Islamisches Gemeindeleben in Deutschland , Datum: 17.04.2012, Bestellnummer: FFFB13, Format: Forschungs­bericht, Bereich: Behörde

In Deutschland gibt es rund 2.350 Moscheen und Cem-Häuser (alevitische Gebetshäuser). In mindestens 1.700 islamischen Gemeinden ist regelmäßig ein Imam oder, im Falle der alevitischen Gemeinden, ein Dede tätig. Zu diesen Ergebnissen kommen die beiden in dem Forschungsbericht veröffentlichten Studien, die im Auftrag der Deutschen Islam Konferenz (DIK) durchgeführt wurden. Vom Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung wurden die Angebote und Strukturen der islamischen Gemeinden untersucht, vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge die islamischen Religionsbediensteten.

Das islamische Gemeindeleben in Deutschland ist vielfältig

Die islamische Gemeindelandschaft in Deutschland stellt sich in Hinblick auf die auf vertretene Glaubensrichtungen, Verbandszugehörigkeiten bzw. Nicht-Zugehörigkeiten sowie Herkunftsländer der Besucher als außerordentlich vielfältig dar. Dementsprechend bilden auch die dort tätigen Religionsbediensteten eine heterogene Gruppe. Zwar dominieren türkisch geprägte Gemeinden und entsprechend Imame sowie Dedes mit einem türkischen Migrationshintergrund. Aber circa jeder fünfte Religionsbedienstete stammt aus einem anderen Land als der Türkei. Zudem werden viele türkisch geprägte Gemeinden auch von Gläubigen anderer Herkunftsländer besucht. Imame stehen damit oft vor der Herausforderung, auch Muslime mit anderen sprachlichen und kulturellen Wurzeln in ihre Gemeinde zu integrieren.

Islamische Gemeinden und ihre Religionsbediensteten spielen eine wichtige Rolle bei der Integration von Muslimen

Fast alle islamischen Gemeinden bieten mehr als religiöse Dienstleistungen. Breiten Raum nehmen Orientierungshilfen für die deutsche Gesellschaft ein, etwa Beratungsangebote oder Hausaufgabenhilfe. Zwischen religiösen und nicht-religiösen Angeboten besteht kein Konkurrenzverhältnis, vielmehr ist die Ressourcenausstattung der Gemeinde ausschlaggebend. Die Angebotsvielfalt in den Gemeinden hat ihre Entsprechung in den Tätigkeitsbereichen der Imame und Dedes. Nur eine Minderheit von ihnen beschränkt sich auf die Ausübung traditioneller religiöser Aufgaben. Mehr als 95 Prozent übernehmen zusätzliche Aufgaben im sozialen Bereich, im interkulturellen Dialog oder bei der Kooperation mit Lehrern, Sozialarbeitern oder anderen Akteuren der Aufnahmegesellschaft.

Sehr großes Interesse von Imamen und Dedes an Fort- und Weiterbildungen

Islamische Gemeinden und die dort tätigen Religionsbediensteten sind damit wichtige Ansprechpartner für die Integration von Muslimen. Es zeigt sich aber auch, dass Imame und Dedes oft Aufgaben übernehmen, für die sie nicht ausgebildet wurden. Das erklärt das außerordentlich große Interesse von Imamen und Dedes an Fort- und Weiterbildungen, vor allem im sozialen, beratenden und seelsorgerischen Bereich. Bestehende Initiativen der DIK zur Aus- und Fortbildung von islamischen Religionsbediensteten werden durch die Analysen bestätigt. Darüber hinaus können aus den Ergebnissen Ansatzpunkte für den Ausbau zielgruppengerechter Angebote abgeleitet werden.


Beide Studien präsentieren erstmals belastbare bundesweite Daten über das vielfältige islamische Gemeindeleben in Deutschland. Die detaillierten Ergebnisse bieten solide Hintergrundinformationen zur Versachlichung der Diskussion über islamische Organisationen und die dort tätigen Imame sowie Dedes.

Verfasser und Verfasserin des Forschungsberichts über Angebote und Strukturen islamischer Gemeinden: Dirk Halm und Martina Sauer
Verfasserinnen des Forschungsberichts über islamische Religionsbedienstete: Jana Schmidt und Dr. Anja Stichs