"Gemeinsam. Europa wieder stark machen" , Datum: 01.07.2020, Format: Meldung, Bereich: Behörde , Deutschland übernimmt die EU-Ratspräsidentschaft

Das Logo der deutschen EU-Ratspräsidentschaft

"Gemeinsam. Europa wieder stark machen" lautet das Motto der deutschen EU-Ratspräsidentschaft. Das Motto sowie das Logo sollen die Einigkeit und Stärke Europas symbolisieren. Das Logo nimmt das geometrische Objekt "Möbiusband" auf: Es hat die Form einer zweidimensionalen verdrehten Schlaufe, mit nur einer Kante und einer Seite. Es gibt so keinen Unterschied zwischen innen und außen, oben und unten.

Deutschland hat zum 1. Juli 2020 den Vorsitz im Rat der Europäischen Union (EU) übernommen. Für ein halbes Jahr wird Deutschland unter dem Motto "Gemeinsam. Europa wieder stark machen" die Arbeit des EU-Ministerrates leiten und in diesem Zeitraum insbesondere die Agenda der Sitzungen des Ministerrats festlegen sowie Kompromisspapiere zwischen den verschiedenen Mitgliedstaaten formulieren. Damit kann Deutschland eigene Schwerpunkte festlegen und Gesetzesvorhaben vorantreiben.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ist mit seinen Kernbereichen auf vielfältige Art und Weise in der EU-Ratspräsidentschaft involviert, wie BAMF-Vizepräsidentin Andrea Schumacher erklärt:

"Zum einen unterstützt das BAMF das Bundesministerium des Innern mit seinem Fach- und Expertenwissen bei der Wahrnehmung der Aufgaben während der Ratspräsidentschaft und bringt dabei seinen operativen Blick mit ein. Eine wichtige Rolle spielt hierbei die fachliche Unterstützung im Kontext der europäischen Rechtsetzung sowie bei der Durchführung von Veranstaltungen im Migrationskontext. 

Zum anderen tauscht sich das BAMF im Rahmen eigener Veranstaltungen mit anderen europäischen Migrationsbehörden aus und plant dazu Praktikertagungen sowie die Jahreskonferenz des Europäischen Migrationsnetzwerks als offizielle Ratspräsidentschaftskonferenz im Oktober."

Das BAMF möchte die deutsche Ratspräsidentschaft nutzen, um in den Netzwerken, in denen es vertreten ist, wie das Europäische Migrationsnetzwerk (EMN) und das European Asylum Support Office (EASO), die deutsche Position bei migrationsrelevanten Themen noch stärker zu platzieren.

Digitalisierung im Asylverfahren

Eines der Schwerpunktthemen des BAMF im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft ist die Digitalisierung im Asylverfahren. Dazu die BAMF-Vizepräsidentin:

"Das Bundesamt setzt mit der Digitalisierung im Asylbereich auf innovative Technologien wie z. B. Blockchain und möchte die europäische Kooperation im Bereich der Digitalisierung vorantreiben und gemeinsame europäische Maßnahmen koordinieren. 

Wir arbeiten an Möglichkeiten eines gemeinsamen Prozesses zur Spracherkennung mit mehreren europäischen Ländern, um die Stärken aus den unterschiedlichen Analysepraktiken europaweit nutzen zu können. Weiterhin ist uns die Harmonisierung der arabischen Namensschreibweisen in Europa ein besonderes Anliegen. Zusammen mit den europäischen Partnern werden die Möglichkeiten der Nutzung und Bereitstellung eines webbasierten Transkriptionsservice erarbeitet. Dieser Service soll arabische Namen in eine einheitliche lateinische Schreibweise überführen und damit zu einer guten Datenqualität in den verschiedenen Migrationsdatenbanken beitragen.“

Image-Clip zur BAMF-IT

Deradikalisierung

Ein anderes Schwerpunktthema ist die Deradikalisierung. Durch die Beratungsstelle Radikalisierung hat sich das BAMF als ein zentraler Akteur, Vorreiter und bundesweite Schnittstelle in der Deradikalisierungsarbeit im Kontext Islamismus in Deutschland mit internationaler und nationaler Anerkennung etabliert. 

Mit der im Dezember stattfindenden Tagung „Dem Extremismus an die Wurzel! – Extremismusprävention und Repression im Zusammenspiel zwischen lokaler, nationaler und europäischer Ebene“ beabsichtigt das Bundesamt im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft die bestehende europaweite Fachexpertise zur Extremismusbekämpfung weiter zusammenzuführen, den Praxisaustausch zu verstärken und die EU-weite Vernetzung der Präventions- und Deradikalisierungsarbeit zu unterstützen.  

Das Forschungszentrum des Bundesamtes unterstützt die Beratungsstelle dabei mit fachlicher Expertise und der Koordination eines großen Netzwerks an Forschenden zum Thema Deradikalisierung.

