Martin Nolte bei #BAMFzeigtGesicht , Datum: 20.04.2018, Format: Interview, Bereich: Behörde

In welcher Abteilung arbeiten Sie im Bundesamt?

"Ich arbeite in der Außenstelle Oldenburg des Bundesamtes und bin hier im Asylverfahrenssekretariat eingesetzt."

Was sind Ihre Hauptaufgaben?

"Von Beginn an bin ich im Asylverfahrenssekretariat (AVS) eingesetzt. Hier beginnt die Aufnahme der Asylsuchenden und die Asylantragstellung. Das bedeutet, es werden Fingerabdrücke genommen (Erkennungsdienstliche Behandlung) und Aufenthaltsgestattungen ausgestellt oder verlängert. Bei der Asylantragsannahme werden die Personaldokumente der Asylsuchenden einbehalten. Um sich weiterhin ausweisen zu können, bekommen die Asylsuchenden eine Aufenthaltsgestattung. Diese ist bis zur Entscheidung, bzw. bis zum Abschluss des Asylverfahrens das Personaldokument, welches ein Asylbewerber bei sich zu führen hat. Dieses wird in aller Regel für 3 Monate ausgestellt und kann verlängert werden. Bei der Beendigung des Asylverfahrens erlischt die Aufenthaltsgestattung.

Heute bin ich im Prozessbereich eingesetzt, diese Aufgaben gehören auch zum AVS und umfassen alles rund um die Bearbeitung der Klagen, die Asylsuchende gegen die Bescheide des Bundesamtes stellen. Zu meinen Aufgaben gehören z.B. die Bearbeitung der eingehenden Post der Verwaltungsgerichte, die Eingabe von Klagen und Eilanträgen und die Pflege des Ausländerzentralregisters nach ergangenem Urteil. Die Durchführung der Prozesssachbearbeitung und Prozessvertretung vor Gericht übernimmt dann der oder die zuständige Sachbearbeiter/in.

Zu meinen Aufgaben gehört auch die Zustellung von Bescheiden, die Erstellung von Teilabschlüssen und Abschlüssen, die Änderung von Personaldaten in unserem System, die Pflege des Ausländerzentralregisters als auch die Bearbeitung der Korrespondenz zwischen den Asylsuchenden, den Ausländerbehörden und dem Bundesamt."

Welche Bereiche haben Sie bereits bei uns kennengelernt?

"Im März 2016 habe ich im Bundesamt angefangen. Ich war zuerst im Erkennungsdienst tätig, wurde später in der Asylantragsannahme eingesetzt, und habe zwischenzeitlich noch Vorgänge zur Einstellung bzw. Rückstellung von Asylverfahren bearbeitet, wo Asylsuchende unbekannt verzogen sind oder die Ladungen zur Antragstellung nicht wahrgenommen haben. Seit über einem Jahr bin ich jetzt im Prozessbereich der Außenstelle Oldenburg tätig."

Warum haben Sie beim Bundesamt angefangen?

"Ich hatte ein riesengroßes Interesse daran, Teil dessen zu sein, was auf Deutschland zu kam in 2015. Und ich wollte die Möglichkeit nutzen, mich aktiv einzubringen und mich beruflich zu verändern, ich wurde von der Telekom AG abgeordnet. Natürlich war auch die Neugier dabei, wie es im Bundesamt wirklich ist, gelesen hatte man ja viel, daher war es für mich spannend die Situation und die Behörde kennenzulernen und vor allem auch aushelfen zu können. Und bis heute mache ich diese Aufgabe sehr gerne, weil jeder einzelne Fall anders ist, als der vorherige. Das macht die Aufgabe im AVS weiterhin spannend und sehr interessant. Ganz wichtig dabei sind meine Kollegen, mit denen ich täglich arbeite. Gegenseitige Unterstützung und ein wertschätzender, toller Umgang miteinander motivieren mich nach wie vor."

Welche außergewöhnlichen Geschehnisse sind Ihnen aus Ihrer Arbeit im BAMF in Erinnerung geblieben?

"Es gab einen Somali, der ist mir in Erinnerung geblieben. Er hatte eine Beinverletzung aus Kampfhandlungen. Als ich ihn zusammen mit einem Dolmetscher bat die Belehrung zu dem Eurodac-Abgleich* zu unterschreiben, fing er an zu weinen. Wie der Dolmetscher dann in Erfahrung brachte, war der Mann Analphabet und konnte nicht unterschreiben, in diesem Fall reichte uns dann auch sein Fingerabdruck auf dem Formular."

*Über den Eurodac-Abgleich können die Fingerabdrücke der Antragsteller mit den Sicherheitsbehörden und innerhalb der EU abgeglichen werden. So lässt sich abgleichen, ob der Antragsteller bereits in Deutschland oder der EU registriert oder straffällig geworden sind.

Wie reagiert Ihr Freundes- und Bekanntenkreis, wenn Sie sagen, dass Sie beim BAMF arbeiten?

"Eigentlich ist es größtenteils Bewunderung. Ich erlebe mittlerweile, dass ich gegenüber Stammtischparolen und Halbwissen im Bekanntenkreis argumentativ ziemlich gewappnet bin. Ich konnte jede noch so üble Nachrede über die politische Entscheidungen unserer Kanzlerin entkräften und konnte anhand von positiven Erlebnissen mit diesen Menschen viele Gegenargumente liefern. Ich bekomme oft die Rückmeldung: 'Oh, das habe ich gar nicht gewusst.' Allerdings geht es dabei ja nicht nur um Gegenargumente, ich bin auch froh, wenn ich die Leute darüber aufklären kann, wie die Arbeit im Bundesamt wirklich ist."