Status quo und Herausforderungen in der Rückkehrforschung , Datum: 30.09.2021, Format: Meldung, Bereich: Forschung

Das BAMF-Forschungszentrum hat Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis zusammengebracht, um aktuelle Fragen und spezifische Herausforderungen im Forschungsfeld Rückkehr zu diskutieren.

Rückkehrforschung ist ein Schwerpunkt im Themenfeld "Internationale Migration" des Forschungszentrums des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Neben der Forschung wie zum Beispiel zur Evaluierung von Maßnahmen spielt auch die Beratung von Politik und Verwaltung anhand empirischer Forschungsergebnisse eine wichtige Rolle. Anfang September hat das Forschungszentrum einen Workshop mit gut zwanzig Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der akademischen und der angewandten Forschung sowie Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Institutionen und Organisationen aus dem deutschsprachigen Raum virtuell veranstaltet. Im Zentrum des Austausches standen aktuelle Erkenntnisse zur Rückkehrforschung, aber auch methodologische, ethische, methodische und institutionelle Herausforderungen der Forschung mit Rückkehrenden.

Eine Frau lächelt in die Kamera. Tatjana Baraulina Quelle: © BAMF

"Der Austausch mit den Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis war produktiv und wertvoll. Rückkehrforschung ist ein vielschichtiges und komplexes Forschungsfeld – es freut mich daher, wenn unsere Veranstaltung zur stärkeren Vernetzung beiträgt", so Tatjana Baraulina, verantwortliche Referatsleiterin im BAMF-Forschungszentrum.

Diskussionsergebnisse und Fazit

  • Wissenschaftsbasierte Politikberatung braucht quantitative Ergebnisse zu Rückkehr- und Reintegrationsprozessen sowie differenzierte Analysen von Zielgruppen mit spezifischen Rückkehrprofilen. Quantitativ belastbare Analysen sind jedoch selten, da Rückkehrende für die Forschung schwer erreichbar und aggregierte statistische Daten häufig lückenhaft sind oder in vielen Rückkehrregionen gänzlich fehlen. Es besteht zudem die Schwierigkeit einer zeitlichen Passung von zumeist länger andauernden Erhebungen und akutem politischem Handlungsbedarf.
  • Ansätze qualitativer Sozialforschung ermöglichen tiefere Einblicke in die Lebenswelten von Rückkehrenden und liefern wertvolle Erkenntnisse für die adressatenorientierte Politikberatung. Qualitative Studien können eindrücklich gendersensible Aspekte, Problemlagen vulnerabler Gruppen, die Bedeutung transnationaler Unterstützungsnetzwerke von Migrantinnen und Migranten sowie Rückkehrenden (auch über verschiedene Generationen hinweg) durchleuchten. Sie zeigen ferner den sozialen Wandel in den Herkunftsländern, inklusive spezifischer Orte der Rückkehr.
  • Für die angewandte Rückkehrforschung sind nicht nur methodische, sondern vor allem ethische Herausforderungen zentral, welche es zu reflektieren gilt.
  • Ein differenziertes und kontextabhängiges Verständnis von "Rückkehr" und "Reintegration" könnte ein Thema zukünftiger Politikberatung durch die Wissenschaft sein.
  • Rückkehr ist in vielen Fällen nicht als Endpunkt eines Migrationsverlaufes, sondern als zirkulärer Prozess zu verstehen. Dieser Aspekt sollte in einer ganzheitlichen Rückkehrberatung berücksichtigt werden. Dabei soll die Rückkehrberatung idealerweise mit der Beratung zu legalen und sicheren Migrationswegen in den Herkunftsländern kombiniert werden. Zudem sprechen sich Akteure aus der Praxis für leichter zugängliche und flexible Beratungsangebote in den Herkunftsregionen aus.

Insgesamt wurde deutlich, dass eine bessere Vernetzung akademischer und anwendungsorientierter Forschung national und international wichtig ist. Der Austausch soll fortgesetzt werden.