Bleibe- und Rückkehrabsichten von Geduldeten , , Erkenntnisse aus einem Umfrageexperiment mit westafrikanischen Schutzsuchenden
Quelle: © BAMF
Die BAMF-Kurzanalyse 02|2025 beleuchtet die Bleibe- und Rückkehrabsichten geduldeter Menschen in Deutschland und gibt Einblicke in individuelle Entscheidungsprozesse. Um herauszufinden, unter welchen Umständen geduldete Menschen in Deutschland bleiben oder in ihr Herkunftsland zurückkehren wollen, wurde ein innovatives Umfrageexperiment – eine Vignettenstudie – mit Geduldeten aus Nigeria, Ghana, Gambia und Sierra Leone durchgeführt und die Ergebnisse mit Erkenntnissen aus qualitativen Interviews verknüpft. Die Kurzanalyse ist aus dem Projekt "Machbarkeitsstudie: Im-/Mobilität ausreisepflichtiger Personen in Deutschland" (MIMAP) hervorgegangen.
Die Lebenssituation von Geduldeten bewegt sich im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlicher Teilhabe und möglicher Rückkehr. Bisherige Forschung zu Bleibe- und Rückkehrabsichten lässt diese Menschen allerdings weitestgehend außer Acht. Ein Grund dafür ist, dass diese Gruppe für wissenschaftliche Befragungen nur schwer zu erreichen ist. Für die vorliegende Untersuchung wurde daher auf innovative Methoden zurückgegriffen.
Vignettenstudie – Was ist das überhaupt?
Die Befragung erfolgte über eine eigens entwickelte App, die ein Umfrageexperiment enthielt. Auf Grundlage eigener Erfahrungen sprachen die Teilnehmenden darin vier fiktiven geduldeten Personen mit experimentell variierten Merkmalen eine Empfehlung bezüglich eines Verbleibs in Deutschland oder einer Rückkehr in ihr Herkunftsland aus. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse wurden durch Einblicke aus qualitativ-ethnografischen Interviews vertieft.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick
Situation im Herkunftsland, Erwerbstätigkeit in Deutschland und Familiensituation haben den größten Einfluss auf Bleibe- und Rückkehrabsichten
Die Auswertungen zeigen, dass eine verbesserte Situation im Herkunftsland zu einer deutlich gesteigerten Rückkehrabsicht führt. Hingegen zeichnet sich eine Bleibeneigung insbesondere dann ab, wenn Menschen in Deutschland einer Erwerbstätigkeit nachgehen und wenn die eigenen Kinder ebenfalls in Deutschland leben.
Erwartungen der Familie im Herkunftsland spielen eine untergeordnete Rolle
Die Erwartungen von Angehörigen im Herkunftsland werden in der Forschung und in der rückkehrpolitischen Diskussion häufig als ein Hindernis für die Rückkehrentscheidung wahrgenommen. In dieser BAMF-Kurzanalyse zeigt sich kein eindeutiger Einfluss auf Bleibe- oder Rückkehrabsichten.
Migrationspolitische Steuerungsinstrumente sind nachrangig für Bleibe- und Rückkehrabsichten
Die Bleibe- und Rückkehrabsichten von Geduldeten aus dem anglophonen Westafrika verändern sich nicht signifikant mit der Höhe der finanziellen Rückkehrförderung, mit einem erhöhten Abschiebungsrisiko oder aufgrund verbesserter Chancen auf einen legalen Aufenthalt.
Resümee
Die Ergebnisse der Kurzanalyse zeigen, dass Bleibe- und Rückkehrabsichten von Geduldeten nicht eindimensional betrachtet werden sollten, sondern von mehreren Faktoren abhängig sind. Daher ist eine gut abgestimmte Kombination von Maßnahmen der Rückkehrförderung sowie Optionen der Aufenthaltsverstetigung notwendig, um Langzeitduldungen zu verhindern und die Ausreisepflicht zu beenden.
Die Kurzanalyse wurde verfasst von: Randy Stache, Dr. Lisa Johnson, Dr. Laura Peitz und Anne-Kathrin Carwehl
Zitation
Stache, R., Johnson, L., Peitz, L. & Carwehl, A.-K. (2025). Bleibe- und Rückkehrabsichten von Geduldeten: Erkenntnisse aus einem Umfrageexperiment mit westafrikanischen Schutzsuchenden (Kurzanalyse 02|2025). Nürnberg. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. https://doi.org/10.48570/bamf.fz.ka.02/2025.d.2025.bleibrueckabsicht.1.0