Die Religionszugehörigkeit, religiöse Praxis und soziale Einbindung von Geflüchteten , Datum: 08.06.2020, Format: Kurzanalyse, Bereich: Behörde

In der BAMF-Kurzanalyse 2|2020 wird untersucht, welchen Religionen sich die befragten Geflüchteten zugehörig fühlen, welchen Stellenwert Religion und Glaube in ihrem Leben haben und wie sozial eingebunden die Angehörigen der unterschiedlichen Glaubensrichtungen sind.

Anhand der Daten der 2. Welle der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten aus dem Jahr 2017 geht der Autor der Frage nach, welchen Glaubensrichtungen sich die Geflüchteten, die in den Jahren 2013 bis einschließlich 2016 nach Deutschland gekommen sind, zugehörig fühlen. Weiterhin zeigt er, welchen Stellenwert Religion und Glaube im Leben der Geflüchteten haben und in welchem Umfang sie am religiösen Leben in Deutschland teilnehmen. Abschließend wird untersucht, ob die Teilnahme an religiösen Veranstaltungen – als Indikator für die Teilnahme am religiösen Leben – mit der sozialen Integration in einem Zusammenhang steht.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

Geflüchtete erhöhen die religiöse Vielfalt in Deutschland

Unter den befragten Geflüchteten, die in den Jahren 2013 bis einschließlich 2016 nach Deutschland gekommen sind, ist insbesondere der Anteil der muslimischen Religionsangehörigen deutlich größer als in der restlichen Bevölkerung in Deutschland. Im Gegensatz dazu sind die Anteile der christlichen Religionsangehörigen und derjenigen, die sich keiner Glaubensrichtung zuordnen, erheblich geringer.

Die muslimischen Geflüchteten stammen überwiegend aus dem Nahen und Mittleren Osten, während die muslimische Bevölkerung in Deutschland insgesamt mehrheitlich türkeistämmig ist. Daher kann angenommen werden, dass aufgrund der unterschiedlichen lokalen Traditionen auch die Vielfalt des muslimischen Lebens in Deutschland weiter zunehmen wird.

Unter den christlichen Geflüchteten ist der Anteil derjenigen, die sich einer orthodoxen Kirche zugehörig fühlen, deutlich höher und dafür der Anteil derjenigen, die sich der evangelischen und insbesondere der katholischen Kirche zurechnen, weitaus kleiner als innerhalb der restlichen christlichen Bevölkerung in Deutschland.

Vor allem für christliche Geflüchtete scheinen Glaube und Religion besonders bedeutsam zu sein

Glaube und Religion scheinen besonders den befragten christlichen Geflüchteten wichtig zu sein, wohingegen die befragten muslimischen Geflüchteten diesbezüglich eher den in Deutschland lebenden Menschen christlichen Glaubens entsprechen. Dabei scheint den muslimischen Geflüchteten Glaube und Religion etwas weniger wichtig zu sein als den sonstigen muslimischen Religionsangehörigen in Deutschland.

Teilnahme am religiösen Leben und soziale Einbindung stehen in einem positiven Zusammenhang

Geflüchtete, die am religiösen Leben teilnehmen, sind stärker sozial eingebunden als Geflüchtete, die dies nicht tun. Dabei steht der häufige Besuch religiöser Veranstaltungen auch in einem leicht positiven Zusammenhang mit der Zeit, die speziell mit Deutschen verbracht wird. Das heißt, es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass die Teilnahme am religiösen Leben mit einer Abschottung von der Aufnahmegesellschaft einhergeht.

Kurzanalyse wurde verfasst von: Dr. Manuel Siegert

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