Dossier: Integrationskurse , Datum: 14.06.2019, Format: Dossier, Bereich: Integration

Der Allgemeine Integrationskurs , Datum: 25.06.2019, Format: Meldung, Bereich: Integration

Der Integrationskurs ist ein staatliches Grundangebot der sprachlichen und politischen Bildung für Zugewanderte und steht am Beginn des gesamten Integrationsprozesses. Er dient dazu, die Zugewanderten dazu zu befähigen, ohne die Hilfe oder Vermittlung Dritter in allen Angelegenheiten des täglichen Lebens selbstständig zu handeln.

Der Bund bietet insgesamt acht Integrationskursarten an und stellt damit ein ausdifferenziertes Kurssystem zur Verfügung. Der bei weitem am häufigsten besuchte Kurs ist der Allgemeine Integrationskurs. Im Jahr 2018 begannen diesen rund 140.000 Menschen in knapp 9.000 Kursen, die bundesweit von rund 1.700 privaten und öffentlichen Trägern angeboten wurden.

Mehrere Personen sitzen an einem Tisch und unterhalten sich Deutschsprachige Texte des täglichen Lebens lesen, verstehen und seine wesentlichen Inhalte mündlich und schriftlich wiedergeben zu können, ist eines der Integrationskursziele. Quelle: © BAMF

Der Allgemeine Integrationskurs besteht aus insgesamt 700 Unterrichtsstunden zu je 45 Minuten. Davon entfallen 600 Unterrichtsstunden auf den Sprachkurs und 100 Unterrichtsstunden auf den Orientierungskurs.

Sprachkurs

Ziel des Sprachkurses ist der Erwerb von Deutschkenntnissen auf dem Sprachniveau B1 nach dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen (GER). Auf dieser nach dem GER ersten Stufe der selbstständigen Sprachverwendung können die meisten Alltagssituationen bewältigt werden. Schülerinnen und Schüler an Realschulen oder Gymnasien erreichen normalerweise in der 9. bzw. 10. Klasse in Englisch das Sprachniveau B1.

Der Sprachkurs umfasst drei Stufen des GER: vom Niveau A1 über A2 (die Stufen der elementaren Sprachverwendung) bis zum Niveau B1 (die erste Stufe der selbstständigen Sprachverwendung). Um das Niveau A1 und anschließend A2 zu erlangen, sind im sogenannten Basissprachkurs insgesamt 300 Unterrichtsstunden vorgesehen. Im ebenfalls 300 Unterrichtsstunden umfassenden Aufbausprachkurs erweitern die Teilnehmenden dann ihre Deutschkenntnisse bis hin zum Zielniveau B1.

Im Sprachkurs werden die Deutschkenntnisse anhand der Themen Einkaufen, Wohnen, Gesundheit, Betreuung und Erziehung von Kindern, aber auch Mobilität, Mediennutzung sowie Arbeit und Ausbildung behandelt. Die inhaltliche Grundlage für den Sprachkurs ist das vom Goethe-Institut entwickelte "Rahmencurriculum für Integrationskurse – Deutsch als Zweitsprache". Im Jahr 2017 wurde das Rahmencurriculum um sprachliche Ziele im arbeitsweltlichen Bereich und um landeskundliche Inhalte ergänzt.

Orientierungskurs

Auf den Sprachkurs folgt der 100-stündige Orientierungskurs, der den Teilnehmenden Kenntnisse über Rechtsordnung, Kultur und Geschichte in Deutschland vermittelt. Ziel des Orientierungskurses ist es, die Zugewanderten mit den gesellschaftlichen Werten in Deutschland vertraut zu machen und so zu einem konstruktiven und gedeihlichen Miteinander beizutragen. Themen im Orientierungskurs sind dabei u.a. die wichtigsten Verfassungsprinzipien, die jüngere deutsche Geschichte, religiöse Vielfalt und die Gleichberechtigung von Mann und Frau.

Zwei Frauen stehen mit dem Rücken zueinander und telefonieren Die Kursteilnehmenden sollen sich im täglichen Leben in ihrer Umgebung selbständig sprachlich zurechtfinden. Dazu gehört z.B. auch das Führen eines Telefongesprächs. Quelle: © BAMF

Prüfungen und Zertifikate

Am Ende des Sprachkurses legen die Teilnehmenden die skalierte Sprachprüfung (siehe "Beiträge") "Deutschtest für Zuwanderer" (DTZ) ab. Mit der Skalierung kann sowohl das Sprachniveau B1 als auch das Sprachniveau A2 abgebildet werden. Der DTZ wurde im Auftrag des Bundesministeriums des Innern vom Goethe-Institut e. V. und der telc GmbH gemeinsam entwickelt und wird nach bundesweit einheitlichen Standards durchgeführt und ausgewertet.

Rund 156.000 Personen im Allgemeinen Integrationskurs nahmen im Jahr 2018 am "Deutschtest für Zuwanderer" teil. Mehr als 90 Prozent erreichten entweder das Sprachniveau B1 oder A2. Haben Teilnehmende beim DTZ ein A2-Zertifikat erhalten, können sie vom Bundesamt zu einer einmaligen Wiederholung des Aufbausprachkurses mit zusätzlichen 300 Unterrichtseinheiten zugelassen werden. Voraussetzung dafür ist, dass sie ordnungsgemäß am Integrationskurs teilgenommen haben. Die Zulassung zur Wiederholung umfasst auch die einmalige kostenfreie Wiederholung der Sprachprüfung.

Der Orientierungskurs schließt mit dem Test "Leben in Deutschland" (LiD) ab (siehe "Beiträge") . Dabei erhält jeder Teilnehmende einen Fragebogen mit 33 Fragen und jeweils vier möglichen Antworten, die innerhalb von 60 Minuten bearbeitet werden müssen. Wenn die Teilnehmenden 15 Fragen richtig beantworten, haben sie den Orientierungskurs bestanden, bei 17 richtig beantworteten Fragen entfällt bei einer späteren Einbürgerung die Pflicht, den Einbürgerungstest abzulegen. Mithilfe eines interaktiven Fragekatalogs und eines Musterfragebogens können die möglichen Fragen vorab online geübt werden.

Werden beide Prüfungen (DTZ und LiD) bestanden, erhalten die Teilnehmenden das Zertifikat Integrationskurs. Bei Vorlage dieses Zertifikats kann sich die Frist für eine Einbürgerung von acht auf sieben Jahre verkürzen.

Zwei Frauen stehen mit dem Rücken zueinander und telefonierenZwei Männer und eine Frau halten ihre Zertifikate in die Kamera Nach erfolgreichem Abschluss eines allgemeinen Integrationskurses erhalten die Teilnehmenden ihr Zeritifkat. Quelle: © BAMF

Blätterfunktion

Inhalt

  1. Sprache ist der Schlüssel zur Integration
  2. Der Allgemeine Integrationskurs
  3. Der Jugendintegrationskurs
  4. Der Alphabetisierungskurs
  5. Der Frauenintegrationskurs
  6. Der Elternintegrationskurs
  7. Der Intensivkurs
  8. Der Integrationskurs für Zweitschriftlernende
  9. Integrationskurse für Menschen mit Beeinträchtigungen
  10. Der Orientierungskurs
  11. Lehrkräfte im Integrationskurs