Nürnberger Tage für Migration 2022 , , Herausforderungen bewältigen, gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken, Einwanderung gestalten.
Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause fanden die Nürnberger Tage für Migration 2022 am 19. und 20. November erstmals im hybriden Format statt.
Über 200 ExpertInnen aus Verwaltung, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft haben an der zweitägigen Fachveranstaltung virtuell oder vor Ort in Nürnberg teilgenommen. Vielfältig und abwechslungsreich war das Programm, das den geladenen Gästen geboten wurde: Neben Fachvorträgen und Diskussions-Panels zur Integrationsarbeit in bewegten Zeiten, zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und zur Integration von Fachkräften gab es ein reichhaltiges Rahmenprogramm: Bei einem Gallery Walk mit fünf verschiedenen Stationen, Videovorführungen sowie vier Workshops hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich vertieft mit einzelnen Aspekten aus dem Schwerpunktthema Integration zu beschäftigen.
Raum für Austausch und Vernetzung
Zum Auftakt begrüßte der Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) Dr. Hans-Eckhard Sommer die Gäste im großen Konferenzsaal sowie an den Bildschirmen und stellte das Motto der diesjährigen NTM vor: "Herausforderungen bewältigen, gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken, Einwanderung gestalten". Ziel sei es, ein Gesprächsforum bereitzustellen, denn: "Das Bundesamt versteht sich als Kompetenzzentrum für Asyl, Migration und Integration. Diese Themenfelder werden aber selbstverständlich nicht nur durch uns gestaltet, sondern in enger Zusammenarbeit mit vielen anderen Akteuren – den Bundesländern, der Bundesagentur für Arbeit, den Kommunen und einer Vielzahl an zivilgesellschaftlichen Organisationen."
Mit den Nürnberger Tagen für Migration möchten wir ein Gesprächsforum sein und zur Vernetzung der vielfältigen Akteure beitragen.
Auch Frau Saumweber-Meyer, Leiterin der Abteilung "Integration und gesellschaftlicher Zusammenhalt im Bundesamt" schätzt die Veranstaltung für ihre herausragenden Möglichkeiten zum Austausch und zur Vernetzung:
Uta Saumweber-Meyer, Abteilungsleiterin im BAMF
Integration im Fokus
In seiner Keynote-Speech blickte Prof. Dr. Daniel Thym, Sprecher der Universität Konstanz im Forschungsinstitut gesellschaftlicher Zusammenhalt sowie stellvertretender Vorsitzender des Sachverständigenrates für Integration und Migration (SVR) und Lehrstuhlinhaber für Öffentliches Recht, Europa- und Völkerrecht an der Universität Konstanz, auf Handlungsperspektiven für ein gutes Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft.
Ein weiteres Highlight am ersten Veranstaltungstag war die Podiumsdiskussion zum Thema "Erfolgreiche Integrationsarbeit in bewegten Zeiten", moderiert von Dr. Cornelia Schu Geschäftsführerin des Sachverständigenrats für Integration und Migration (SVR) gGmbH. Auf dem Podium vertreten war neben der Vizepräsidentin des Bundesamtes, Katrin Hirseland auch die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Reem Alabali-Radovan, die das Thema aus Sicht der Bundesregierung beleuchtete. An der Diskussion beteiligt waren zudem Akteure der Zivilgesellschaft wie Gerda Hasselfeldt in ihrer Funktion als Vizepräsidentin der Bundesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege, Michaela Röhrbein, die Vorständin Sportentwicklung des Deutschen Olympischen Sportbunds sowie Mamad Mohamad, der als Geschäftsführer des Landesnetzwerks der Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt die Perspektive der Migrantenorganisationen einbrachte. Einigkeit bestand bei den Podiumsgästen darüber, dass Integration keine kurzfristige Angelegenheit sei, sondern, wie Gerda Hasselfeldt betonte: "eine Daueraufgabe, was sich auch in der Finanzierung wiederfinden müsse"
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Teilnehmende der Podiumsdiskussion (v.l.n.r.): Mamad Mohamad, Gerda Hasselfeldt, Dr. Cornelia Schu, Katrin Hirseland, Michaela Röhrbein -
Quelle: BAMF
Inhaltsreiche Tage
Im Rahmen von vier Workshops hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich mit Expertise und Praxiserfahrung aktiv einzubringen. Zu den Themen "Pilotprojekt Berufssprachkurse für Auszubildende", "Teilhabe im digitalen Raum", "AMIF-Förderung" und "Integration von Fachkräften und deren Familien" wurden aktuelle Herausforderungen in der Integrationsarbeit diskutiert.
Einen vertieften Einblick in die verschiedenen Projekte des Bundesamtes gab es beim Gallery Walk: An insgesamt fünf Stationen stellten verschiedene Fachbereiche aktuelle Projekte vor – unter anderem die Integrations-Geschäftsdatei (InGe) oder die Entwicklung der Wohnsituation von Geflüchteten.
Mit dem Diskussions-Panel "Gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken – Bedrohungen gemeinsam entgegentreten", moderiert von Anna Staroselski, Präsidentin der jüdischen Studierendenunion Deutschland, wurde am zweiten Tag der NTM über die Rolle der Religionsgemeinschaften für den gesellschaftlichen Zusammenhalt diskutiert. Wie Staroselski in ihrem Resümee festhält, wurde dabei deutlich, dass gesellschaftlicher Zusammenhalt jeden Einzelnen betrifft:
Panel-Diskussionsteilnehmerin Anna Staroselski
Teilnehmende dieses Panels waren Präsident Dr. Sommer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, Bundestagsabgeordnete und Leiterin der AG Inneres und Heimat der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen Lamya Kaddor und Dr. Yasemin el-Menouar, Senior Expert für Religion, Werte und Gesellschaft bei der Bertelsmann Stiftung.
Der anschließende Vortrag von Dr. Markus Richter, CIO des Bundes sowie Staatssekretär im Bundesministerium des Innern und für Heimat, beleuchtete die Bedeutung der Digitalisierung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. In herausfordernden Zeiten wie diesen brauche es effiziente Prozesse, um neue Formen der Partizipation zu schaffen, so Dr. Richter.
Den Abschluss der Tagung bildete eine lebhafte Diskussion zur Fachkräftegewinnung und -integration. Unter der Moderation von Dr. Nicola Brand, Leiterin des OECD Berlin Centre und Mitglied des Advisory Council on German Federal Administration and Civil Society der Hertie School of Governance, Berlin, kamen die PanelistInnen Dr. Ulrike Hornung, Leiterin der Unterabteilung M im Bundesministerium des Innern und für Heimat, Bettina Offer, Rechtsanwältin und Expertin im deutschen Ausländerbeschäftigungsrecht, MdB Stephan Thomae, Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP Bundestagsfraktion, Dr. Georg Birgelen, Präsident des Bundesamtes für Auswärtige Angelegenheiten, sowie Dr. Achim Dercks, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer, einhellig zu dem Schluss, dass insbesondere die Verwaltungsverfahren vordringlich optimiert werden müssten. Zudem müsse sich die Fachkräftestrategie verstärkt auf die tatsächlichen Bedarfsträger – die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber und deren Bedarfe – zentrieren.