Geflüchtete verbessern Sprachkenntnisse und fühlen sich willkommen , Datum: 18.02.2020, Format: Meldung, Bereich: Behörde , Dritte Welle der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten

In der BAMF-Kurzanalyse 1|2020 wird analysiert, wie Geflüchtete, die in den Jahren 2013 bis 2016 nach Deutschland gekommen sind, im Jahr 2018 ihre eigene Lebenssituation in Deutschland und ihre Deutschkenntnisse beurteilen. Hierfür wurden die neuesten Daten der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten aus dem Jahr 2018 herangezogen.

Cristina de Paiva Lareiro, Dr. Nina Rother und Dr. Manuel Siegert aus dem Bereich "Integration und gesellschaftlicher Zusammenhalt" im BAMF-Forschungszentrum haben die Kurzanalyse verfasst. Wir haben mit ihnen über die wichtigsten Erkenntnisse gesprochen.

Zwei Frauen und ein Mann lächeln in die Kamera. Nahmen die Lebenssituation und Deutschkenntnisse von Geflüchteten unter die Lupe (v.l.n.r.): Dr. Manuel Siegert, Cristina de Paiva Lareiro und Dr. Nina Rother


In früheren Auswertungen konnten Sie zeigen, dass Deutschkenntnisse bei den meisten Geflüchteten über die Zeit stetig zunehmen. Jedoch gab es auch Gruppen, die seltener an Sprachkursen teilnahmen und deren Deutschkenntnisse sich nur langsam verbesserten. Was hat sich zwischen 2017 und 2018 bei diesen Gruppen getan? Konnten sie aufschließen?

DE PAIVA LAREIRO: Auch für 2018 gilt, dass sich die Deutschkenntnisse bei Geflüchteten, die zwischen 2013 und 2016 nach Deutschland eingereist sind, im Schnitt noch weiter verbessert haben. Dennoch gibt es nach wie vor Gruppen, bei denen dieser Prozess nicht so einfach verläuft: Das sind zum einen Frauen mit kleineren Kindern und lernungewohnte Personen. Bei geflüchteten Frauen mit Kindern sehen wir, dass sich die Deutschkenntnisse in den letzten Jahren nur langsam verbessert haben. 2018 sagen nur 22 Prozent aller befragten Frauen mit Kindern, dass sie gute oder sehr gute Deutschkenntnisse haben. Bei Frauen ohne Kindern sind das schon 37 Prozent. Erfreulich ist aber, dass es zumindest Frauen mit Kindern im Kindergartenalter im letzten Jahr häufiger gelungen ist, einen Integrationskurs zu besuchen.
Bei lernungewohnten Geflüchteten sieht das ähnlich aus. Jedoch gibt es etwas stärkere Anzeichen für erste Aufholprozesse: Geflüchtete mit einem niedrigen Bildungsniveau kommen 2018 nun häufiger in einen Integrationskurs und auch ihre Deutschkenntnisse verbessern sich zunehmend schneller.
Trotz dieser positiven Anzeichen gilt es weiterhin, diese Gruppen besonders zu unterstützen, beispielsweise durch qualitativ hochwertige Sprachkurse gerade im Alphabetisierungsbereich und ausreichende Angebote einer Kinderbetreuung auch für kleinere Kinder.

In der ersten Befragungsrunde im Jahr 2016 hat sich zudem herauskristallisiert, dass sich die deutliche Mehrheit der Geflüchteten in Deutschland willkommen fühlt. Trifft das auch auf die Geflüchteten im Jahr 2018 noch zu?

SIEGERT: Ja, das ist der Fall. Rund drei Viertel der befragten Geflüchteten gaben auch 2018 an, dass sie sich in Deutschland willkommen fühlen. Damit ist das Willkommensgefühl seit 2016 auf einem konstant hohen Niveau verblieben. Dabei hatten wir mit diesem Ergebnis nicht unbedingt gerechnet, denn der öffentliche Diskurs über Geflüchtete ist seit 2016 zum Teil kritischer geworden.
Wir sehen aber auch, dass unter den befragten Geflüchteten der Anteil derjenigen geringfügig zugenommen hat, die sich Sorgen bezüglich der Ausländerfeindlichkeit in Deutschland machen. Dieser Anteil liegt jedoch deutlich unter dem Niveau bei Personen der Aufnahmegesellschaft. Dafür haben anteilig mehr Geflüchtete als andere Personen mit Migrationshintergrund das Gefühl, aufgrund ihrer Herkunft benachteiligt worden zu sein. Eine mögliche Erklärung hierfür ist, dass ein Teil der Geflüchteten im Alltag zwar gelegentlich auf Ablehnung zu stoßen scheint, diese individuellen Erfahrungen aber nicht verallgemeinert werden können.


Bisher liegen Erkenntnisse aus drei Erhebungsrunden der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten aus den Jahren 2016, 2017 und 2018 vor. Wenn Sie diesen gesamten Beobachtungszeitraum in den Blick nehmen: Wie hat sich die Lebenssituation der Geflüchteten von 2016 bis 2018 entwickelt?

ROTHER: Wir beobachten in nahezu allen Bereichen Fortschritte: Deutschkenntnisse, Erwerbstätigkeit und Einkommen nehmen kontinuierlich zu. Immer mehr Geflüchtete finden eine Privatunterkunft und auch Kontakte zwischen den Geflüchteten sowie Personen der Aufnahmegesellschaft werden häufiger. In den genannten Bereichen besteht aber auch Raum für weitere, notwendige Fortschritte: Viele Geflüchtete müssen sich noch am Arbeitsmarkt etablieren bzw. ihre Stellung festigen. Hierfür sind oft noch bessere und insbesondere auch berufsbezogene Deutschkenntnisse erforderlich. Auch die soziale Einbindung der Geflüchteten steht noch am Anfang. Es ist also durchaus noch einiges an Weg zurückzulegen, für den der bisherige Verlauf – auch dank besserer Integrationsangebote als in der Vergangenheit – aber Mut macht.

Die vollständige BAMF-Kurzanalyse 1|2020 finden Sie nachfolgend.


Geflüchtete verbessern ihre Deutschkenntnisse und fühlen sich in Deutschland weiterhin willkommen Format: Kurzanalyse, Dieser Download ist in weiteren Sprachen verfügbar

Die BAMF-Kurzanalyse 1|2020 untersucht, wie Geflüchtete 2018 ihre eigene Lebenssituation in Deutschland und ihre Deutschkenntnisse beurteilten.