Humanitäres Aufnahmeprogramm: Resettlement , Datum: 26.07.2021, Format: Meldung, Bereich: Asyl und Flüchtlingsschutz , 70 Jahre Genfer Flüchtlingskonvention

Resettlement ist ein humanitäres Aufnahmeprogramm und eine wichtige Ergänzung zum individuellen Asylrecht. Das Programm richtet sich an Menschen, die über die Grenzen ihrer Herkunftsländer in sogenannte Erstzufluchtsstaaten geflohen sind und dort aufgrund einer Prüfung durch UNHCR als Flüchtlinge nach der Genfer Flüchtlingskonvention gelten. Der UNHCR schlägt Menschen für Resettlement vor, die in den Erstzufluchtsstaaten nicht ausreichend geschützt sind oder aufgrund der Lebensumstände dort nicht bleiben können. Im Jahr 2020 haben sich weltweit 22 Staaten zur Aufnahme von Resettlement-Flüchtlingen bereit erklärt.

Resettlement in Deutschland

Deutschland bietet im Rahmen des Resettlement-Programms eine dauerhafte Perspektive für Personen in schwierigen oder langanhaltenden Fluchtsituationen. Ein Beispiel ist eine palästinensische Flüchtlingsfamilie, die über mehrere Jahre in Syrien lebte und aufgrund der Kriegsumstände dort nicht mehr bleiben konnte. Die Familie kam mit dem Resettlement-Kontingent im Jahr 2014 nach Deutschland. Wenige Monate nach der Aufnahme schildert die Familie, was Resettlement für sie bedeutet: "Hier ist das Wichtigste für uns, dass wir aus der Hölle rausgekommen sind. Dort hatte man kein Recht zur Schule zu gehen oder zu arbeiten. Man hatte keine Identitätskarte besessen. Hier kann man also mit guten Chancen leben, und die Kinder können zur Schule gehen."

Zugleich sind humanitäre Aufnahmeprogramme wie Resettlement ein wichtiges Zeichen der internationalen Solidarität mit den Erstzufluchtsstaaten, die meist besonders stark von den Fluchtbewegungen betroffen sind. Beispielsweise haben die Staaten der Europäischen Union zwischen 2012 und Ende 2020 rund 50.000 Resettlement-Flüchtlinge aus der Türkei aufgenommen. Etwa 11.100 Flüchtlinge kamen im Zuge der Aufnahmeverfahren dabei nach Deutschland. Die Türkei ist das Land mit den größten Flüchtlingsaufnahmezahlen weltweit. Im Jahr 2019 lebten dort 3,7 Millionen Geflüchtete.

Deutschland beteiligt sich seit 2012 an der Aufnahme von Geflüchteten im Rahmen von Resettlement. In 2018 und 2019 kamen 7.747 Resettlement-Flüchtlinge aus den Erstzufluchtsstaaten Ägypten, Äthiopien, Jordanien, Libanon, Niger und der Türkei nach Deutschland. In 2020 sank die Zahl der eingereisten Personen aufgrund der Corona-Pandemie auf 1.378. Nichtsdestotrotz gehört Deutschland gemessen an der Zahl der Aufnahmen zu den fünf wichtigsten Resettlement-Staaten der Welt.

"Neustart im Team" – ein Pilotprogramm der Bundesregierung

Seit 2019 wird mit dem Pilotprogramm "Neustart im Team" (NesT), als Teil des Resettlement-Programms, die Aufnahme von besonders schutzbedürftigen Geflüchteten mit unterstützendem Engagement privater Akteure (Bürger, NGOs, Firmen etc.) getestet. Neu ist in dem Programm, das Staat und Zivilgesellschaft Hand in Hand arbeiten: Bis zu 500 Personen sollen mithilfe von sogenannten Mentoring-Gruppen aufgenommen werden. Sie stellen und finanzieren Geflüchteten nach der Ankunft für zwei Jahre eine angemessene Unterkunft und stehen ihnen im ersten Jahr darüber hinaus auch mit Rat und Tat zur Seite – etwa bei Behördengängen, bei der Suche nach einer Schule, einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz.

Resettlement - Forschung im BAMF

Das Forschungszentrum des Bundesamtes begleitet die Programme von wissenschaftlicher Seite: Einen Rückblick auf das deutsche Resettlement-Programm bietet etwa die Kurzanalyse 04/2018 - Resettlement in Deutschland – was leistet das Aufnahmeprogramm für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge?

Aktuell wird zudem die Evaluierung des Pilotprogramms NesT im Forschungszentrum umgesetzt .

In der Forschung zeigt sich immer wieder deutlich der große Wunsch der Aufgenommenen nach einem langfristigen Leben in Sicherheit und nach gesellschaftlicher Teilhabe. Doch nicht nur das: Geflüchtete, die im Rahmen von Resettlement aufgenommen wurden, identifizieren sich mit Deutschland und wollen durch ihr Wissen, ihre Erfahrungen oder ihr Engagement zum Wohlstand und Ansehen des Landes beitragen. Eine hohe Identifikation mit dem Aufnahmeland zeigt sich insbesondere in den Zukunftsplänen und Träumen der Flüchtlinge nach ihrer Ankunft in Deutschland. So äußert sich ein junger Geflüchteter aus Somalia: "Ich möchte gerne hierbleiben, irgendwann heiraten, Kinder kriegen und mein Traum ist, dass eines von meinen Kindern – Tochter oder Sohn – in der deutschen Fußballnationalmannschaft spielt!"