"Gemeinsam unterwegs": bedarfsorientiert, flexibel und abwechslungsreich , , Junger Spätaussiedler engagiert sich bei Integrationsförderangebot
Der Gedenktag der Russlanddeutschen ist seit 1982 der 28. August, an dem an die Deportation der Deutschen in der Sowjetunion während des Zweiten Weltkriegs und die darauffolgenden Geschehnisse erinnert wird. Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler – denen die Russlanddeutschen angehören – bilden eine wichtige Zielgruppe der Integrationsförderung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Das Programm "Gemeinsam unterwegs: Identität. Anerkennung, Begegnung" nach § 9 Abs. 4 Bundesvertriebenengesetz (BVFG) ist auf die Bedarfe der Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler ausgerichtet und wird speziell für diese angeboten. Sie können die Angebote ergänzend zum Integrationskurs wahrnehmen und werden so im Prozess des Ankommens und der Integration unterstützt.
Neben seiner Arbeit als Assistent der Geschäftsführung einer Firma in Berlin, engagiert sich Nikita Heidt ehrenamtlich rund um das Thema russlanddeutsche Kultur und Geschichte.
Quelle: © Yulianna Martens
Nikita Heidt zog 2019 im Alter von 23 Jahren von Moskau nach Deutschland. 2021 nahm er an der Maßnahme "Gemeinsam unterwegs" teil und wirkte später auch selbst bei der Organisation eines Kurses des Programms mit. Im Rahmen von vom BAMF geförderten Maßnahmen der Bunt-Stiftung Bildung und integrative Arbeit gGmbH engagiert er sich als Referent für russlanddeutsche Kulturgeschichte und Leiter von interkulturellen und internationalen Jugendprojekten rund um das Thema Russlanddeutsche. Im BAMF-Interview erklärt er, was für ihn das Angebot von "Gemeinsam unterwegs" ausmacht.
Was hat Sie motiviert bei "Gemeinsam unterwegs" teilzunehmen?
Da ich selbst Spätaussiedler bin, hat es mich sofort interessiert, als ich erfahren habe, dass das Bundesamt ein Programm speziell für diese Zielgruppe hat. Als Teilnehmer habe ich dann viele positive Erfahrungen gemacht. Da ich mein Wissen auch mit anderen teilen wollte, habe ich mich entschieden, einen Kurs des Programms mit zu organisieren.
Im Kurs bekommen die Teilnehmenden also viele praktische Informationen über das Leben in Deutschland.
Was hat Ihnen am Programm am besten gefallen?
Da es bei "Gemeinsam unterwegs" Wahl- und Pflichtmodule gibt, kann man Themen auswählen, die gerade aktuell sind und der Gruppe weiterhelfen. Wir können ganz unterschiedliche Themen wie Arbeit, Erziehung oder Bildung besprechen. Im Kurs bekommen die Teilnehmenden also viele praktische Informationen über das Leben in Deutschland. Das motiviert natürlich! Dass wir flexibel in der Gestaltung der Kursinhalte waren und genügend Raum blieb, um zum Beispiel gemeinsam Ideen für Exkursionsziele zu entwickeln, das hat mir besonders gefallen.
Welche Aspekte des Programms waren besonders hilfreich?
Man tauscht sich aus, lernt sich kennen und findet sich gemeinsam zurecht – das ist ein großer Pluspunkt von "Gemeinsam unterwegs". Durch das flexible Konzept ist der Kurs sehr aktiv und abwechslungsreich. Wenn dann auf den Exkursionen alle gemeinsam etwas lernen und Spaß haben, dann unterhält man sich gern mit den Anderen und lernt sich besser kennen. Am Ende hat man neue Freunde dazugewonnen und sich ein kleines Netzwerk vor Ort aufgebaut. Das hilft anzukommen und sich auch langfristig zurecht zu finden.
Konnten Sie mit "Gemeinsam unterwegs" auch Ihre deutschen Sprachkenntnisse verbessern?
Obwohl "Gemeinsam unterwegs" kein Sprachkurs ist, hat sich mein Deutsch verbessert. Am Anfang war ich skeptisch: Wenn alle im Kurs Russisch können, warum sprechen wir dann Deutsch? Ich habe deswegen einen Sprachdozenten zu uns eingeladen, der kein Russisch konnte. So mussten wir in der Gruppe Deutsch sprechen. Aber sogar, wenn der Dozent nicht da war, waren die Kursteilnehmenden motiviert alles auf Deutsch auszudrücken. Das fand ich super!
Der Vorteil von "Gemeinsam unterwegs" ist auch, dass es gar nicht darum geht, alles hundert Prozent korrekt zu sagen. Keiner muss Angst haben, einen Fehler zu machen und man lernt einfach im entspannten Austausch miteinander. Es gab zum Beispiel zwei Teilnehmende, die am Anfang ein bisschen Angst hatten, Deutsch zu sprechen und kaum etwas gesagt haben. Es hat mich wirklich gefreut, dass sie dann im Kurs einfach angefangen haben mitzureden und am Ende gut an unseren Gesprächen teilnehmen konnten.
Man bekommt so ein noch vollständigeres Bild vom Leben und den Möglichkeiten in Deutschland.
Warum empfehlen Sie "Gemeinsam unterwegs" weiter?
Ich habe das Programm schon oft weiterempfohlen. Da uns als Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler eine gemeinsame Geschichte verbindet, wird auch viel über Herkunft und Identität gesprochen. Was heißt es für mich, Spätaussiedler zu sein? Das ist wichtig, denn wenn man weiß, wer man ist, kann man viel besser in der deutschen Gesellschaft ankommen. Ich denke, es hat uns alle bereichert, die unterschiedlichen Erfahrungen und Sichtweisen zu hören und bei all den Unterschieden doch viele Gemeinsamkeiten zu entdecken. Das ist der entscheidende Punkt: "Gemeinsam unterwegs" ist speziell für Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler gemacht. Man bekommt neue Möglichkeiten gezeigt und hat die Chance, über Dinge wie zum Beispiel Existenzgründung, Selbstständigkeit, Geschichte und Gemeinschaft zu reden. Damit wiederholen wir nicht einfach, was in anderen Programmen auch gemacht wird, sondern schaffen eine optimale Ergänzung. Man bekommt so ein noch vollständigeres Bild vom Leben und den Möglichkeiten in Deutschland.
Flyer: "Gemeinsam unterwegs: ..."
Der Flyer informiert über das Integrationsförderangebot für Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler.
