Zugehörigkeit und Zusammenleben , Datum: 14.11.2023, Format: Forschungs­bericht, Bereich: Behörde , Einstellungen in der Bevölkerung mit Migrationshintergrund aus muslimisch geprägten Herkunftsländern

Im Forschungsbericht 47 werden Einstellungen zu verschiedenen Aspekten der Zugehörigkeit und des gesellschaftlichen Zusammenlebens in Deutschland bei Personen mit einem Migrationshintergrund aus muslimisch geprägten Herkunftsländern untersucht und mit den Einstellungen von Personen ohne Migrationshintergrund verglichen.

Die Analysen basieren auf Daten der bundesweiten Repräsentativbefragung "Muslimisches Leben in Deutschland 2020", die im Auftrag der Deutschen Islam Konferenz durchgeführt wurde. Darin werden folgende Einstellungsdimensionen beleuchtet: Kriterien der Zugehörigkeit zu Deutschland, Akkulturationseinstellungen, Etabliertenvorrechte, soziale Distanz sowie wahrgenommene Integrationsmöglichkeiten und wahrgenommener Ausschluss muslimischer Personen.

Im Forschungsbericht stehen die Einstellungen von Personen mit Migrationshintergrund aus muslimisch geprägten Herkunftsländern im Fokus und werden mit den Einstellungen von Personen ohne Migrationshintergrund verglichen. Zudem werden Gruppenunterschiede nach der Generationenzugehörigkeit und der Aufenthaltsdauer sowie nach der Religionsangehörigkeit betrachtet und Zusammenhänge mit religions-, migrations- und integrationsbezogenen Merkmalen untersucht.

Zentrale Ergebnisse

Viele Übereinstimmungen, aber auch Unterschiede, zwischen den Einstellungen von Personen mit und ohne Migrationshintergrund

Bei einigen Einstellungsdimensionen, etwa der sozialen Distanz gegenüber Asylantragstellenden, ähneln sich die Personen mit und ohne Migrationshintergrund stark, bei anderen zeigen sich Unterschiede, beispielsweise bei den wahrgenommenen Integrationsmöglichkeiten muslimischer Zugewanderter. Bei den Einstellungen spielt unter anderem die eigene Zugehörigkeit der betreffenden Bevölkerungsgruppe, z. B. zur Gruppe der muslimischen Religionsangehörigen oder Asylantragstellenden, eine Rolle für die Einstellungen einer Person.

Migrationserfahrung und Zuwanderungsgeschichte spielen eine Rolle

Bei einigen Einstellungsdimensionen, z. B. den Akkulturationseinstellungen, zeigen sich Unterschiede zwischen Alt- und Neuzugewanderten, die sich teilweise durch die Berücksichtigung der untersuchten religions-, migrations- und integrationsbezogenen sowie soziodemografischen Merkmale erklären lassen. Zudem deuten die empirischen Analysen auf einen intergenerationalen Wandel bei einigen Einstellungsdimensionen hin, z. B. in der sozialen Distanz gegenüber homosexuellen Personen.

Religiöse Merkmale hängen mit Einstellungen zusammen, die direkt oder indirekt mit Religion in Verbindung stehen

Die Religionszugehörigkeit und Gläubigkeit spielen vor allem bei Einstellungsmerkmalen eine Rolle, die einen direkten Religionsbezug haben, z. B. beim Zugehörigkeitskriterium des christlichen Glaubens, oder bei Fragen, die mit religiösen Normen und Deutungen im Zusammenhang stehen, z. B. die Einheirat von Angehörigen bestimmter Gruppen.

Offenes Gesellschaftsbild vorherrschend und vereinzelte Handlungsfelder

Die Einstellungen von Personen mit Migrationshintergrund aus muslimisch geprägten Herkunftsländern zeigen insgesamt ein überwiegend offenes Gesellschaftsbild auf. Handlungsbedarf besteht jedoch hinsichtlich der vergleichsweise ausgeprägten sozialen Distanzen gegenüber homosexuellen Personen sowie Asylantragstellenden. Weiterhin zeigt sich bei einigen Angehörigen der Nachfolgegenerationen eine Präferenz für Segregation, das bedeutet für die Beibehaltung der Herkunftskultur ohne eine gleichzeitige Teilhabe an der Gesellschaft in Deutschland.

Der Forschungsbericht wurde verfasst von Dr. Amrei Maddox und Katrin Pfündel.

Er ist Bestandteil einer dreiteiligen Publikationsserie zum breit gefächerten Themenbereich des gesellschaftlichen Zusammenhalts. In einem weiteren Bericht wird die wahrgenommene Diskriminierung untersucht (Forschungsbericht 48). Eine dritte Studie thematisiert interreligiöses Wissen und interreligiöse Kontakte in Bezug auf die drei monotheistischen Religionen, das Judentum, das Christentum und den Islam (Kurzanalyse 2|2023).

Zitation

Maddox, A. & Pfündel, K. (2023). Zugehörigkeit und Zusammenleben. Einstellungen in der Bevölkerung mit Migrationshintergrund aus muslimisch geprägten Herkunftsländern (Forschungsbericht 47). Nürnberg. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. https://doi.org/10.48570/bamf.fz.fb.47.d.2023.mld2020.einstellungen.1.0