Alphabetisierung und Deutscherwerb von Geflüchteten: Deutschkenntnisse und Förderbedarfe von Erst- und Zweitschriftlernenden in Integrationskursen , Datum: 16.03.2018, Format: Kurzanalyse, Bereich: Behörde

Die erhöhte Fluchtmigration in den letzten Jahren insbesondere aus arabischsprachigen Herkunftsländern führte zu einem steigenden Anteil von Personen, die im lateinischen Alphabet nicht alphabetisiert sind. Die Kurzanalyse 01|2018 liefert Erkenntnisse zur Alphabetisierung und zum Deutscherwerb von Geflüchteten, die zwischen 2013 und 2016 nach Deutschland gekommen sind. Die Kurzanalyse konzentriert sich dabei besonders auf die Deutschkenntnisse und Förderbedarfe von Personen mit Alphabetisierungsbedarf in Integrationskursen.

Die Kurzanalyse 01|2018 basiert auf Daten der "IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten 2016", bei der in der zweiten Jahreshälfte 2016 etwa 4.500 Geflüchtete befragt wurden, die zwischen 2013 und 2016 nach Deutschland gekommen sind und einen Asylantrag gestellt haben. In der Kurzanalyse wird der Alphabetisierungsgrad der befragten Geflüchteten unter Berücksichtigung von Kenntnissen in lateinischen und nicht-lateinischen Schriftsystemen bestimmt und ihr Deutscherwerb in Abhängigkeit davon näher betrachtet. Die Analysen basieren auf von den Befragten selbsteingeschätzten Sprachkenntnissen.

Zu den zentralen Ergebnissen zählen:

  • Zum Zeitpunkt der Einreise waren etwa 34 Prozent der Geflüchteten lateinisch alphabetisiert, 51 Prozent Zweitschriftlernende (d. h. in nicht-lateinischem Schriftsystem alphabetisiert) und 15 Prozent Erstschriftlernende (d. h. in keinem Schriftsystem alphabetisiert).

  • Bei der Einreise waren in allen drei Gruppen weder schriftliche noch mündliche Deutschkenntnisse in nennenswertem Ausmaß vorhanden.

  • Weniger als ein Fünftel der Erstschriftlernenden hatte bis zum Befragungszeitpunkt in der zweiten Hälfte 2016 bereits an einem Integrationskurs teilgenommen. Bei Zweitschriftlernenden betrug dieser Anteil 33 Prozent und bei lateinisch Alphabetisierten 39 Prozent.

  • Den stärksten Zuwachs ihrer selbsteingeschätzten Deutschkenntnisse verzeichneten lateinisch Alphabetisierte, den niedrigsten Erstschriftlernende.

  • Integrationskursabsolventen, die bei Einreise lateinisch alphabetisiert waren, gaben zum Befragungszeitpunkt überwiegend gute Deutschkenntnisse an. Erst- und Zweitschriftlernende hatten größtenteils zwar grundlegende Kenntnisse erworben, jedoch erscheint für das Erreichen einer selbstständigen Sprachverwendung eine Anschlussförderung über den Integrationskurs hinaus insbesondere für Erstschriftlernende sinnvoll und wichtig.

  • Auch unter den Geflüchteten, die zum Befragungszeitpunkt (noch) nicht an einem Integrationskurs teilgenommen hatten, stellen Erst- und Zweitschriftlernende zusammen noch knapp zwei Drittel der Geflüchteten. Die Ergebnisse weisen somit auf einen weiterhin großen Bedarf an Alphabetisierungs- und vor allem Zweitschriftlernerkursen hin.

Verfasserin der Kurzanalyse: Jana A. Scheible

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