Gernot Borriss bei #BAMFzeigtGesicht ,
Was sind Ihre Hauptaufgaben im Bundesamt?
"Ich arbeite im Ankunftszentrum Leipzig als Entscheider. Der Schwerpunkt meiner Tätigkeit besteht in der Anhörung von Antragstellenden sowie in der Bescheiderstellung. Meine Einsatzorte sind neben dem Ankunftszentrum Leipzig auch die Justizvollzugsanstalten der Region
."
Wann und in welchem Bereich haben Sie beim Bundesamt angefangen?
"Anfang Februar 2016 trat ich mit anderen Leipziger Kolleginnen und Kollegen meinen Dienst an. Der erste Teil der Ausbildung erfolgte vor Ort, teils in der damals noch separaten Leipziger Außenstelle des BAMF in Markkleeberg. Dann begann der Aufbau eines Ankunftszentrums in Leipzig: für mich war das Neuland im doppeltem Sinn.
Der zweite Teil der Ausbildung fand im Qualifizierungszentrum Berlin statt. Zwischenzeitlich habe ich zur weiteren Qualifizierung noch zwei EASO-Module (European Asylum Support Office) zum Thema Schutzgewährung und Gesprächsführung in Nürnberg absolviert.
Begonnen habe ich mit Antragstellenden aus Syrien, dem Irak und Afghanistan. Mittlerweile habe ich mich mit fast allen MENA-Ländern (Middle East - North Africa) befasst: also von Algerien bis zum Irak. Hinzu kamen Antragstellende aus Eritrea, vom Westbalkan sowie aus den südasiatischen Ländern Indien, Pakistan und Myanmar. Russland, Georgien, die Türkei, Vietnam und einige westafrikanische Staaten komplettieren das Set der von mir bearbeiteten Herkunftsländer.
Seit Juli 2017 höre ich auch in Justizvollzugsanstalten in der Region an. In nur sehr wenigen Fällen ist eine schriftliche Stellung des Asylantrages beim Bundesamt möglich, u.a. wenn die Antragstellerin oder der Antragsteller in Haft ist. In diesen Fällen findet die Anhörung in der Justizvollzugsanstalt statt."
Warum haben Sie beim Bundesamt angefangen? Was hat Sie dazu bewegt?
"Dass das BAMF mehr Personal braucht, um seine wichtige Aufgabe zu erfüllen, war spätestens im Herbst 2015 klar und bekannt. Da wollte ich mich einbringen. Ich habe zuvor viele Jahre Menschen in besonderen Lebenssituationen beraten: erst als Leiter eines Abgeordnetenbüros, später in der Fluthilfe. Nach der Flut Anfang Juni 2013 war ich für eine konfessionelle Wohlfahrtsorganisation entlang der Saale unterwegs, um Menschen bei der Beantragung von Fluthilfegeldern zu beraten und zu begleiten.
Daran kann ich beim BAMF anknüpfen. Ein Interesse an politischen Zusammenhängen und historischen Entwicklungen in verschiedenen Regionen der Welt kommt bei mir hinzu – nicht allein wegen meiner Ausbildung als Politologe und Historiker."
Welche außergewöhnlichen Geschehnisse sind Ihnen aus Ihrer Arbeit im Bundesamt in Erinnerung geblieben?
"Außergewöhnlich ist eigentlich jede Anhörung und jeder Bescheid – wegen der Schicksale der Antragstellenden!
Die folgende Anekdote ist hingegen zum Schmunzeln: Der jugendliche Sohn einer Antragstellerin wollte unbedingt an der Anhörung seiner Mutter teilnehmen, weil die Schreibweise seines Vornamens geändert werden müsse. Wie sich herausstellte, ging es dem Jungen jedoch nicht um die Korrektur der Schreibweise, sondern um eine komplette Namensänderung: Er wollte künftig einen in Deutschland gebräuchlichen Vornamen tragen, da sein Vorname von seinen deutschen Schulfreunden durch falsche Betonung - wohl ungewollt - verballhornt wurde. Farad wurde praktisch Fahrrad gerufen. Künftig wolle er Felix heißen. Diese menschlich nachvollziehbare Bitte musste ich ablehnen und an das Standesamt verweisen.
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Wie reagiert Ihr Freundes- und Bekanntenkreis, wenn Sie sagen, dass Sie beim Bundesamt arbeiten?
"Mit Wohlwollen. Und auch mit Interesse. Denn mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass das Bundesamt bei dem Thema Flucht und Asyl eine zentrale Rolle spielt.
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