Einbürgerung und politisches Interesse von Geflüchteten , Datum: 28.11.2024, Format: Kurzanalyse, Bereich: Behörde

Die Kurzanalyse 07|2024 des BAMF analysiert für die Jahre 2021 und 2022 das Einbürgerungsgeschehen und das politische Interesse von Geflüchteten, die zwischen 2013 und 2019 nach Deutschland eingereist sind.

Die Analyse basiert auf Daten der sechsten und siebten Erhebungswelle der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten. Im ersten Teil wird das Einbürgerungsgeschehen im Vorjahresvergleich dargestellt sowie die genutzten Informationsquellen, die Gründe für die Einbürgerungsabsicht und die Selbsteinschätzung hinsichtlich bereits erfüllter Einbürgerungsvoraussetzungen untersucht. Da vormals ausländische Personen durch die Annahme der deutschen Staatsangehörigkeit das vollständige Wahlrecht erhalten und dadurch zu potenziellen Wählerinnen und Wählern werden, rückt im zweiten Teil das politische Interesse von Geflüchteten in den Fokus.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

Das Einbürgerungsgeschehen unterliegt einer dynamischen Entwicklung.

Im Jahr 2022 haben 14 Prozent der Geflüchteten, die zwischen 2013 und 2019 eingereist sind, einen Antrag auf Einbürgerung gestellt, weitere 3 Prozent besitzen bereits die deutsche Staatsangehörigkeit. Im Vorjahr lagen diese Anteile noch bei 6 Prozent bzw. 1 Prozent. Lediglich 3 Prozent der Geflüchteten verfolgten (eher) keine Einbürgerungsabsichten. Die am häufigsten genannten Gründe für einen Antrag auf Einbürgerung sind bessere Zukunftschancen, Aufenthaltssicherheit, die Gleichstellung mit Personen deutscher Herkunft und ein starkes Verbundenheitsgefühl mit Deutschland.

Einbürgerungsvoraussetzungen werden häufig aufgrund unzureichender Einkommensverhältnisse nicht erfüllt.

Für eine Einbürgerung sind gewisse Voraussetzungen zu erfüllen. Nach eigener Einschätzung, die nicht mit der objektiven Situation übereinstimmen muss, verfügten rund drei Viertel aller Geflüchteten (77 Prozent) im Jahr 2022 über die erforderliche Aufenthaltsdauer und ungefähr die Hälfte schätzte ihre Deutschkenntnisse als hinreichend ein (50 Prozent). Die Erfüllung der Voraussetzung "eigenständige Sicherung des Lebensunterhalts" wurde am seltensten als zutreffend eingeschätzt (42 Prozent). Insgesamt lag der Anteil der Geflüchteten, die nach eigener Einschätzung 2022 alle Einbürgerungsvoraussetzungen erfüllten, bei 22 Prozent.

Geflüchtete zeigen 2021 geringes politisches Interesse.

Mit der Einbürgerung besteht die Möglichkeit zur vollständigen politischen Teilhabe in Deutschland. Rund 80 Prozent der Geflüchteten gaben an, 2021 entweder gar nicht oder kaum an Politik interessiert zu sein. Während Frauen seltener als Männer politisches Interesse zeigen, stehen das Bildungsniveau, Deutschkompetenzen und das Vertrauen in politische Parteien in einem positiven Zusammenhang mit politischem Interesse. Inwieweit sich das politische Interesse mit zunehmender Aufenthaltsdauer noch ansteigen wird und sich in der späteren Wahlbeteiligung von eingebürgerten Geflüchteten widerspiegeln wird, gilt es künftig zu erforschen.

Die Kurzanalyse wurde verfasst von: Dr. Kerstin Tanis

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Zitation

Tanis, K. (2024). Einbürgerung und politisches Interesse von Geflüchteten (Kurzanalyse 07/2024). Nürnberg. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. https://doi.org/10.48570/bamf.fz.ka.07/2024.d.2024.einbuergerung.1.0