Interreligiosität und interreligiöse Offenheit von Menschen mit Migrationshintergrund aus muslimisch geprägten Herkunftsländern , Datum: 14.11.2023, Format: Kurzanalyse, Bereich: Behörde

Die Kurzanalyse 2|2023 untersucht die interreligiöse Offenheit von Menschen mit Migrationshintergrund aus muslimisch geprägten Herkunftsländern. Dabei werden das interreligiöse Wissen über den Islam, das Christentum und das Judentum, der Besuch von den Gebetshäusern Moschee, Kirche und Synagoge sowie interreligiöse Kontakte in den Blick genommen.

Die Analysen beruhen auf den Daten der bundesweiten Repräsentativbefragung "Muslimisches Leben in Deutschland 2020", die im Auftrag der Deutschen Islam Konferenz durchgeführt wurde. Im Fokus der Betrachtungen steht die interreligiöse Offenheit von Personen mit Migrationshintergrund aus muslimisch geprägten Herkunftsländern. Personen ohne Migrationshintergrund bilden eine Vergleichsgruppe. Differenziert wird weiterhin nach Religionszugehörigkeit, wobei zwischen muslimischen, christlichen und anderen Religionsangehörigen sowie Personen, die keiner Religion angehören unterschieden wird. Außerdem werden Zusammenhänge mit religions-, migrations- und integrationsbezogenen Merkmalen untersucht.

Zentrale Ergebnisse:

  • Nicht-muslimische Personen mit Migrationshintergrund aus muslimisch geprägten Herkunftsländern in Deutschland geben häufiger an, eher oder sehr viel über den Islam zu wissen als Personen ohne Migrationshintergrund. Das Wissen über das Christentum ist bei nicht-christlichen Personen beider Gruppen relativ hoch. Ein Großteil der Personen mit und ohne Migrationshintergrund gibt an, eher wenig oder sehr wenig über das Judentum zu wissen.
  • Beim Besuch oder der Besichtigung von Gebetshäusern spielen bestehende Möglichkeiten eine Rolle. Kirchen, die in Deutschland leicht zugänglich sind, wurden von einem Großteil der nicht-christlichen Personen mit und ohne Migrationshintergrund schon ein- oder mehrmals besucht. Besuche von Moscheen und insbesondere Synagogen kommen seltener vor.
  • Auch im Hinblick auf interreligiöse Kontakte sind Gelegenheiten von Bedeutung. Nicht-christliche Personen mit und ohne Migrationshintergrund haben größtenteils Kontakt zu christlichen Personen, die mit deutlichem Abstand die größte Religionsgemeinschaft in Deutschland bilden.
  • Eigene interreligiöse Erfahrungen durch den Besuch einer Moschee und interreligiöse Kontakte zu Musliminnen und Muslimen im Bekanntenkreis mindern bei nicht-muslimischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund Befürchtungen über einen zu stark werdenden Einfluss des Islam.
  • Selbsteingeschätztes Wissen wirkt sich weniger eindeutig auf entsprechende Befürchtungen aus. Bei Menschen ohne Migrationshintergrund besteht kein signifikanter Zusammenhang mit dem Kenntnisstand. Bei Menschen mit Migrationshintergrund geht viel Wissen sogar mit stärkeren Befürchtungen bezüglich eines größer werdenden Einflusses des Islam einher.

Autorinnen der Kurzanalyse sind Katrin Pfündel und Dr. Anja Stichs. Sie ist Bestandteil einer dreiteiligen Publikationsserie zum breit gefächerten Themenbereich des gesellschaftlichen Zusammenhalts. In einem weiteren Bericht werden Einstellungen zu verschiedenen Aspekten der Zugehörigkeit zu Deutschland und gegenüber Angehörigen anderer gesellschaftlicher Gruppen untersucht (Forschungsbericht 47). Eine dritte Studie thematisiert Diskriminierungserfahrungen von Personen aus muslimisch geprägten Herkunftsländern im Alltag, in der Schule sowie bei der Arbeits- und Wohnungssuche (Forschungsbericht 48).

Zitation

Pfündel, K. & Stichs, A. (2023). Interreligiosität und interreligiöse Offenheit von Menschen mit Migrationshintergrund aus muslimisch geprägten Herkunftsländern (Kurzanalyse 02|2023). Nürnberg. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.
https://doi.org/10.48570/bamf.fz.ka.02/2023.d.11/2023.interreligos.1.0