Wegweiserkurse ,
Wegweiserkurse sollen Schutzsuchenden unmittelbar nach ihrer Ankunft in Deutschland nützliche Informationen für den Alltag und die wesentlichen Grundlagen des kulturellen Zusammenlebens in Deutschland vermitteln. Die Kurse finden in den Herkunftssprachen der Teilnehmenden statt.
Inhalte und Ziele
Der Kurs hat das Ziel, Schutzsuchenden nach ihrer Ankunft nützliche Informationen für den Alltag und die wesentlichen Grundlagen des kulturellen Zusammenlebens in Deutschland zu vermitteln. Er umfasst 15 Unterrichtseinheiten und behandelt verschiedene Themenbereiche, die in insgesamt elf Module aufgeteilt sind:
- Modul 1: Kurseinstieg
- Modul 2: Leben in der AnkER- bzw. funktionsgleichen Einrichtung
- Modul 3: Asylverfahren
- Modul 4: Mobilität
- Modul 5: Zusammenleben in Deutschland
- Modul 6: Werte, Normen, Rechte und Gesetze
- Modul 7: Gesundheit und medizinische Versorgung
- Modul 8: Einkaufen, Umwelt, Verbraucherschutz und Medien
- Modul 9: Kindergarten und Schule
- Modul 10: Ausbildung, Studium und Beruf
- Modul 11: Chancen und Handlungsimpulse, Selbstlernmöglichkeiten
Da neu Zugewanderte zu Beginn des Aufenthaltes in Deutschland nur selten über Deutschkenntnisse verfügen, erfolgt der Unterricht in den Wegweiserkursen in der jeweiligen Herkunftssprache. So gibt es unter anderem Kurse auf Arabisch, Dari, Englisch oder Tigrinya. Auf diese Weise kann über komplexe Inhalte wie Gleichberechtigung gesprochen werden, ohne dass die Kursteilnehmenden in ihren Verstehens- und Ausdrucksmöglichkeiten eingeschränkt werden.
Die genauen Inhalte der Module sowie weitere Umsetzungsmodalitäten sind im Curriculum für herkunftssprachliche Wegweiserkurse festgehalten. Das Curriculum der Wegweiserkurse wurde im Modellprojekt "Wegweiserkurse für Asylsuchende in Erstaufnahmeeinrichtungen" vom Sächsischen Volkshochschulverband e. V. in Kooperation mit ARBEIT UND LEBEN Sachsen e. V. erarbeitet. Das BAMF hat das Curriculum für den bundesweiten Einsatz angepasst und auf Basis einer formativen Evaluation stetig weiterentwickelt.
Kulturmittlerinnen und Kulturmittler als Kursleitende
Die Kurse werden von Kulturmittlerinnen und Kulturmittlern unterrichtet. Sie kennen die Herkunftssprache und die Kultur der Kursteilnehmenden und verfügen selbst über eigene Migrationserfahrungen. Hierdurch fungieren die Kulturmittlerinnen und Kulturmittler als Brückenbauende zwischen den Kulturen und stellen gleichzeitig mit ihrer Lebensgeschichte positive Vorbilder dar.
Die Kulturmittlerinnen und Kulturmittler werden in einer speziell für sie entwickelten Schulung auf ihren Einsatz in den Wegweiserkursen vorbereitet. Sie findet auf Basis des Curriculums für die Schulung von Kulturmittler:innen in Wegweiserkursen statt und umfasst insgesamt 48 Unterrichtseinheiten (UE), aufgeteilt auf folgende vier Module:
- Modul 1: Das Lebensumfeld Asylsuchender in der Einrichtung und das Asylverfahren
- Modul 2: Ziele und Inhalte der herkunftssprachlichen Wegweiserkurse
- Modul 3: Methodik der Durchführung von Wegweiserkursen
- Modul 4: Interkulturalität und Umgang mit Konflikten
Grundlage für die Erarbeitung des vorliegenden Schulungscurriculums waren erprobte sowie evaluierte Konzepte des Bayerischen Volkshochschulverbandes e.V., des Landesverbandes der Volkshochschulen Schleswig-Holstein e.V., des Vereins Diên Hông - Gemeinsam unter einem Dach e.V. und des Diakonischen Werks an der Saar gGmbH. Auf Basis dieser Erfahrungswerte hat das Goethe-Institut e.V. eine Aggregation zu einem ortsunabhängig einsetzbaren Schulungscurriculum vorgenommen.
Wegweiserkurse als gewinnbringendes Kursformat
Bis 2024 hat der Bund in folgenden Bundesländern Wegweiserkurse gefördert: in Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, dem Saarland und in Schleswig-Holstein. Die Träger vor Ort haben im Rahmen dieser vier Modellprojekte mehrere hundert Wegweiserkurse in 17 verschiedenen Sprachen durchgeführt. Die Evaluation der Modellprojekte zeigt:
Insgesamt werden die Wegweiserkurse als gewinnbringend wahrgenommen, insbesondere für Personen, die erst seit vergleichsweise kurzer Zeit in Deutschland sind. Die Teilnehmenden schätzen die Möglichkeit, Informationen aus glaubwürdigen Quellen zu erhalten, da ihnen der Zugang zu diesen ihrem subjektiven Empfinden nach häufig fehlt. Die Teilnehmenden bestätigen, mit dem Kurs grundlegendes und dennoch umfangreiches Wissen zum Leben in Deutschland vermittelt zu bekommen. Insbesondere hilft der WWK dabei, den Alltag und die Kultur in Deutschland besser zu verstehen und auch einen passenden Deutschkurs zu finden.
"Die herkunftssprachliche Kursdurchführung sowie die Rolle der Kulturmittlerinnen und Kulturmittler ist aus Sicht der Befragten zentral."
Die Evaluation zeigt, dass es sich bei ihnen in der Regel um stark intrinsisch motivierte Personen handelt. Die Kenntnis der Kulturmittlerinnen und Kulturmittler sowohl über die deutsche Kultur als auch die der Herkunftsländer erlaubt es, dass sie eine Brückenfunktion erfüllen und Wissen zielgruppengerecht vermitteln. Aufgrund der Inhalte und der Art der Vermittlung empfinden Teilnehmenden den Kurs als motivierend, um Schritte zu gehen, die ihnen langfristig eine aktive Rolle in der deutschen Gesellschaft ermöglichen.
Im Downloadbereich stehen allen interessierten Akteuren wesentliche Ergebnisse der Modellprojektphase im zur Verfügung: das im Rahmen der Modellprojektphase (weiter-)entwickelte "Curriculum für herkunftssprachliche Wegweiserkurse", das "Curriculum für die Schulung von Kulturmittler:innen in Wegweiserkursen" sowie die Evaluationsergebnisse (siehe EOK-Bericht zu den Jahren 2017 bis 2020, Anlage 2; EOK-Bericht zu den Jahren 2020 bis 2022, Anlage 2 und 5).
Aktuelle Wegweiserkurse
Im Herbst 2024 sind die Wegweiserkurse in Bayern und Schleswig-Holstein in eine neue Projektphase gestartet: Seit Oktober 2024 laufen sie im Rahmen von AMIF-geförderten Projekten, kofinanziert von Bund und Land. Nähere Informationen zu den Landesprojekten finden Sie auf den Webseiten