Soziale Isolation und Einsamkeit bei Geflüchteten in Deutschland , Datum: 10.12.2024, Format: Forschungs­bericht, Bereich: Behörde

Der Forschungsbericht 50 befasst sich mit der Verbreitung und Entwicklung sozialer Isolation und sozialer Einsamkeit unter Geflüchteten in Deutschland. Soziale Isolation ist definiert als das Fehlen enger Bezugspersonen und auch von eher lockeren Kontakten. Soziale Einsamkeit wiederum bezieht sich auf die subjektive Wahrnehmung insbesondere der gesellschaftlichen Einbindung.

In den Analysen werden auch Vergleiche zu zugewanderten Personen ohne Fluchterfahrung sowie zu Personen ohne Migrationshintergrund vorgenommen. Dies wird möglich, indem neben den Daten der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten auch Daten der IAB-SOEP-Migrationsstichprobe und das sozioökonomischen Panels (SOEP) aus den Jahren 2016 bis 2022 verwendet werden.

Zentrale Erkenntnisse

Geflüchtete sind stärker von Beziehungsarmut betroffen und fühlen sich häufiger einsam als andere Bevölkerungsgruppen

14 Prozent der Geflüchteten fehlen jegliche enge Bezugspersonen. Für die Vergleichsgruppen, nämlich Zugewanderte ohne Fluchterfahrung sowie Personen ohne oder mit indirektem Migrationshintergrund, liegt dieser Wert zwischen zehn und elf Prozent. Beziehungsarmut betrifft geflüchtete Männer und geflüchtete Frauen jedoch nicht in gleicher Weise. Während geflüchtete Männer häufiger als andere Bevölkerungsgruppen ohne jegliche engen Bezugspersonen sind, haben geflüchtete Frauen vergleichsweise selten enge Bezugspersonen außerhalb ihrer Familie.

Geflüchtete sind nicht nur häufiger ohne eine enge Bezugsperson als andere Bevölkerungsgruppen, sie fühlen sich auch häufiger einsam. Gut ein Fünftel der Geflüchteten fühlte sich im Jahr 2021 oft oder sehr oft einsam. Bei Personen ohne Migrationshintergrund betrug der Anteil dagegen nur rund sechs Prozent.

Geflüchtete Frauen sind häufiger von Kontaktarmut betroffen als geflüchtete Männer

Neben dem Fehlen von engen Bezugspersonen lässt sich mit den Daten auch das Fehlen von weiteren, eher lockeren Kontakten untersuchen. Geflüchteten Frauen fehlen häufiger soziale Kontakte außerhalb der Verwandtschaft als geflüchteten Männern. Im Verlauf der ersten sechs Jahre nach der Einreise sind bei 15 Prozent der geflüchteten Frauen nur selten oder gar keine Kontakte zu nicht-verwandten Personen vorhanden. Bei geflüchteten Männern liegt dieser Wert bei ca. fünf Prozent.

Ältere Geflüchtete und Geflüchtete mit niedrigem Bildungsstand sind einem erhöhten Risiko auf sozialer Isolation ausgesetzt

Ältere Geflüchtete sind häufiger von Kontaktarmut betroffen als jüngere Geflüchtete. Aufgrund der Bedeutung von Deutschkenntnissen für das Knüpfen sozialer Kontakte besteht zudem für Personen mit niedrigem Bildungsstand ein erhöhtes Risiko, keine Beziehungen und Kontakte außerhalb der eigenen Familie zu haben.

Kontakte in die Aufnahmegesellschaft und Arbeitsmarktintegration können Einsamkeit und soziale Isolation verhindern Wenige oder keine Kontakte zu Deutschen sowie das Gefühl, diskriminiert zu werden, stehen bei den Geflüchteten in einem deutlichen Zusammenhang mit dem Gefühl sozialer Einsamkeit.

Die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit oder Ausbildung führt zu häufigeren Kontakten zu nicht-verwandten Personen, insbesondere zu Deutschen, und geht zudem mit einem geringeren Risiko einher, ohne enge Beziehungen außerhalb des Familiennetzwerkes zu sein.

Der Forschungsbericht wurde verfasst von: Dr. Jan Eckhard und Dr. Manuel Siegert

Zitation

Eckhard, J. & Siegert, M. (2024). Soziale Isolation und Einsamkeit bei Geflüchteten in Deutschland (Forschungsbericht 50). Nürnberg. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. https://doi.org/10.48570/bamf.fz.fb.50.d.2024.sozisolation.1.0