Deradikalisierung – Familie und Beratung sind wichtige Stützen ,
Im September fand die Wissenschaftskonferenz zum Thema "Extremismus und Sozialisation" der neuen Forschungsstelle "Zentrum für Analyse und Forschung" (ZAF) beim Bundesamt für Verfassungsschutz statt. Zum Thema präsentierte die BAMF-Forscherin Corinna Emser die demnächst erscheinende Studie "PrADera", die Deradikalisierungsverläufe untersucht.
Die Forschung zur Deradikalisierung und Distanzierung im Phänomenbereich islamistischer Extremismus ist eines der zentralen Themen der Forschungsarbeit des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Mehrere Projekte widmen sich diesem Thema - PrADera, kurz für "Praxisorientierte Analyse von Deradikalisierungsverläufen", ist eines davon. Das Projekt untersucht, wie individuelle Wege der Distanzierung vom Salafismus aussehen und welche Faktoren begünstigend oder hemmend wirken. Ziel ist es, Distanzierungsverläufe vom Salafismus besser zu verstehen und Ansätze für Interventionsmaßnahmen zu verbessern.
Die gute Zusammenarbeit und Vernetzung von Praxis und Forschung, in die das Forschungszentrum in diesem Bereich eingebunden ist, hat es ermöglicht, mit Mitgliedern aus der salafistischen Szene ins Gespräch zu kommen. Insgesamt konnten so 16 Interviews mit Personen geführt werden, die sich vom Salafismus abgewendet haben – darunter sechs Frauen und zehn Männer. Sieben Personen waren zum Zeitpunkt der Hinwendung zum Salafismus minderjährig.
Corinna Emser
Quelle: privat
"Das besondere an unserer Studie ist, dass wir mit Mitgliedern aus der Szene gesprochen haben. Methodisch haben wir in erster Linie auf narrative Interviews gesetzt, damit die Szenemitglieder frei, spontan und in ihren eigenen Zusammenhängen das Erlebte schildern können"
, so Corinna Emser, wissenschaftliche Mitarbeiterin im BAMF-Forschungszentrum.
Bei der Analyse der Interviews wurde mit pseudonymisierten Transkripten gearbeitet. Der Fallvergleich brachte Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Hin- und Abwendung vom Salafismus hervor und stellt die Grundlage der entwickelten Typologie dar.
"Menschen wenden sich aus unterschiedlichen Gründen zum Salafismus hin, ein typisches Profil gibt es nicht. Unterstützung durch Familie, Partnerin oder Partner ist eine wichtige Stütze im Verlauf der Deradikalisierung. Auch Beratungsangebote haben durchweg positive Effekte. Beratungsangebote in der Haft sind ein wichtiger Zugang zu diesen Personen und können im Deradikalisierungs- und Distanzierungsprozess sehr hilfreich sein"
, betont Corinna Emser.
Über PrADera
"PrADera" ist ein Verbundprojekt, das gemeinsam von der Technischen Universität Berlin (TUB), dem Bayerischen Landeskriminalamt (BLKA) und dem Forschungszentrum des BAMF durchgeführt wird. Nach dreijähriger Forschungsarbeit soll der Forschungsbericht im Frühjahr 2022 erscheinen.