Abwanderung aus Deutschland , Format: Artikel, Bereich: Behörde

Bei einem Anstieg der Zuwanderung verlassen mit einer zeitlichen Verzögerung auch vermehrt ausländische Staatsangehörige Deutschland, wie die Entwicklung seit 2010 zeigt. Bis 2012 waren die Fortzüge relativ konstant, danach stieg ihre Anzahl, bis sie im Jahr 2016 den vorläufigen Höhepunkt erreichte. Insgesamt zogen zwischen 2010 und 2020 13,8 Millionen ausländische Staatsangehörige nach Deutschland. Im gleichen Zeitraum verließen jedoch auch 8,5 Millionen das Staatsgebiet wieder.

Abbildung 1: Zu- und Fortzüge von ausländischen Staatsangehörigen nach und aus Deutschland seit 20101

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Quelle: Statistisches Bundesamt, Wanderungsstatistik


Im Jahr 2020 wurden 746.212 Fortzüge von ausländischen Personen (2019: 961.258) registriert. Im gleichen Zeitraum gab es 994.819 Zuzüge von ausländischen Personen nach Deutschland. Der Wanderungssaldo betrug damit +248.607 und sank im Vergleich zum Jahr 2019 (+384.685) um 35,4 Prozent.

Bei Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit ist die Abwanderung im Vergleich zu 2019 ebenfalls zurückgegangen. Deutsche Staatsangehörige waren im Jahr 2020 nach rumänischen Staatsangehörigen zwar die zweitgrößte Zuwanderungsgruppe (188.324 Zuzüge), gleichzeitig wurden 220.239 Fortzüge von deutschen Staatsangehörigen aus dem Bundesgebiet registriert, ein Minus gegenüber dem Vorjahr von 18,5 Prozent (2019: 270.294 Fortzüge). Im Jahr 2020 lag der Wanderungsverlust2 bei deutschen Staatsangehörigen bei -31.915 (2019: -63.660).

Abbildung 2: Zu- und Fortzüge von deutschen Staatsangehörigen nach und aus Deutschland seit 20103

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Quelle: Statistisches Bundesamt, Wanderungsstatistik


Abwanderung deutscher Staatsangehöriger

Die amtliche Wanderungsstatistik erlaubt grundsätzlich – bei deutschen wie ausländischen Staatsangehörigen – keine Aussagen über Zweck und Dauer der Abwanderung. Bei den fortziehenden Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit handelt es sich zum einen um klassische (langfristige) Migration, beispielsweise um Personen, die auf Dauer in die Vereinigten Staaten abwandern. Zum anderen sind damit temporäre Migrationsformen wie z. B. Erwerbsmigration, Seniorinnen und Senioren (Ruhesitzwanderung) und Studierende sowie deren Angehörige erfasst.4 Da der amtlichen Wanderungsstatistik zudem auch keine Informationen über das Qualifikationsniveau der Abwandernden entnommen werden können, kann nicht angegeben werden, wie viele hochqualifizierte Personen temporär oder auf Dauer aus Deutschland fortziehen.

Allerdings ermöglichen Daten aus dem "German Emigration and Remigration Panel" (GERPS) entsprechende Aussagen für deutsche Abwandernde. In dem Forschungsprojekt wurden deutsche Staatsangehörige im Alter zwischen 20 und 70 Jahren befragt, die zwischen Juli 2017 und Juni 2018 ins Ausland verzogen oder aus dem Ausland nach Deutschland zurückgekehrt sind.

Die Resultate zeigen:

  • Bei den international mobilen Deutschen handelt es sich überproportional um jüngere Menschen. Der Anteil der 25- bis 39-Jährigen liegt bei den Fortzügen ins Ausland mit 63 Prozent deutlich über dem Anteil dieser Altersgruppe an der Bevölkerung Deutschlands (27 Prozent).
  • Deutsche Abwandernde sind überdurchschnittlich hoch qualifiziert: Während in der deutschen Gesamtbevölkerung nur jeder Vierte über einen akademischen Abschluss verfügt, sind es unter den Abwandernden über drei Viertel.
  • Für zwei Drittel der umgezogenen Personen ist der Auslandsaufenthalt allerdings nur zeitlich befristet für einige Jahre geplant, bei ebenfalls knapp zwei Dritteln gab es bereits frühere Auslandsaufenthalte.
  • Diese Form internationaler Migration führt somit auf längere Sicht voraussichtlich zu keinem Verlust von hochqualifizierten Fachkräften.

Nähere Informationen zur Studie finden Sie auf der Internetseite zum GERPS.

Hinweis

Weiterführende Informationen zum Thema "Abwanderung aus Deutschland" in einer PDF-Datei sowie den dazugehörigen Tabellen-Anhang finden Sie unter "Downloads".

Fußnoten

  1. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2016 sind aufgrund methodischer Änderungen und technischer Weiterentwicklungen nur bedingt mit den Vorjahreswerten vergleichbar. Die Genauigkeit der Ergebnisse ist aufgrund von Unstimmigkeiten in Zusammenhang mit der melderechtlichen Behandlung von Schutzsuchenden eingeschränkt. Ausführliche Informationen dazu befinden sich auf der Internetseite des Statistischen Bundesamtes zu Wanderungen.
    Die Wanderungszahlen 2019 enthalten Abmeldungen von Amts wegen von EU-Staatsangehörigen, die im Rahmen der Europawahl von Meldebehörden vorgenommen wurden. Aus diesem Grund ist die Fortzugszahl 2019 nur beschränkt mit den Werten davor und danach vergleichbar.
    Im Zuge der Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie kann es ab Mitte März 2020 aufgrund von Einschränkungen im Publikumsverkehr von Meldebehörden oder verlängerten Fristen zur An- und Abmeldung zu einer zeitlich verzögerten Erfassung von Wanderungsfällen in der Statistik kommen.
  2. Unter Herausrechnung der im vertriebenenrechtlichen Verfahren aufgenommenen Personen, die in der Zuzugsstatistik als Zuzüge von Deutschen registriert werden.
  3. Fußnote 1 findet auch hier Anwendung.
  4. Die genannten Gruppen dürften insgesamt in der Fortzugsstatistik untererfasst sein, da sich wahrscheinlich zahlreiche Fortgezogene melderechtlich nicht abmelden oder in Deutschland ihren Wohnsitz beibehalten.