Kurzstudie: Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland , Datum: 15.12.2022, Format: Studie, Bereich: Behörde , Flucht, Ankunft und Leben in Deutschland

Die gemeinsame Kurzstudie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), des Forschungszentrums des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) am DIW Berlin stellt die ersten zentralen Befunde aus der gemeinsamen Studie "Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland" vor. Im Fokus der bundesweiten Studie stehen die Lebensumstände und die damit verbundenen zentralen Unterstützungsbedarfe der ukrainischen Geflüchteten in Deutschland.

Die Analysen basieren auf rund 11.200 Interviews mit ukrainischen Männern und Frauen, die im Zeitraum vom 24. Februar bis zum 8. Juni 2022 nach Deutschland gekommen sind. Die Interviews wurden deutschlandweit auf Basis standardisierter Fragebögen online (CAWI) oder per Papierfragebogen (PAPI) im Zeitraum von August bis Oktober 2022 durchgeführt. Im Zuge der Stichprobenziehung wurden zunächst anhand des Ausländerzentralregisters (AZR) 100 Gemeinden mit einem hohen Anteil von ukrainischen Geflüchteten ausgewählt. Die ausgewählten Gemeinden wurden dann gebeten, Adressen dieser Zielpopulation zur Verfügung zu stellen. Durch Verwendung von Gewichten ist die Stichprobe repräsentativ für diese Grundgesamtheit. Die Studie ist als Längsschnittbefragung geplant, ab Januar 2023 wird eine zweite Befragungswelle durchgeführt.

Zentrale Ergebnisse

Die Studie bietet erstmals für Deutschland repräsentative Daten zu den hier lebenden ukrainischen Geflüchteten. Darauf aufbauend werden in der Kurzstudie Erkenntnisse zum Ankommen und zur aktuellen Lebenssituation präsentiert. Diese Erkenntnisse können den Akteuren in den verschiedenen Politikbereichen dabei helfen, Rückschlüsse auf besondere Problemlagen und Unterstützungsbedarfe der ukrainischen Geflüchteten zu ziehen. Die zentralen Ergebnisse sind:

  • Die Bleibeabsichten der ukrainischen Geflüchteten sind heterogen: 37 Prozent wollen für immer oder mehrere Jahre in Deutschland bleiben, 34 Prozent nach Kriegsende wieder gehen – die Mehrheit zurück in die Ukraine – und 27 Prozent sind noch unentschieden.
  • Die überwiegende Mehrheit der erwachsenen Geflüchteten sind Frauen (80 Prozent). Viele der Frauen sind ohne Partner (78 Prozent), aber mit minderjährigen Kindern (48 Prozent) nach Deutschland gekommen. Von den Männern leben 71 Prozent mit ihrer Partnerin in Deutschland.
  • Die Geflüchteten haben ein im Vergleich zur Bevölkerung im Herkunftsland hohes Bildungsniveau:
    72 Prozent verfügen über Hochschulabschlüsse.
  • Nur wenige haben zum Befragungszeitpunkt gute Deutschkenntnisse (5 Prozent). Die Hälfte der Befragten besucht aber bereits einen Deutschkurs.
  • 74 Prozent der Befragten wohnen zum Zeitpunkt der Befragung in einer privaten Unterkunft, nur 9 Prozent in einer Gemeinschaftsunterkunft.
  • Die Geflüchteten bewerten ihren Gesundheitszustand überwiegend als gut, ihre Lebenszufriedenheit ist im Vergleich zur deutschen Bevölkerung aber deutlich geringer. Auch das psychische Wohlbefinden der Kinder fällt im Vergleich zu anderen Kindern in Deutschland niedrig aus.
  • 17 Prozent der Geflüchteten im erwerbsfähigen Alter sind zum Befragungszeitpunkt erwerbstätig.
    71 Prozent übten eine Tätigkeit aus, die einen Berufs- oder Hochschulabschluss voraussetzt.
  • Die Geflüchteten äußern insbesondere Unterstützungsbedarf beim Erlernen der deutschen Sprache, der Arbeitssuche, der medizinischen Versorgung und der Wohnungssuche.
  • In 92 Prozent der Familien mit Kindern im schulpflichtigen Alter besucht mindestens ein Kind eine Schule in Deutschland.