BAMF-FZ auf Fachtagung zur innereuropäischen Migration ,
Mit seinem Vortrag zur "Binnenmigration in der Europäischen Union vor und während der COVID-19-Pandemie" eröffnete der BAMF-Migrationsforscher Johannes Graf die Tagung "Soziale Ungleichheit als Migrationsfaktor" der Politischen Akademie Tutzing.
Vom 27. bis 28.10.2021 kamen in Tutzing Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Integrationsarbeit und Zivilgesellschaft zusammen, um gemeinsam über die wirtschaftlichen und sozialen Ursachen sowie die Folgen binneneuropäischer Migration zu diskutieren.
Johannes Graf
Quelle: © APB Tutzing
In seinem Vortrag stellte Johannes Graf, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungszentrums des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Daten des vom BAMF-Forschungszentrum herausgegebenen "Freizügigkeitsmonitorings" vor, in welchem halbjährlich über Zu- und Abwanderung ausländischer Staatsangehöriger aus der Europäischen Union (EU) berichtet wird. Dabei ging er vor allem auf die Bedeutung der Einführung der Arbeitnehmerfreizügigkeit für die Staaten der EU-Osterweiterung ein und zeigte erste Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die EU-Binnenmigration auf.
"Die EU-Binnenmigration nach Deutschland hat sich im Lauf des letzten Jahrzehnts stark gewandelt. Während die Zuwanderung aus vormals bedeutenden Herkunftsländern im Süden der EU zurückging, nahm sie aus den neuen osteuropäischen Mitgliedstaaten zu"
, so Johannes Graf.
EU-Binnenmigration auf einen Blick
- Die EU-Osterweiterung hat dazu beigetragen, dass sich die EU-Binnenmigration sowohl in ihrer Höhe als auch in ihrer Struktur im vergangenen Jahrzehnt stark verändert hat.
- Seit 2011 ist die Zahl der in Deutschland aufhältigen EU-Ausländerinnen und Ausländer um rund 80 Prozent angestiegen.
- Durch die COVID-19-Pandemie wurde die bereits in den letzten Jahren bestehende Entwicklung absinkender Zuwanderungszahlen nach Deutschland noch weiter verstärkt. Jedoch gingen gleichzeitig auch die zuvor noch stetig steigenden Abwanderungszahlen zurück.
- Die EU-Binnenmigration bildet weiterhin einen zentralen Teil der Nettozuwanderung ausländischer Personen nach Deutschland (2020: 48 Prozent).
- Wie sich die Pandemie mittelfristig auf den bisher prognostizierten Rückgang der EU-Zuwanderung auswirkt, bleibt abzuwarten. Eine Forcierung der Zuwanderung (qualifizierter) Arbeitskräfte aus Drittstaaten zur Behebung des Fachkräftemangels ist – Stand heute – weiterhin von hoher Bedeutung.
Im weiteren Verlauf der Tagung wurden zahlreiche Aspekte rund um das Thema der innereuropäischen Mobilität aus der Perspektive unterschiedlicher Fachrichtungen beleuchtet. Dabei lag der Fokus nicht nur auf der Situation der Migrantinnen und Migranten in Deutschland, sondern auch auf der Auswirkung der Abwanderung auf einzelne Herkunftsländer. Zum Abschluss der Tagung wurden zusammen mit Akteuren aus der kommunalen und europäischen Verwaltung Lösungsansätze diskutiert, wie eine faire europäische Mobilitätspolitik in der Zukunft aussehen kann, von der alle Staaten mit ihren Bürgerinnen und Bürgern profitieren.
"Die Veranstaltung der Politischen Akademie Tutzing machte die Bedeutung der innereuropäischen Migration für die deutsche Gesellschaft sichtbar, mitsamt aller Chancen, Probleme und Herausforderungen"
, resümiert Johannes Graf.