Sichere digitale Identität , , Thementag im CIC zu Self Sovereign Identities
Selbstbestimmung und Sicherheit, aber gleichzeitig effizientere Dienstleistungen und digitalisierte Verwaltungsabläufe? Das Potenzial von Ansätzen, die auf sogenannten Self Sovereign Identities (SSI) basieren, scheint für unsere Gesellschaft enorm zu sein. Zum fachlichen Austausch über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen der Technologie trafen sich Vertreterinnen und Vertreter aus Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft beim virtuellen CIC-Thementag des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) am 1. Juli.
SSI schafft Lösungen für ein dezentrales Identitätsmanagement – zum Beispiel, die Möglichkeit, sich digital auszuweisen. Praktischer Anwendungsfall könnte etwa die Anmietung eines Autos sein, aber auch der Identitätsnachweis gegenüber Behörden oder diversen Anbietern von Online-Dienstleistungen. Aktuell benötigt man für jegliche Anbieter oder Anwendung noch jeweils ein eigenes Konto mit Zugangskennung und Passwort. Dadurch verfügt jede Person durchschnittlich über rund 100 digitale Identitäten. Die Hoheit über die Daten liegt beim jeweiligen Anbieter, und die Einzelperson hat sehr schnell keinen Überblick mehr, wer was über sie weiß.
Was ist eigentlich SSI?
Beim Ansatz von SSI steht stattdessen die Einzelperson im Zentrum: Einmalig stellt ein vertrauenswürdiger Akteur (issuer) der datenhaltenden Person (owner) einen Identitätsnachweis (verifiable credential) aus. Dieser Nachweis wird dann, zum Beispiel per App lokal auf dem Smartphone gespeichert. Ist dann ein Identitätsnachweis, etwa bei einem Dienstleister wie einer Autovermietung oder bei einem Behördengang erforderlich, werden die Daten durch eine Prüfstelle (verifyier) als vertrauenswürdig bestätig. Dank Blockchain- oder vergleichbarer Technologie werden die eigentlichen Daten durch die Prüfstelle nicht benötigt. Die Einzelperson behält die Hoheit über ihre Daten und entscheidet selbst über deren Verwendung.
Einsatzmöglichkeiten von SSI
Vielversprechende Ansätze bietet SSI, mit deren Hilfe die eigene Identität einfach, bequem und verlässlich aufbewahrt werden soll. Eine sichere, digitale Identität ist Grundvoraussetzung für künftige schnelle Dienstleistungen sowie ein modernes eGovernment.
Kausik Munsi
Gruppenleiter Digitalisierung der Prozesse, SW-Entwicklung (CTO)
Das Bundesamt hat beispielsweise bei der Zusammenarbeit mit Kursträgern, im Asylverfahren oder auch in der Kooperation mit anderen Behörden vielfach mit Identitätsmanagement zu tun. In Pilotprojekten wird aktuell die Infrastruktur für die Nutzung von SSI als Teil der Digitalisierung des BAMF geschaffen. Vorstellbar ist ein Einsatz von SSI zum Beispiel bei:
- digitalen Signaturen,
- der Akkreditierung von Dienstleistern,
- der Vergabe von Kurszertifikaten,
- physischen Zugangsprüfungen
- oder der Föderalen Blockhain Infrastruktur Asyl (FLORA).
Entwicklung befindet sich erst am Anfang
Beim Austausch der Teilnehmenden des CIC-Thementages zu SSI, zu denen auch der Staatssekretär des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat und CIO des Bundes, Dr. Markus Richter, zählte, wurde zudem deutlich, dass es sich bei SSI um eine disruptive, sich rasant entwickelnde Technologie handelt, die alle Lebensbereiche betreffen könnte. Nichtsdestotrotz seien auch derzeit noch viele technische Fragestellungen zu beantworten und beispielsweise rechtliche Hürden zu überwinden, bevor mittels SSI digitale Identitäten sicher verwaltet werden können.