Freiwillige Rückkehr

Bei einem weiteren Schwerpunktthema, der freiwilligen Rückkehr und Reintegration, arbeitet das BAMF gemeinsam mit den europäischen Partnerbehörden an Überbrückungsmaßnahmen und praktischen Lösungsansätzen für das Wiederhochfahren der Fördermaßnahmen im Zuge der Covid-19-Pandemie.

"Wir verfolgen gemeinsam mit unseren europäischen Partnern die Erarbeitung von harmonisierten Ansätzen im Rahmen der Passersatzpapierbeschaffung, um ein Fundament für eine Kooperation mit den Herkunftsländern zu bilden", erläutert Andrea Schumacher und ergänzt: "Zudem begleiten wir als zentraler Akteur im Bereich Rückkehr den gesamten Rückkehrprozess und sind im Zusammenhang mit Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten bei einer freiwilligen Ausreise ein wichtiger Informationsdienstleister für Behörden, Nichtregierungsorganisationen, Rückkehrberatungsstellen, potentiell Rückkehrende und die Öffentlichkeit." 

Porträt der BAMF-Mitarbeitenden Veronika Held Quelle: BAMF

Das Bundesamt ist zu allen Fragen der Migration, Asyl und Integration ein international wichtiger und anerkannter Dialogpartner, der als Kompetenzzentrum für Migration und Asyl operative Expertise in die Diskussionen zum Gemeinsamen Europäischen Asylsystem einbringt und als deutsche Kontaktstelle aktiv gestaltend im Europäischen Migrationsnetzwerk mitwirkt.

Die internationale Expertise des Bundesamtes ist dabei auch bei den Themen Fachkräftezuwanderung, humanitäre Aufnahmen und EU-Fondsverwaltung präsent: 

"Wir bauen dabei stets auf den engen Austausch und die Kooperation mit unseren europäischen Partnern und weiteren Akteuren und möchten auf der operativen Ebene eine aktive Rolle im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft übernehmen," betont Veronika Held, Leiterin des Referates "Grundsatzfragen der Migration, Entwicklung EU-Recht, Europäisches Migrationsnetzwerk" im BAMF, das im Bundesamt alle Aktivitäten der deutschen EU-Ratspräsidentschaft koordiniert.


Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft 2020

Zum 1. Juli übernimmt Deutschland gemeinsam mit Portugal und Slowenien für 18 Monate die Trio-Präsidentschaft im Rat der Europäischen Union (EU). Den Anfang des Dreiervorsitzes dieses Ministerrates macht Deutschland und wird dann für ein halbes Jahr die Präsidentschaft des EU-Rates innehaben. Aufgabe während dieser sechs Monate ist es, die Sitzungen und Tagungen auf allen Ebenen des Rates zu leiten. In einem halben Jahr können hier mehr als 1500 Treffen zusammenkommen. Zudem vertritt der Vorsitz den EU-Rat gegenüber den anderen EU-Organen, insbesondere gegenüber der Kommission und dem EU-Parlament. Im Dreiervorsitz arbeiten die jeweiligen drei Mitgliedsstaaten 18 Monate lang eng zusammen.

Der Dreiervorsitz setzt gemeinsame Schwerpunkte und formuliert langfristige Ziele. Als Handlungsschwerpunkte für die Zeit vom 1. Juli 2020 bis 31. Dezember 2021 haben Deutschland, Portugal und Slowenien die Covid-19-Pandemie und die internationale Bewältigung der gesamtwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen definiert. Außerdem die künftigen Beziehungen der EU zu Großbritannien sowie die Einigung über den Mehrjährigen Finanzrahmen 2021 bis 2027 zusammen mit dem neuen 500-Milliarden-Euro-Wiederaufbaufonds. Weitere Themen für die deutsche EU-Ratspräsidentschaft sind laut Bundesregierung der Klimaschutz und der Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft sowie der digitale Ausbau in allen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen. Im Bereich "globale Verantwortung" legt Deutschland den außenpolitischen Schwerpunkt auf Afrika als Kontinent der Zukunft. Alle Aktivitäten der Bundesregierung zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft laufen unter dem Motto: "Gemeinsam. Europa wieder stark machen."

In den Jahren 2007/2008 bildeten Deutschland, Portugal und Slowenien das erste Ratspräsidenschafts-Trio der EU. 2009 wurde der Dreiervorsitz mit dem Vertrag von Lissabon offiziell eingeführt.

Für weitere Informationen besuchen Sie gerne die Website der EU-Ratspräsidentschaft unter www.eu2020.de. Dort finden Sie insbesondere auch die Präsentation des Trioprogramms für die 18-monatige Zusammenarbeit der drei Präsidentschaften Deutschland, Portugal und Slowenien

Fragen und Antworten rund um die deutsche EU-Ratspräsidentschaft beantwortet Ihnen auch die eigens dafür eingerichtete Webseite der Bundesregierung.