Digitalisierung nachhaltig gestalten , Datum: 29.12.2021, Format: Meldung, Bereich: Behörde , Austausch zwischen Wirtschaft und Verwaltung beim CIC-Thementag "Green-IT Revival"

Unser Alltag ist längst stark digitalisiert: von der morgendlichen Anmeldung am Arbeitsgerät über die Teilnahme an Videokonferenzen bis hin zum abendlichen Streaming der Nachrichtensendung. Nicht nur im Herstellungsprozess sämtlicher Geräte, sondern auch bei jeder Nutzung werden Ressourcen wie Strom verbraucht. Expertinnen und Experten aus Verwaltung und Unternehmen haben beim Thementag des Creative Information Technology Center (CIC) zu "Green-IT Revival", der Mitte Dezember vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) durchgeführt wurde, die Frage diskutiert, wie sich die Digitalisierung nachhaltig gestalten lässt.

BAMF-Gruppenleiter und -CTO Kausik Munsi unterstrich in seinen Eingangsworten die Bedeutung eines nachhaltigen Digitalisierungsprozesses für das Bundesamt und formulierte die Zielsetzung der Veranstaltung: "Wir müssen darüber nachdenken und miteinander besprechen, wie wir die Welt so gestalten können, dass der Effekt der Digitalisierung auf die Klimaerwärmung möglichst gering ist."

Transparenz schaffen und grüne Technologien nachfragen

Portraitfoto einer Frau. Marina Köhn, Expertin für Digitalisierung und Nachhaltigkeit des Umweltbundesamtes. Quelle: Privat

In ihrem Vortrag "Green IT – Erfahrungen, Vorgaben und praktische Anwendungsbeispiele in der Bundesverwaltung und in der EU" gab Marina Köhn, Expertin für Digitalisierung und Nachhaltigkeit des Umweltbundesamtes, Einblicke in Nachhaltigkeitsforschung und umweltpolitische Ziele, wie etwa den Europäischen Green Deal. Vor allem aber verdeutlichte sie die Notwendigkeit, Transparenz in Bezug auf den CO2-Ausstoß von Geräten und Anwendungen zu schaffen, um die Stellschrauben identifizieren zu können, an denen gedreht werden kann, um Emissionen zu senken.

Zum einen sei die Produktion von Endgeräten (z.B. Notebooks) entsprechend ressourcenintensiv. Sie sollten daher möglichst lange genutzt und nicht zu schnell ersetzt werden. Zum anderen haben Untersuchungen, u.a. vom Umweltbundesamt, die IT-Infrastruktur als Emissionstreiber identifiziert. Rechenzentren als zentrales Element der IT-Infrastruktur werden zum Beispiel für Videostreaming benötigt, das einen hohen Anteil an den weltweiten Datenmengen besitzt.

Als konkrete Vorschläge skizzierte Köhn beispielsweise, auf bestehende Rechenzentren und Cloud-Anwendungen zu setzen, anstatt eigene Rechenzentren zu betreiben. Um Rechenzentren bezüglich ihres CO2-Fußabdruckes vergleichen zu können, müsse jedoch noch mehr Transparenz geschaffen werden. Eine Hilfestellung bietet das Umweltbundesamt selbst: Es zertifiziert Rechenzentren mit dem Blauen Engel, die ihre bestehende Infrastruktur möglichst effizient nutzen. An die Verwaltung appellierte Köhn, grüne IT-Dienstleistungen stärker nachzufragen, um die eigene Digitalisierung nachhaltiger zu gestalten.

Neue Perspektiven wagen

Auch Prof. Dr. Christoph Meinel, Direktor und CEO des Hasso-Plattner-Instituts, richtete in seinem Vortrag "clean IT Wege zu einer nachhaltigen Digitalisierung" einen Appell an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des CIC-Thementages, neue Perspektiven in Sachen Digitalisierung zu wagen. Fragen der Nachhaltigkeit müssen im Sinne einer clean-IT stets mitbedacht werden: Er stimmte zu, dass erneuerbare Energiequellen für den Betrieb von Rechenzentren genutzt und Hardware nachhaltig produziert werden müsse. Wichtig sei es jedoch auch, Anwendungen und IT-Systeme grundsätzlich energieeffizient zu gestalten. Dazu gehöre zum Beispiel die Nutzung energieeffizienter Algorithmen. Konkret nannte Meinel heuristische Algorithmen, die ca. 300-mal schneller und damit enorm energiesparend arbeiten würden. Weiteres Energieeinsparpotenzial ergebe sich etwa beim Training von Künstlicher Intelligenz (KI), bei dem sich durch die Anpassung von Algorithmen bis zu 95 Prozent Energie einsparen lasse. Ebenso rief Meinel dazu auf, dass die Gesellschaft, also internationale Organisationen, Politik und Verwaltung, aber auch Industrie und Wissenschaft zusammenarbeiten, um eine nachhaltige digitale Transformation zu erreichen.

Die rund 70 Gäste des CIC-Thementages "Green-IT Revival" folgten diesem Aufruf und nutzten die digitale Veranstaltung für den Austausch von Erfahrungen, Perspektiven und Lösungsansätzen.