Nürnberger Tage für Migration 2025 , , So viel Andrang wie noch nie: über 450 Besucherinnen und Besucher
"Asyl- und Integrationspolitik im Umbruch – Vor welchen Herausforderungen stehen wir?" – diese Kernfrage bewegte bei der zweitägigen Fachtagung rund 450 Expertinnen und Experten aus Verwaltung, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, vor Ort sowie online zugeschaltet. "Kaum ein anderes Politikfeld ist so kontinuierlich von Veränderungen geprägt wie die Asyl- und Integrationspolitik"
, betonte BAMF-Präsident Dr. Hans-Eckhard Sommer in seiner Eröffnungsrede. Entscheidungen im Asyl- und Integrationsbereich seien nicht abstrakt. "Sie betreffen Menschen – und sie haben konkrete Folgen für Zusammenleben, Verwaltung und öffentliche Wahrnehmung."
BAMF-Präsident, Dr. Hans-Eckhard Sommer
Quelle: © BAMF
Die Themen Migration, Asyl und Integration gehörten laut Sommer heute zu den sensibelsten und zugleich dynamischsten Feldern staatlichen Handelns. Aktuell stehe die Asyl- und Integrationspolitik am Wendepunkt. Die Nürnberger Tage für Migration sollen daher einen Raum für einen faktenbasierten Diskurs liefern.
Nach einem Grußwort der Abteilungsleiterin für Migrations-, Flüchtlings- und Rückkehrpolitik im BMI, Dr. Ulrike Hornung, lud das Bundesamt zu zwei Impulsvorträgen ein. Zuerst schilderte der Bürgermeister der baden-württembergischen Gemeinde Ostelsheim, Ryyan Alshebl – selbst 2015 als Syrer mit einem Boot von der Türkei nach Europa geflüchtet – wie seine Gemeinde mit Aufnahmekapazitäten kämpfe, dass sie wie 85 Prozent der Kommunen und Ausländerbehörden ächze und gegen Mauern der Bürokratie laufe, etwa bei der Flüchtlingsunterbringung. Victoria Rietig als Leiterin des Zentrums für Migration der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) sprach danach die Zugangszahlen und den damit einhergehenden Wertekonflikt sowie die teils populistische Rhetorik zum Thema Migration an. Auf den Grundlagen der Vorträge wurden im anschließenden Panel "Aktuelle Herausforderungen der deutschen Migrationspolitik“, moderiert von Table Media Chefredakteurin Dr. Helene Bubrowski, unter anderem die aktuelle Situation in Syrien, die von der Regierung ausgerufene Migrationswende, der Fachkräftemangel und das Verständnis von Schutz sowie die Lösung durch GEAS debattiert.
Paneldiskussion "Aktuelle Herausforderungen in der deutschen Migrationspolitik". Von links nach rechts: Dr. Helene Bubrowski, Marion Gentges, Daniela Behrens, Victoria Rietig, Dr. Ulrike Hornung
Quelle: © BAMF
Umsetzung des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems auch Thema in den World Cafés
Wird GEAS funktionieren? Und wie weit sind die Mitgliedstaaten (MS) mit der Umsetzung?
Dr. Anna Schmidt von der Generaldirektion Migration und Inneres der EU-Kommission
Quelle: © BAMF
Dr. Anna Schmidt von der Generaldirektion Migration und Inneres der EU-Kommission schickte ihrem Vortrag "GEAS-Reform – Beschreiten wir damit neue Wege im Migrationsmanagement?" voraus: "Das ist ein wirklich historischer Kompromiss, den wir in vier Jahren verhandelt haben und der sich nun bewähren muss.“
In den sich daran anschließenden World Cafés wurden Maßnahmen der Reform wie Screening, Außengrenzverfahren, Altersbestimmung sowie KI im Asylverfahren näher vorgestellt.
Anlässlich des Jubiläums "20 Jahre Integrationsförderung" blickte Vizepräsident Dr. Michael Griesbeck gemeinsam mit Abteilungsleiterin für Integration, Uta Saumweber-Meyer, und Amadeus Hempel, Vorstandsvorsitzender und Mitgründer des Interkulturelle Bildung Hamburg, in einer Reflexionsrunde auf die erfolgreiche Integrationsarbeit in Deutschland zurück. Das Bundesamt decke den gesamten Integrationsprozess mit passgenauen Angeboten ab. Die Arbeit fuße dabei auf drei Säulen: Angebote zum Ankommen und Orientieren, Spracherwerb und Beiträge zum gesellschaftlichen Zusammenhalt. Aus diesen Bereichen wurden in einem "Lebendigen Panel" Geschichten zum Anfassen vorgestellt.
Paneldiskussion zeigt Hürden in der Praxis
Als führender Experte der internationalen Migration und Integration sprach der leitende Ökonom der Abteilung für Internationale Migration der OECD, Dr. Thomas Liebig zu "Integration im Fokus: Neue Antworten auf aktuelle Herausforderungen". "Es ist gewaltig zu sehen, was sich im Bundesamt durch die Arbeit aller im Bereich Integration getan hat“
, gratulierte Dr. Liebig zum Jubiläum. "Deutschland bietet Inspirationen – aber es gibt eben auch viele Hürden."
Ein Fokus sollte auf der Integration im Familienkontext liegen, insbesondere bei Müttern mit mehreren Kindern. Es lohne sich, Integrationsmaßnahmen für sie zu vorzusehen und flexibel zu halten, wie etwa Projekte in Norwegen zeigten. Als weitere Herausforderung sehe er die öffentliche Meinung: "Das demografische Element in der Zuwanderungs- und Integrationsdebatte ist ein Fehler."
Der Diskurs über die Begrenzung von Fluchtmigration und mehr Arbeitsmarktmigration passe nicht zusammen. "Flüchtlinge werden aus humanitären Gründen aufgenommen, nicht primär wirtschaftlich, etwa um Renten zu sichern."
Zudem stärkte er die Kernkompetenz des Bundesamtes: "Der Spracherwerb ist der wichtigste Integrationsfaktor. Neue Technologien mit Künstlicher Intelligenz unterstützen die Sprachverständigung - aber ersetzen sie nicht“.
Die abschließende Paneldiskussion "Kommunen unter Druck - Wo liegen praktische Hürden heutiger Migrationspolitik?" unter Moderation von Vizepräsidentin Katrin Hirseland verdeutlichte die Herausforderungen auf kommunaler Ebene. Die zweitägige Veranstaltung endete mit einem Vortrag des Bundespolizei-Präsidenten Dr. Dieter Romann zu "Bundespolizei und Migration", der die Arbeit der Bundespolizei in diesem Bereich anschaulich darstellte – sowie dem Schlusswort des BAMF-Präsidenten Dr. Hans-Eckhard Sommer, der zum Fortführen des Austausches in 2026 einlud.