Migrationsbericht 2019 , Datum: 02.12.2020, Format: Migrationsbericht, Bereich: Behörde

Der vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erstellte Migrationsbericht 2019 wurde am 2. Dezember 2020 durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat vorgestellt. Neben umfassenden Wanderungsdaten zu Deutschland enthält der Bericht einen europäischen Vergleich zum Migrationsgeschehen und zur Asylzuwanderung. Er behandelt das Phänomen der irregulären Migration und informiert über die Struktur und Entwicklung der Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Deutschland.

Wesentliche Ergebnisse

Nettozuwanderung geht das vierte Jahr in Folge zurück

Nachdem die Zuwanderung im Jahr 2015 insbesondere aufgrund des hohen Zuzugs von Asylsuchenden mit rund 2,1 Millionen Zuzügen und einer Nettomigration von 1,1 Millionen Personen einen neuen Höchststand erreichte, ging die Gesamtmigration nach Deutschland in den vier Folgejahren wieder zurück. 2019 wurden rund 1,6 Millionen Zuzüge und 1,2 Millionen Fortzüge erfasst. Im Vergleich zum Vorjahr ist damit die Zuwanderung nach Deutschland um 1,7 % gesunken, die Abwanderung hingegen um 3,9 % gestiegen. Entsprechend wurde ein Wanderungssaldo von +327.060 verzeichnet, ein etwas geringerer Wert als 2018 (+399.680).

Migration größtenteils aus bzw. in europäische Staaten

Das Migrationsgeschehen in Deutschland ist vor allem durch Zuwanderung aus bzw. Abwanderung in andere europäische Staaten gekennzeichnet. So kamen im Jahr 2019 66,4 % aller zugewanderten Personen aus einem anderen europäischen Land, davon 51,1 % aus Staaten der EU und 15,3 % aus sonstigen europäischen Staaten. Auch bei den Fortzügen war Europa die Hauptzielregion. Etwa zwei Drittel aller abwandernden Personen zogen im Jahr 2019 aus Deutschland in ein anderes europäisches Land (67,2 %) - davon 56,0 % in andere EU-Mitgliedstaaten (2018: 54,3 %) und 11,2 % in andere europäische Länder.

Zuwanderung aus humanitären Gründen weiterhin rückläufig

Die Asylantragszahlen spiegeln den fortschreitenden, deutlichen Rückgang der Fluchtmigration wider: Von 2016 auf 2018 gingen die Erstantragszahlen von 722.370 auf 161.931 zurück (-77,6 %), im Jahr 2019 verringerte sich die Zahl der erstmaligen Asylanträge erneut um 12,0 % (142.509 Erstanträge). Davon entfielen 31.415 Anträge (22,0 %) auf in Deutschland geborene Kinder im Alter von unter einem Jahr. Die Zahl der Asylantragstellenden fiel damit, nachdem sie zwischen 2008 und 2016 neun Jahre in Folge angestiegen war, unter das Niveau von 2014 (173.072 Erstanträge).

Leichter Rückgang des Familiennachzugs

Auch die Migration aus familiären Gründen hat abgenommen. Insgesamt haben 96.633 der im Jahr 2019 eingereisten Personen einen Aufenthaltstitel aus familiären Gründen erhalten. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der erteilten Aufenthaltserlaubnisse aus familiären Gründen damit um 0,5 % (2018: 97.129).

Etwas mehr Studierende aus dem Ausland

Die Zahl der Bildungsausländerinnen und Bildungsausländer, die ihr Studium in Deutschland aufgenommen haben, ist im Jahr 2019 erneut leicht angestiegen. Ihre Zahl hat sich von 109.995 im Jahr 2018 auf 110.974 im Jahr 2019 erhöht (+0,9 %). Damit wurde im Jahr 2019 die bislang höchste Zahl an Bildungsausländerinnen und Bildungsausländern unter den Erstsemestern an deutschen Hochschulen verzeichnet.

Erneut leichte Steigerung bei der Erwerbsmigration aus Nicht-EU-Staaten

Betrachtet man die Erwerbsmigration von Drittstaatsangehörigen (nach §§ 18 bis 21 AufenthG a. F.), so zeigt sich in den letzten Jahren ein fast kontinuierlicher Anstieg bei der Zahl der Zuzüge: Im Jahr 2019 sind 64.219 Personen eingereist, die einen Aufenthaltstitel für eine Erwerbstätigkeit erhielten, was einen erneuten Anstieg von 5,5 % gegenüber dem Vorjahr bedeutet (2018: 60.857). 39.394 (61,3 %) davon kamen für eine qualifizierte oder hochqualifizierte Tätigkeit nach Deutschland, dazu zählen u. a. Inhaberinnen und Inhaber einer Blauen Karte EU, unternehmensintern transferierte Arbeitskräfte (ICT), Forschende und selbständig tätige Personen. Hauptherkunftsländer von Erwerbsmigrantinnen und –migranten sind die Westbalkanstaaten (Bosnien-Herzegowina, Serbien einschließlich des ehemaligen Serbien und Montenegro, Kosovo, Nordmazedonien und Albanien), die Vereinigten Staaten, die Türkei und Indien.

Zuwanderung von Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedlern auf konstantem Niveau

Nach einem kontinuierlichen Rückgang von 2001 (rund 98.500 Personen) bis 2012 (rund 1.800 Personen) konnte in den Folgejahren auch bei der Zuwanderung von Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedlern und ihrer Familienangehörigen ein leichter Wiederanstieg registriert werden, bedingt durch gesetzliche Änderungen, die vor allem den Familiennachzug erleichterten. Im Jahr 2019 wurden 7.155 Personen als zuwandernde Spätaussiedlerinnen bzw. Spätaussiedler inkl. ihrer Familienangehörigen registriert. Dies entspricht annähernd dem Niveau des Vorjahres (2018: 7.126 Personen).

Deutschland im europäischen Vergleich Zielland Nummer eins

Im europäischen Vergleich (Gesamt- und Asylzuwanderung in absoluten Zahlen) ist Deutschland weiterhin ein Hauptzielland von Migration und hat im Vergleich zu den anderen europäischen Staaten in den letzten Jahren deutlich an Attraktivität gewonnen. Hohe Zuwanderung verzeichneten in der EU daneben auch das Vereinigte Königreich, Spanien und Frankreich.

26 % der Bevölkerung Deutschlands haben einen Migrationshintergrund

2019 lebten nach Zahlen des Mikrozensus in den deutschen Privathaushalten 21,2 Millionen Menschen, die selbst oder bei denen mindestens ein Elternteil die deutsche Staatsangehörigkeit nicht seit Geburt besitzt. Dies entspricht einem Bevölkerungsanteil der Menschen mit Migrationshintergrund von 26,0 %. Mehr als die Hälfte davon sind deutsche Staatsangehörige. Selbst zugewanderte Personen leben im Durchschnitt seit rund 21 Jahren in Deutschland, gut ein Drittel davon (35,5 %) aber weniger als zehn Jahre.

Hinweise zur Nutzung des Migrationsberichtes

Der Migrationsbericht der Bundesregierung wird jährlich durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erstellt. Eine gelayoutete und barrierefreie Fassung steht ab sofort zum Download zur Verfügung. Durch Anklicken der Abbildungen können Sie die zugrundeliegenden Daten im Excel-Format herunterladen. Gedruckte Exemplare des Gesamtberichts können über den Warenkorb bestellt werden.

Eine Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse sowie alle Tabellen des Migrationsberichtes im Excel-Format finden Sie unter "Weitere Informationen".