nicht gegenüber den EU-Staaten, wie noch im Vorjahr, sondern gegenüber Asien mit +115.940, auch wenn dieser im Vergleich zum Vorjahr sank (2018: +118.686). Auch der Saldo gegenüber EU-Staaten fiel mit +106.511 niedriger aus als noch im Jahr zuvor (2018: +195.366). Gegenüber afrikanischen Herkunftsländern (2019: +32.347, 2018: +28.767) sowie gegenüber Amerika, Australien und Ozeanien (2019: 23.458, 2018: +21.606) stiegen die Wanderungssalden im Vergleich zu den Vorjahren etwas an.

Für freizügigkeitsberechtigte EU-Staatsangehörige ist die Bundesrepublik ein konstant attraktives Ziel.
Rumänien stellte, wie bereits in den Jahren zuvor, 2019 das Hauptherkunftsland von Zuwandernden (14,8 Prozent aller Zuzüge), gefolgt von Polen (8,4 Prozent) und Bulgarien (5,3 Prozent). Die weiteren quantitativ wichtigen Herkunftsländer 2019 waren Italien, Türkei, Kroatien, Indien, Ungarn, die Vereinigten Staaten und Serbien. Damit sind sechs der zehn Hauptherkunftsländer von Migrantinnen und Migranten des Jahres 2019 EU-Staaten.

Abbildung 3: Migration 2019 nach den häufigsten Herkunfts- und Zielländern

Diagramm kann nicht geladen werden

Quelle: Statistisches Bundesamt, Wanderungsstatistik

Deutlich rückläufige Zuwanderungszahlen wurden für die Hauptherkunftsländer von Schutzsuchenden verzeichnet. Während im Jahr 2017 Syrien in der Reihenfolge der zugangsstärksten Herkunftsländer noch den sechsten Rang belegte, zählt es seit 2018 nicht mehr zu den zehn quantitativ wichtigsten Herkunftsländern im Wanderungsgeschehen insgesamt. Auch 2019 gingen die Zuwanderungszahlen aus Syrien um 17,1 Prozent zurück, ebenso beim Irak (-26,4 Prozent) und bei Iran (-18,2 Prozent).

Bei den Fortzügen waren im Jahr 2019 Rumänien, Polen und Bulgarien die wichtigsten Ziele. Bei diesen Ländern ist somit ein hohes Wanderungsvolumen feststellbar, d. h. es ziehen sowohl viele Menschen von dort nach Deutschland zu als auch wieder in diese Staaten fort. Der höchste positive Wanderungssaldo im Jahr 2019 wurde gegenüber Rumänien verzeichnet (+40.164). Mit deutlichem Abstand folgt Syrien mit +23.967. Der positive Wanderungssaldo aus Syrien ist in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgegangen (2018: +28.814, 2017: +49.123, 2016: +153.239).


Mehr zu den Datenquellen

Wanderungsstatistik

In der Wanderungsstatistik erfasst das Statistische Bundesamt alle Zu- und Fortzüge mit Verlegung des Hauptwohnsitzes über die Gemeinde- oder die Bundesgrenze hinweg. Für die Messung der internationalen Migration sind die Wanderungen über die Bundesgrenze relevant. Es werden deutsche und ausländische Staatsangehörige erfasst.

Die Erfassung der Wanderungsfälle verläuft über die Registrierung der An- und Abmeldungen in den lokalen Meldebehörden. Für Personen mit Wohnsitz im Ausland ist dies bei Aufenthalten in Deutschland von mehr als drei Monate verpflichtend.

Die Wanderungsstatistik ist fallbezogen, d.h. jeder Wanderungsfall geht in die Statistik ein. Bei einer Person, die in einem Jahr mehrfach umzieht, wird jede einzelne Wanderung gesondert erfasst.

Ausländerzentralregister

Im Ausländerzentralregister (AZR) werden alle ausländischen Staatsangehörigen im Hinblick auf ihren Aufenthaltsstatus in Deutschland registriert, sobald diese sich längerfristig – d. h. in der Regel länger als drei Monate – in Deutschland aufhalten. Für die Messung von Ab- und Zuwanderung wird die sogenannte Bewegungsbilanz nach dem AZR herangezogen. Diese weist Veränderungen im Registerbestand im Vergleich zum Vorjahr aus.

Das AZR ist eine personenbezogene Statistik - die Zu- und Abwanderungszahlen auf Basis des AZR sind daher niedriger als die auf An- und Abmeldungen basierenden, fallbezogenen Zahlen der Wanderungsstatistik des Statistischen Bundesamtes.


Hinweis

Weiterführende Informationen zum Thema "Überblick über das Migrationsgeschehen in Deutschland" in einer PDF-Datei sowie den dazugehörigen Tabellen-Anhang finden Sie unter "Downloads".

Fußnoten

  1. Europäische Union und europäische Drittstaaten inklusive der Türkei und der Russischen Föderation (beide werden in den amtlichen Statistiken zu Europa gezählt).
  2. In diesem Abschnitt wird auf das Herkunfts- bzw. Zielland der wandernden Personen abgestellt, nicht auf deren Staatsangehörigkeit. Somit können beispielsweise in der Zuwanderung aus EU-Ländern auch Drittstaatsangehörige enthalten sein, die aus diesen Ländern nach Deutschland ziehen. Zur Migration von EU-Staatsangehörigen siehe den Abschnitt "EU-Binnenmigration".