Migrationsprofil Westbalkan ,
Die Studie (Working Paper 63) zeigt, dass die Wanderungsbewegungen in und aus der Westbalkanregion verschiedene Ursachen hatten und haben. Zu ihnen zählen neben den kriegerischen Auseinandersetzungen in den 1990er-Jahren u.a. die derzeitige schlechte wirtschaftliche Situation, ethnische Konflikte, reformbedürftige politische Systeme sowie weltweite Flüchtlingsbewegungen.
Aktuell ist die Region ein zentrales Hauptherkunftsgebiet von Asylsuchenden in der EU und besonders in Deutschland. Unter den zehn Hauptherkunftsländern im Jahr 2014 waren fünf Westbalkanstaaten.
Gleichzeitig sind die Staaten des Westbalkans traditionelle Herkunftsländer von Arbeitsmigranten in Europa und Übersee. Innerhalb Europas konzentriert sich die Arbeitsmigration heute auf wenige Staaten (Italien, Schweiz, Griechenland, Deutschland). Zudem ist der Westbalkan für viele Migranten aus Drittstaaten zunehmend eine Transitregion. Sie wandern oftmals über Griechenland oder die Türkei mit dem Ziel ein, über die Westbalkanstaaten in einen mitteleuropäischen Staat Europas zu gelangen.
Die Studie untersucht weiterhin die migrationspolitischen Maßnahmen der Westbalkanstaaten. Diese sind vor dem Bestreben zu sehen, Mitgliedstaaten der EU zu werden. Bemühungen zur Begrenzung der steigenden Abwanderung wie nationale Ausreiseverhinderungs- und -kontrollmaßnahmen folgen in erster Linie den Erwartungen der EU und einzelner Mitgliedsländer. Wegen ihrer begrenzten praktischen Wirkung werden diese Maßnahmen aber von der EU und einzelnen Mitgliedstaaten kritisiert, die gleichzeitig mit eigenen Maßnahmen versuchen gegenzusteuern (u.a. Einführung beschleunigter Asylverfahren bzw. Einstufung von Westbalkanländern als sichere Herkunftsstaaten; Aussetzung der Rückkehrförderung).
Verfasser der Studie: Stefan Alscher, Johannes Obergfell und Stefanie Ricarda Roos