Bildung bedeutet Zukunft , Datum: 15.07.2020, Format: Meldung, Bereich: Karriere , Interview mit BAMF-Azubi Zülal Atalay

Talente entwickeln, Unabhängigkeit erwerben, Perspektiven schaffen – das sind für Zülal Atalay die wichtigsten Gründe für eine Ausbildung. Das Thema Bildung liegt ihr am Herzen. Anlässlich des Welttages für den Kompetenzerwerb junger Menschen gibt die 22-jährige Auszubildende im ersten Lehrjahr als Kauffrau für Büromanagement beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) im Interview einen persönlichen Einblick in die Welt der Ausbildung in einem überaus ungewöhnlichen Jahr.

Frau Atalay, warum haben Sie sich dafür entschieden, nach der Schule eine Ausbildung zu machen?

Zülal Atalay: Eigentlich wollte ich nach dem Fachabitur studieren. Aber dann konnte ich mich nicht wirklich für einen Studiengang entscheiden. Bei einer Studienberatung erzählte mir der Berater von der Ausbildung beim BAMF. Er war sehr nett, hat mir alles erklärt, die Optionen genannt und mich motiviert, dort mein Glück zu versuchen. Mich hat überzeugt, dass ich mit der Ausbildung schon ganz konkret etwas lerne. Ich wollte nicht erst jahrelang studieren, ohne überhaupt ein richtiges Ziel zu haben. Jetzt kann ich erstmal Erfahrungen in der Arbeitswelt sammeln. Nach der Ausbildung möchte ich trotzdem noch studieren. Dann kann ich Theorie und Praxis viel leichter verknüpfen.

Was versprechen Sie sich von Ihrer Ausbildung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge?

Atalay: Wegen meiner persönlichen Geschichte kann ich mich sehr gut mit den Themen des BAMF identifizieren. Meine Großeltern kamen als Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland. Ich gehöre zur dritten Generation unserer Familie, die hier lebt. Ich wollte gerne im öffentlichen Dienst arbeiten, weil meine Dankbarkeit zu diesem Land sehr groß ist. Während der Zeit an der Fachoberschule habe ich auch einen Einblick in die freie Wirtschaft bekommen. Mir war schnell klar, dass ich nicht profitorientiert arbeiten möchte. Mit meiner Arbeit möchte ich etwas für die Menschen tun. Ihnen im Rahmen unserer Gesetze neue Chancen zu ermöglichen, das ist mir wichtig.

Warum ist es Ihnen wichtig, dass junge Menschen auf der ganzen Welt bessere Möglichkeiten für allgemeine und berufliche Bildung erhalten?

Atalay: Bessere Bildung heißt für junge Menschen, bessere Chancen, ihre Talente zu entwickeln und ihren Selbstwert zu steigern. Für mich persönlich bedeutet eine Ausbildung vor allem Unabhängigkeit und Perspektiven. Nur durch Bildung haben die jungen Menschen von heute eine Zukunft. Mit einer Perspektive haben Jugendliche auch weniger Probleme, zum Beispiel mit Alkohol oder Drogen.

Welttag für den Kompetenzerwerb junger Menschen

Jedes Jahr am 15. Juli machen Institutionen und Organisationen weltweit auf das Thema allgemeine und berufliche Bildung junger Menschen aufmerksam. 2015 wurde der Welttag für den Kompetenzerwerb von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen. Im Jahr 2020 ist die Welt von der Corona-Pandemie geprägt. Gerade auf junge Menschen wirken sich die Pandemie und die weltweiten Schutzmaßnahmen aus. Sie sind von den Schließungen und Beschränkungen der Schul- und Bildungseinrichtungen massiv betroffen. Die genauen Auswirkungen lassen sich bisher nur erahnen. Weitere Informationen finden Sie auf der Themen-Website der Vereinten Nationen.

Das Jahr 2020 ist von der COVID-19-Pandemie und ihren Auswirkungen geprägt. Welche Auswirkungen haben Sie als Auszubildende selbst zu spüren bekommen?

Atalay: Soziale Kontakte sind mir sehr wichtig. Die Ausgangsbeschränkungen habe ich deshalb persönlich schon deutlich gespürt. Aber mein Motto lautet "Always stay positive". Also habe ich diese Zeit als ganz persönliche, spirituelle Auszeit für mich genutzt. Das hat mir sehr gut getan. Bei der Ausbildung hatte ich natürlich auch Homeschooling – das war okay. Richtig gut finde ich, dass bei der dienstbegleitenden Unterweisung (Unterricht im Qualifizierungszentrum des BAMF) manche Dozierende per Skype unterrichten. Der Unterricht muss also nicht ausfallen, auch wenn Personen zur Risikogruppe gehören.
Ganz allgemein weiß niemand, wie sich die Lage in den nächsten Tagen und Wochen entwickelt. Niemand kann langfristig planen – auch wir Azubis spüren diese Ungewissheit. Lange Zeit war zum Beispiel nicht klar, ob wir in die Außenstellen des BAMF dürfen. Dort finden die Asylverfahren statt. Es wäre schade gewesen, wenn wir das verpasst hätten.

Warum nehmen Sie im September am Foto-Wettbewerb der Vereinten Nationen zum Thema "Skills in Action" teil?

Atalay: Als ich auf den Fotowettbewerb "Skills in Action" - also "Fähigkeiten im Einsatz" - aufmerksam geworden bin, war ich direkt begeistert. Junge Menschen aus der ganzen Welt zeigen in Bildern, was sie in ihrer Ausbildung machen. Das ist eine tolle Idee, um auf das Thema Bildung für junge Menschen aufmerksam zu machen. Also habe ich mir gedacht, ich mache einfach mit und kann so einen Beitrag dazu leisten, dass das Thema auch hier bei uns im Bundesamt und in unserem Umfeld noch mehr Beachtung findet.

BAMF erhöht Zahl der Ausbildungsplätze

Da der Bedarf an qualifizierten Nachwuchskräften im Bundesamt unverändert hoch ist, wird die Zahl der Ausbildungsplätze für angehende Kaufleute für Büromanagement zum Start des kommenden Ausbildungsjahres um 50 Prozent aufgestockt: 30 künftige Kauffrauen und Kaufmänner für Büromanagement werden am 1. September im BAMF ihren Dienst beginnen.