Nettozuwanderung in Deutschland steigt wieder , Datum: 11.01.2023, Format: Meldung, Bereich: Behörde , Migrationsbericht für das Jahr 2021 veröffentlicht

Erstmals seit 2016 ist 2021 die Nettozuwanderung nach Deutschland im Vergleich zum Vorjahr wieder angestiegen, ebenso wie die humanitäre Migration. Den größten Anteil am Migrationsgeschehen hierzulande nimmt nach wie vor die europäische Binnenmigration ein, also die Zuwanderung aus bzw. die Abwanderung in andere europäische Länder.

Auch wenn der Anteil zugewanderter Personen aus dem europäischen Ausland mit 63,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen ist (2020: 69,1 Prozent), bleibt dies für Deutschland die wichtigste Säule im Migrationsgeschehen: 14,4 Prozent aller Zuwandernden kamen 2021 aus Rumänien, gefolgt von den Herkunftsländern Polen (7,3 Prozent) und Bulgarien (5,4 Prozent). Der leichte Rückgang des Gesamtanteils erklärt sich unter anderem damit, dass nur noch 6 der 10 Hauptherkunftsländer von Migrantinnen und Migranten EU-Mitgliedsstaaten waren – im Vorjahr waren es noch 8 von 10.

"Zwar ist in 2021 die Zuwanderung nach Deutschland mit 11,5 Prozent im Vergleich zur Abwanderung mit nur +2,9 Prozent deutlich stärker angestiegen, trotzdem wäre es zu früh, von einer Trendwende zu sprechen", resümiert der Leiter des Forschungszentrums beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Dr. Axel Kreienbrink. "Tatsächlich liegt die Nettozuwanderung nach Deutschland nur ganz knapp über dem Niveau von 2019, vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie." Insgesamt wanderten knapp 330 000 Menschen mehr nach Deutschland zu als fortzogen. Den höchsten Wanderungssaldo, das heißt die Differenz aus Zu- und Fortzügen, weist im Jahr 2021 Syrien mit rund 41 000 auf. Syrien ist auch nach wie vor das Hauptherkunftsland von Asylerstantragstellenden in Deutschland mit einem Anteil von 37 Prozent, vor Afghanistan (16 Prozent) und Irak (11 Prozent).

Trotz Anstieg: Erwerbsmigration noch ausbaubar

2021 konnte wieder ein Zuwachs der Erwerbsmigration aus Nicht-EU-Staaten verzeichnet werden, nachdem die COVID-19-Pandemie die internationale Mobilität zwischenzeitlich stark ausgebremst hatte. Mehr als 40 000 zugewanderte Personen erhielten einen Aufenthaltstitel zur Erwerbstätigkeit, das ist etwa ein Drittel mehr als im Vorjahr. Trotzdem konnten noch nicht wieder die Zahlen von vor der Pandemie erreicht werden, als rund 64 000 Erwerbsmigrantinnen und Erwerbsmigranten nach Deutschland zuzogen. Anders stellt es sich im Bereich der Bildungsmigration dar: Mehr als 100 000 Bildungsausländerinnen und Bildungsausländer (mit ausländischer Hochschulzugangsberechtigung) haben im Jahr 2021 ihr Studium an einer deutschen Hochschule begonnen. Damit liegt diese Gruppe zahlenmäßig wieder annähernd auf dem Niveau der Jahre vor 2020. Zum zweiten Mal in Folge stammt der prozentual größte Anteil der Bildungsausländerinnen und Bildungsausländer aus Indien (11,7 Prozent) und nicht – wie es von 2007 bis 2019 der Fall war– aus China, das auf dem zweiten Platz liegt.

Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund steigt kontinuierlich weiter an: 22,3 Millionen Menschen in Deutschland gehörten 2021 statistisch gesehen zu dieser Gruppe, weil sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurden. Das entspricht 27,3 Prozent der Gesamtbevölkerung und damit einem Plus von 0,6 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahreswert. Mehr als die Hälfte der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland sind deutsche Staatsangehörige, knapp zwei Drittel selbst zugewandert.

Wie hat sich die Migration im Jahr 2021 entwickelt? Wie war 2021 die demografische Struktur der Zuwanderung? Und wie hat sich die Erwerbsmigration entwickelt?

Diese Fragen beantwortet Özlem Konar, die den Migrationsbericht 2021 maßgeblich erstellt hat, im Interview.

Der Migrationsbericht

Der Deutsche Bundestag hat die Bundesregierung am 8. Juni 2000 aufgefordert, jährlich einen Migrationsbericht vorzulegen, der unter Einbeziehung aller Zuwanderergruppen einen umfassenden Überblick über die jährliche Entwicklung der Zu- und Abwanderung gibt. Der Migrationsbericht der Bundesregierung verfolgt das Ziel, durch die zusammenfassende Bereitstellung möglichst aktueller, umfassender und ausreichend detaillierter statistischer Daten über Migration aus verschiedenen Quellen Grundlagen für die Entscheidungsfindung von Politik und Verwaltung im Bereich der Migrationspolitik zu liefern. Zudem soll die Öffentlichkeit über die Entwicklung des Migrationsgeschehens informiert werden.