Das Aufnahmeprogramm "Neustart im Team" , Datum: 21.06.2023, Format: Forschungs­bericht, Bereich: Behörde , Studie zur Programmumsetzung

Zwischen 2019 und 2022 hat das Forschungszentrum des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) die Umsetzung des staatlich-gesellschaftlichen Pilotprogramms NesT zur Aufnahme besonders schutzbedürftiger Geflüchteter evaluiert. Der Forschungsbericht 44 befasst sich mit den Ergebnissen der Evaluation.

Das NesT-Programm ist Teil des deutschen Resettlement-Programms. Im Jahr 2023 ist die Aufnahme von bis zu 200 besonders schutzbedürftigen Flüchtlinge mit dem NesT-Programm vorgesehen. Im Resettlement und NesT werden Personen aufgenommen, die aus ihren Herkunftsländern geflohen sind und sich in sogenannten Erstzufluchtsstaaten aufhalten. Geflüchtete erhalten somit die Möglichkeit einer dauerhaften Lebensperspektive in Deutschland.

Mit dem NesT-Programm werden besonders schutzbedürftige Geflüchtete von zivilgesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren – den sogenannten Mentoring-Gruppen – finanziell und ideell in Deutschland unterstützt. So stellen sie den Geflüchteten einen angemessenen Wohnraum zur Verfügung und übernehmen für zwölf Monate die Nettokaltmiete. Zudem erklären sie sich bereit, die aufgenommenen Personen mindestens ein Jahr mit Rat und Tat zu unterstützen. Eine eigens für das NesT-Programm eingerichtete Zivilgesellschaftliche Kontaktstelle (ZKS – bestehend aus Vertretern der Caritas, des Deutschen Roten Kreuzes und der Evangelischen Kirche von Westfalen) ist Ansprechpartnerin für Interessierte und entstandene Mentoring-Gruppen.

Zentrale Ergebnisse

Großes Engagement bei den Mentorinnen und Mentoren

Die Ergebnisse zeigen eine hohe Bereitschaft der Mentoring-Gruppen, Geflüchteten einen guten Start in Deutschland zu ermöglichen. Vielfach konnten die Mentoring-Gruppen auf ein breites Wissen und Kontakte vor Ort zurückgreifen, das den Geflüchteten zugutekommt.

Hohe Akzeptanz bei den Geflüchteten

Für Geflüchtete ist die Teilnahme am NesT-Programm freiwillig. Die überwiegende Mehrheit stimmt der Teilnahme zu, wenn sie ihnen angeboten wird. Die Mentoring-Gruppen sind in den ersten Monaten nach der Ankunft in Deutschland die wichtigsten und zum Teil einzigen Ansprechpersonen für Geflüchtete. Aus dieser engen Beziehung entsteht oft ein Verhältnis gegenseitigen Vertrauens, dass von allen Programmteilnehmenden eine hohe Wertschätzung erfährt.

Programm stellt hohe Anforderungen an Mentorinnen und Mentoren

Die Teilnahme am Programm ist für die Mentoring-Gruppen anspruchsvoll. Wesentliche Herausforderungen sind neben der finanziellen Beteiligung z.B. die Anforderung, angesichts angespannter Wohnungsmärkte eine Wohnung bereitzustellen oder eine relativ lange Wartezeit zwischen Antragstellung und Ankunft der Geflüchteten.

Ausblick und Fazit

Bis Ende 2022 kam eine relativ kleine Anzahl von 139 Geflüchteten mit dem NesT-Programm nach Deutschland. Um die geplanten Aufnahmezahlen von 200 Geflüchteten im Jahr zu erreichen, empfiehlt die Evaluation, die Attraktivität des Programms weiter zu steigern. Folgende Maßnahmen können dabei sinnvoll sein:

  • Die Rekrutierung von Mentorinnen und Mentoren soll intensiviert werden.
  • Die Hürden der Programmteilnahme sollen für Mentorinnen und Mentoren gesenkt werden.
  • Eine transparente Kommunikation mit den Mentoring-Gruppen soll weiter ausgebaut werden.
  • Eine hohe Qualität der Unterstützung soll das zentrale Programmziel bleiben.

Insgesamt zeigt die Evaluation, dass das staatlich-zivilgesellschaftliche Aufnahmeprogramm "Neustart im Team" eine wichtige Ergänzung für den Ausbau legaler Zugangswege zum Schutz von Geflüchteten darstellt. Es muss dennoch qualitativ und zahlenmäßig weiterentwickelt werden, um sich in der deutschen Flüchtlingspolitik zu etablieren.

Der Forschungsbericht wurde verfasst von: Florian Tissot, Nadja Dumann und Maria Bitterwolf

Zitation

Tissot, F., Dumann, N. & Bitterwolf, M. (2024). Das Aufnahmeprogramm "Neustart im Team": Studie zur Programmumsetzung (Forschungsbericht 44, 1. korrigierte Fassung). Nürnberg. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.
https://doi.org/10.48570/bamf.fz.fb.44.d.2023.nest.1.1

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