Bestimmung von Fachkräfteengpässen und Fachkräftebedarfen in Deutschland , Datum: 15.09.2015, Bestellnummer: FFWP64, Format: Working Paper, Bereich: Behörde

In der vorliegenden Studie werden die wichtigsten Aspekte und Grundannahmen des aktuellen Diskurses um Fachkräfteengpässe und künftige Fachkräftebedarfe in Deutschland rekonstruiert und zusammengefasst. Sie gibt zudem einen Überblick über die wichtigsten Variablen und Berechnungsgrundlagen zur Bestimmung von Fachkräfteengpässen und zur Identifizierung von Fachkräftebedarfen.

Ein flächendeckender Fachkräftemangel ist in Deutschland derzeit nicht zu beobachten, wenngleich sich in einigen Berufen, etwa in der Gesundheits- und in der Pflegebranche, größere Engpässe abzeichnen. Dennoch lassen sich auch in anderen Berufen und Berufszweigen temporär oder regional begrenzt auftretende Fachkräfteengpässe messen, die sich als Momentaufnahme des Arbeitsmarktes entsprechend darstellen lassen.

Da es keine "Königsvariable" zur Bestimmung von Fachkräfteengpässen gibt, gestaltet sich die methodische Herangehensweise zu deren Berechnung entsprechend schwierig. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Mobilität der Beschäftigten und die interne Durchlässigkeit der Betriebsstrukturen sowie die Ausrichtung der Stellenprofile als ausgesprochen dynamisch erweisen. Eine Fachkräfteengpassanalyse wird zweimal pro Jahr von der Bundesagentur für Arbeit erstellt. Diese verzichtet aufgrund der genannten methodischen Erfassungsprobleme darin jedoch stets auf eine Nennung zukünftiger Bedarfszahlen, wodurch zugleich eine Festlegung auf konkrete Zuwanderungskontingente vermieden werden kann. Die Migration in den deutschen Arbeitsmarkt im Allgemeinen und in identifizierte Engpass- oder Mangelberufe im Besonderen folgt daher dem Angebot-Nachfrage-Mechanismus.

Zuwanderung ist ein wichtiger Baustein

Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung in Deutschland sind jedoch generell politische Maßnahmen erforderlich, um die Fachkräftebasis mittel- und langfristig zu sichern. Denn mit dem Eintritt der geburtenstarken Jahrgänge in das Rentenalter stellt sich zunehmend die Frage, ob die entstehenden Lücken auf dem Arbeitsmarkt durch den Eintritt der jüngeren, geburtenschwächeren Alterskohorten geschlossen werden können und in welchem Maße Zuwanderung erforderlich ist. In der Gesamtstrategie zur Sicherung der Beschäftigungsbasis ist Zuwanderung ein unumstrittener, keineswegs jedoch ein singulärer Baustein.

Innerhalb der Gesamtstrategie gewinnt zudem die Zuwanderung aus Drittstaaten gegenüber der Migration aus den anderen EU-Mitgliedsstaaten zunehmend an Bedeutung, da die Erwerbsmigration aus Drittstaaten durch die Anpassung der rechtlichen Instrumentarien leichter gesteuert werden kann. Zudem werden viele EU-Staaten mittel- und langfristig von ähnlichen demographischen Veränderungen und einem Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials betroffen sein wie Deutschland, so dass die eigenen Bürger zu einer Humanressource werden, die in absehbarer Zeit auf den Arbeitsmärkten der Herkunftsstaaten wieder stärker nachgefragt sein könnte.

Das Working Paper 64 wurde von der beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge angesiedelten Nationalen Kontaktstelle des Europäischen Migrationsnetzwerks (EMN) als deutscher Beitrag für eine europaweit vergleichende Untersuchung erstellt und aus EU-Mitteln kofinanziert.

Verfasser der Studie: Dr. Michael Vollmer

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