Teilhabe im Gesundheitswesen stärken – Zur Palliativversorgung für Musliminnen und Muslime ,
Integration und gesellschaftlicher Zusammenhalt beziehen sich auf alle gesellschaftlichen Bereiche, so auch auf das Gesundheitswesen inklusive der Versorgung am Lebensende. Mit dem Thema Palliativversorgung für Musliminnen und Muslime setzt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) neue Akzente im Bereich Integration und Gesundheit. Im Fokus stehen dabei besonders die religiösen und weltanschaulichen Belange der Betroffenen.
Palliativversorgung geht uns alle an
Eine umfassende Versorgung am Lebensende ist für alle Menschen wichtig. Dies gilt insbesondere, wenn eine Palliativversorgung erforderlich ist, also wenn eine Person unheilbar krank ist und nicht mehr lange zu leben hat. Hier gilt es, die Lebensqualität bestmöglich zu erhalten. Es geht um Nähe, Zuwendung und die Linderung von Schmerzen und von Problemen körperlicher, psychosozialer und spiritueller Art.
Häufig setzt die Situation am Lebensende bei den Betroffenen Gedanken an die eigene Vergänglichkeit, aber auch Fragen des individuellen Glaubens frei. Viele Menschen finden in den Vorstellungen und Ritualen von Religionen und Weltanschauungen Trost und wünschen sich eine spirituelle und seelsorgerische Begleitung. Insofern spielen Aspekte von Religiosität und Weltanschauung in der Palliativversorgung eine wichtige Rolle.
Palliativversorgung für Musliminnen und Muslime
Musliminnen und Muslime haben zum einen dieselben Bedürfnisse wie nicht-muslimische Personen am Lebensende. Zum anderen aber können sie spezifische Bedürfnisse haben, die sich aus ihrem Glauben und/oder ihrer Migrationsgeschichte ergeben. Zu letzteren – den spezifischen Bedürfnissen – gehören unter anderem religiöse Rituale, islamische Seelsorge, oder der Umgang mit Verstorbenen nach islamischem Verständnis.
Menschen muslimischen Glaubens genießen in der Palliativversorgung in Deutschland bislang keine gleiche Teilhabe. Das hat verschiedene Gründe – unter anderem Missverständnisse, was Palliativversorgung bedeutet, geringe Bekanntheit der Angebote unter Musliminnen und Muslimen sowie mangelnde interkulturelle und religionskundliche Kompetenz der Leistungserbringer. Beide Seiten – die etablierten Akteure der Palliativversorgung und die muslimischen Akteure – sind hinsichtlich ihrer Anliegen und Aufgaben noch nicht ausreichend miteinander vertraut.
Palliativversorgung als Thema der Integrationsarbeit
Das Bundesamt hat diesen Bedarf erkannt und bearbeitet ihn im Rahmen seines Mandats für Integration, Teilhabe und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Ein Auftakt gelang mit dem Fachgespräch "Teilhabe im Gesundheitswesen stärken – Zur Palliativversorgung für Musliminnen und Muslime" in der Nürnberger Zentrale.
Dort diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus dem Integrationsbereich des Bundesamtes gemeinsam mit ausgewählten Expertinnen und Experten u.a. der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, des Deutschen Hospiz- und Palliativverbands, des Islamkollegs Deutschland und des Islamischen Kompetenzzentrums für Wohlfahrtswesen. Neben Erfahrungsberichten aus der klinischen Praxis gab es Einschätzungen aus muslimischer Sicht zum Umgang mit Personen am Lebensende. Den Bedarf an einer interkulturellen und religionssensiblen Öffnung der Palliativversorgung unterstrichen die Teilnehmenden deutlich.
Wie hieran ersichtlich, spielen religiöse und weltanschauliche Belange in der Integrationsarbeit eine zentrale Rolle. Dies gilt auch für den Bereich Integration und Gesundheit, den das Bundesamt nicht nur mit dem Thema Palliativversorgung bearbeitet, sondern auch im Rahmen der Migrationsberatung, den Berufssprachkursen, in der Projektförderung oder der Forschung gestaltet.
Dr. Oliver Steinert, BAMF-Gruppenleiter 81 "Grundsatzfragen der Integration, Integrationsmaßnahmen" eröffnete das Fachgespräch mit einem Grußwort.
Quelle: BAMF