Problemlagen geflüchteter Integrationskursteilnehmender , Datum: 12.06.2020, Format: Kurzanalyse, Bereich: Behörde , Bedarfe und Nutzung von Migrationsberatungsangeboten

Die BAMF-Kurzanalyse 3|2020 beschäftigt sich mit den Problemlagen geflüchteter Integrationskursteilnehmender, die über den Spracherwerb hinausgehen. Dabei werden sowohl Bedarfe als auch Nutzung der Migrationsberatungen untersucht. Die Kurzanalyse basiert auf dem Forschungsbericht 33, welcher als Zwischenbericht I zum Projekt Evaluation der Integrationskurse (EvIk) im September 2019 veröffentlicht wurde.

Anhand der Auswertung von 21 qualitativen Interviews mit Integrationskursteilnehmenden, Vertreterinnen und Vertretern von Integrationskursträgern und Lehrkräften sowie der Daten der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten 2016 und 2017 wurden Hilfebedarfe von geflüchteten Integrationskursteilnehmenden identifiziert und ihr Einfluss auf die Teilnahme am Integrationskurs analysiert. Auf individueller Ebene haben die Autorin und der Autor untersucht, ob und wie die Angebote der Migrationsberatungen von den betroffenen Integrationskursteilnehmenden genutzt werden. Auf institutioneller Ebene wurden die Interaktionspraktiken zwischen Migrationsberatungen und Integrationskursen eruiert.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

Nicht-sprachbezogene Problemlagen von Geflüchteten

Geflüchtete Integrationskursteilnehmende weisen häufig Problemlagen auf, die über den Spracherwerb hinausgehen. Insgesamt lassen sich vier Kategorien von Hilfebedarfen feststellen:

  1. Kontakt- und Formularhilfe bei Verwaltungsangelegenheiten,
  2. Hilfe bei der Wohnungssuche,
  3. Hilfe bei der Arbeitssuche und im Bewerbungsprozess,
  4. Orientierungshilfe in der Beratungslandschaft.

Auswertungen der IAB-BAMF-SOEP Befragungen zeigen, dass der größte ungedeckte Hilfebedarf bei der Arbeitssuche besteht. Hier gaben 64 Prozent der Befragten, die Hilfe benötigen, einen ungedeckten Bedarf an.

Auswirkungen auf den Spracherwerb

Wie das qualitative Datenmaterial verdeutlicht, wirken sich ungelöste Problemlagen und ungedeckte Hilfebedarfe der geflüchteten Integrationskursteilnehmenden häufig negativ auf den Spracherwerb im Integrationskurs aus. Sie äußern sich beispielsweise durch Ablenkung, Konzentrationsstörungen und Motivationsverlust im Unterricht und können im äußersten Fall das vorzeitige Verlassen des Integrationskurses begünstigen.

Bekanntheit und Nutzung der Jugendmigrationsdienste (JMD) und Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) noch ausbaufähig

Geflüchteten Integrationskursteilnehmenden stehen Unterstützung und Information durch die JMD und MBE offen. Auswertungen der IAB-BAMF-SOEP Befragung von Geflüchteten 2016 und 2017 zeigen, dass die Bekanntheit, korrekte Bezeichnung und Nutzung dieser wichtigsten bundesweiten Angebote bei geflüchteten Integrationskursteilnehmenden jedoch noch ausbaufähig sind.

Enge Zusammenarbeit zwischen Integrationskursträgern und Migrationsberatungen am effizientesten

Zwischen Integrationskursträgern und Migrationsberatungen können verschiedene Interaktionspraktiken identifiziert werden. Als am effizientesten haben sich enge Kooperationen zwischen Beratungsstelle und Integrationskursträger herausgestellt.

Die Kurzanalyse wurde verfasst von: Dr. Anna Tissot und Johannes Croisier

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