Sprachmittlung ist eine Form des Respekts , Datum: 31.05.2021, Format: Meldung, Bereich: Behörde , In der zweiten Maihälfte ist die Sprachmittlung ein Schwerpunktthema im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ist dieser Tage Gastgeber des zweiten Workshops von IGC-NINT . Die virtuelle Ausrichtung des dreitägigen Dolmetsch-Netzwerktreffens ist nicht nur technisch anspruchsvoll, sondern auch eine logistische Herausforderung. Immerhin kommen die Teilnehmenden aus 18 Staaten und drei Organisationen, die auf drei Kontinente verteilt sind. Bei der Terminfindung spielten die Zeitunterschiede naturgemäß eine große Rolle.

Für die BAMF-Vizepräsidentin Gräfin Praschma ist es ein ganz besonderer Termin. Schließlich war sie vor 25 Jahren an der Gründung der Arbeitsgruppe "Country of Origin Information (COI)" beteiligt, die Teil des IGC ist. Auch damals war Nürnberg Ort des Geschehens. Nicht nur aus diesem Grunde hat Praschma die Teilnehmenden beim diesjährigen Treffen gerne begrüßt.

Ein Schwerpunkt der Veranstaltung dreht sich um allgemein geltende Prinzipien und Standards für die Sprachmittlung im Asylwesen. Gerade die Sprachmittlung in die jeweiligen Sprachen der Antragstellenden sichert eine Kommunikation aller Beteiligten und ermöglicht eine ausreichende Würdigung der betroffenen Menschen, wie auch Gräfin Praschma in ihrem Grußwort betonte: "Von der Registrierung bis zur Anhörung der Antragstellenden - die Durchführung qualitativ hochwertiger Asylverfahren hängt von einer vollständigen und genauen Wiedergabe des Gesagten oder Geschriebenen in der Zielsprache ab."

Das Bild zeigt das Plakat "Wir suchen: Sprachmittelnde im Asylverfahren". Der Inhalt steht in der Langbeschreibung. (Bild hat eine Langbeschreibung)Größer darstellen Das BAMF sucht Sprachmittelnde für Asylverfahren. Quelle: BAMF

Zu der Würdigung und dem Respekt gegenüber den Antragstellenden gehört auch das Eingehen auf besonders schutzbedürftige Personengruppen. Die Besonderheiten der Sprachmittlung für LSBTIQ-Personen (LSBTIQ = Lesbisch Schwul Bi Trans Inter Queer) bilden daher einen weiteren Themenschwerpunkt des Workshops.

Diskutiert wird in Arbeitsgruppen auch das Ferndolmetschen per Video oder in definierten Ausnahmesituationen auch per Telefon. Ein Thema, das nicht nur wegen der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Einschränkungen besonders aktuell ist. Auch bei seltenen Sprachen, für die es in Deutschland nur wenige Sprachmittelnde gibt, ist das Ferndolmetschen eine wichtige Ergänzung.

Sicher ist: In Zukunft wird das Ferndolmetschen zunehmend zum Einsatz kommen. Umso wichtiger werden Steuer- und Buchungselemente, auf die unterschiedliche Stellen zugreifen können. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge setzt bereits seit Jahren das amtseigene System BABS (Bundesamt Bereit-stellung Sprachmittlung) ein. Über BABS wird den BAMF-Außenstellen aus einem deutschlandweiten Pool die Dienstleistung geeigneter freiberuflicher Sprachmittelnder angeboten. Neben der Buchung funktionieren auch Terminvereinbarung und Abrechnung über das System. Insbesondere wenn durch das Ferndolmetschen der Kreis der verfügbaren Sprachmittelnden künftig größer wird, weil die örtliche Nähe als Kriterium wegfällt, kann BABS seine Vorteile noch besser ausspielen.
Im BAMF kümmert sich das Referat 31E Sprachendienste um alle Themen rund um die Sprachmittlung.

Hintergrund

Die Initiative zur Gründung von IGC ging aus einer Konferenz 1985 unter der Schirmherrschaft des UNHCR hervor. Thema der Konferenz war "Die Ankunft von Asylbewerbern und Flüchtlingen in Europa". Anschließend entschieden sich sieben Staaten ein informelles Forum zu gründen, um zukünftig Herausforderungen für die nationalen Asylsysteme und mögliche Lösungen zu diskutieren. Die Gründungsmitglieder sind Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Niederlande, Schweden, Schweiz.

IGC ist ein informelles Forum ohne Entscheidungsbefugnisse zum zwischenstaatlichen Austausch von Informationen und für politische Debatten zu relevanten Themen des Managements internationaler Migrationsströme. Es bringt seine 18 Mitgliedstaaten, UNHCR, IOM und die EU (mit EU-Kommission, EASO, Frontex, eu-LISA) zusammen. Die Federführung für die Zusammenarbeit Deutschlands mit IGC obliegt dem Bundesministerium des Innern, Bau und Heimat, Referat M1. Für das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge fungiert Referat 91A als Kontakt- und Koordinierungsstelle in Bezug auf sämtliche Aktivitäten im Rahmen von IGC. Das BAMF nimmt mit verschiedenen Fachbereichen an Workshops und Working Groups teil. Auf Leitungsebene finden regelmäßig IGC-"Senior Officials‘ Meetings" ("SOM") statt, bei denen das BAMF von Vizepräsidentin Schumacher vertreten wird.