Digitale Lernstandserhebungen im Virtuellen Klassenzimmer , Datum: 11.03.2021, Format: Meldung, Bereich: Integration

Nicht nur das Lernen selbst im Virtuellen Klassenzimmer war zunächst eine große Herausforderung für alle Teilnehmenden und Lehrkräfte- um den eigentlichen Unterricht herum war viel zusätzlich viel Organisatorisches in den Arbeitsabläufen zu klären und umzusetzen. Lesen Sie hier, wie eine Nürnberger Sprachschule das Thema Digitale Lernstandserhebungen im Virtuellen Klassenzimmer für sich aufgegriffen hat und welche Erfahrungen dabei von allen Beteiligten gemacht wurden:

Mittlerweile bewegen sich die Lehrkräfte der MASK Zentrum Sprachschule in den Virtuellen Klassenzimmern wie Fische im Wasser – sie sind zum Alltag geworden und werden uns wahrscheinlich auch nach dem Ende der Pandemie weiterbegleiten. Nicht nur der Unterricht, sondern auch die verwaltungstechnischen und organisatorischen Aufgaben, die Beratung und Einstufung, die Teambesprechungen – kurz: alle Arbeitsläufe rund um die Berufssprachkurse wurden digitalisiert und quasi von heute auf morgen in virtuelle Räume verlagert.

Bei einigen Abläufen konnten wir glücklicherweise auf bereits erworbene Expertise aus privatem Online-Unterricht zurückgreifen und so schnell ein umfangreiches Konzept mit erprobter Konferenz-Software und digitaler Lernplattform bereitstellen. Gleichzeitig erfolgte die schrittweise Schulung und Vorbereitung des gesamten Teams auf die Anforderungen der Virtuellen Klassenzimmer, die in der Praxis zunächst den Spezialkursen der "Akademischen Heilberufe" und "Gesundheitsfachberufe" als neue Lernumgebung dienten. Mittlerweile finden alle Berufssprachkurse erfolgreich online statt, auch wenn zu Beginn meist einige Hindernisse überwunden werden müssen. Dazu zählt überwiegend die unzureichende technische Ausstattung der Teilnehmenden, denen durch organisatorischen Aufwand und Investitionen aber nach und nach Laptops oder Tablets zur Verfügung gestellt werden konnten.

Technisch gesehen steht dem digitalen Lernen in den Berufssprachkursen also nichts mehr im Weg. Damit die Teilnehmenden aber ihren eigenen Sprachlernprozess erfolgreich gestalten und auch im virtuellen Klassenzimmer ihren Kenntnisstand regelmäßig überprüfen sowie reflektieren können, spielen digitale Lernstandserhebungen eine entscheidende Rolle.

Wie im Präsenzunterricht haben die digitalen Leistungskontrollen den Anspruch, bereits erworbene Kompetenzen zu evaluieren und gleichzeitig auf die Zertifikats- oder Fachsprachprüfung vorzubereiten. Den Teilnehmenden soll eine Reflexion über ihren individuellen Lernfortschritt ermöglicht werden. In Präsenz wie Online wird das im Unterricht behandelte Material in Hinblick auf die den Kurs abschließende Prüfung selektiert und dem jeweiligen Niveau entsprechend hinsichtlich der vier Fertigkeiten Lesen, Hören, Schreiben und Sprechen getestet.

Um bei den schriftlichen Lernstandserhebungen in den Videokonferenzen unter allen Teilnehmenden die gleichen Bedingungen zu schaffen, haben wir alle Tests so digitalisiert, dass die unterrichtende Lehrkraft einzelne Aufgaben mit genauer Zeitvorgabe über ihren Bildschirm teilen kann. Nach Ablauf der Bearbeitungszeit wechselt sie zur nächsten Aufgabe, die wiederum komplett auf den Bildschirmen der Teilnehmenden erscheint. Die Aufgaben lösen alle Teilnehmenden handschriftlich, um diese Fähigkeit gerade auch hinsichtlich der Zertifikats- oder Fachsprachprüfung zu trainieren. Auf diese Weise erhalten sie die gleiche Chance, ihr erworbenes Wissen zu prüfen, und werden nicht durch eventuell fehlendes technisches Know-how, wie beispielsweise beim selbstständigen Öffnen und Bearbeiten von PDF-Dokumenten, sowohl zeitlich als auch psychisch unter Druck gesetzt. Während der Durchführung der Leistungskontrollen empfehlen wir ebenfalls, alle Beteiligten stumm zu schalten. So gewährleisten wir, dass keine spontan auftretenden Hintergrundgeräusche ein konzentriertes Arbeiten unterbrechen. Nach Beenden des Tests senden alle Teilnehmenden ein Foto ihrer handschriftlichen Notizen an die Lehrkraft, die anschließend korrigiert und individuelles Feedback gibt.

Bei den mündlichen Lernstandserhebungen blenden wir die Aufgaben ebenfalls über die Bildschirmteilen-Funktion ein. Anschließend nutzen wir für die Paar- oder Einzelprüfungen die Vorzüge der Konferenz-Software: Breakout-Räume erlauben das Plenum im Virtuellen Klassenzimmer zu verlassen, um auch dort bereits die abschließende Prüfungssituation zu zweit oder zu dritt zu simulieren.

Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass für ein gutes Gelingen der digitalen Lernstandserhebungen vor allem eine fundierte Vorbereitung und natürlich klar formulierte Arbeitsanweisungen federführend sind. Kennen die Teilnehmenden das Prüfungsformat und die Aufgabenstellungen gut, erfolgt die Durchführung der Leistungskontrollen ohne störende Zwischenfälle. Aus der Evaluierung der bisherigen Ergebnisse geht ebenfalls hervor, dass die Teilnehmenden ihren Kenntnisstand im Virtuellen Klassenzimmer kontinuierlich ausbauen. Bei vergleichbaren Gruppen (hinsichtlich Alter, Bildungshintergrund und individuellen Lernvoraussetzungen) aus Präsenz- und Online-Unterricht konnten keine Unterschiede festgestellt werden. In den Leistungskontrollen wurden überwiegend ähnliche Ergebnisse erzielt. Alle Indikatoren sprechen bis jetzt dafür, dass die Teilnehmenden ihre Lernziele im Virtuellen Klassenzimmer genauso erfolgreich erreichen wie im Präsenzunterricht.

Die digitalen Lernstandserhebungen bereichern den Lernfortschritt und die Selbstreflexion der Teilnehmenden also auch im Virtuellen Klassenzimmer. Eine einfache Handhabung und „Benutzerfreundlichkeit“ müssen bei der Durchführung der Tests auf jeden Fall gegeben sein, so dass Technisches nicht über dem Inhaltlichem steht. Aus pädagogisch-didaktischer Sicht sind die Leistungskontrollen als Unterstützung des Sprachlernprozesses letztlich im Online-Unterricht ebenso wie im Präsenzunterricht unerlässlich, damit die Teilnehmenden ihrem großen Ziel, der Zertifikats- oder Fachsprachprüfung, näherkommen.

Martina Arnold, MASK Zentrum Sprachschule