Forschung im Dialog: Präsentation der Studie zu (Spät-)Aussiedlerinnen und (Spät-)Aussiedlern ,
Am 31. März 2022 haben der wissenschaftliche Stab des Sachverständigenrats für Integration und Migration (SVR) und das Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ihre gemeinsame Studie "Integration gelungen? Lebenswelten und gesellschaftliche Teilhabe von (Spät-)Aussiedlerinnen und (Spät-)Aussiedlern" vorgestellt. Begleitend dazu fanden online ein Pressehintergrundgespräch sowie eine Fachveranstaltung mit Interessenvertretenden und Stakeholdern aus Verwaltung, Politik und Wissenschaft statt.
(Spät-)Aussiedlerinnen und (Spät-)Aussiedler sind eine der größten Zuwanderungsgruppen hierzulande. Seit 1950 sind gut 4,6 Mio. Menschen mit (Spät-)Aussiedlerstatus zusammen mit ihren Angehörigen nach Deutschland gekommen. Wie es um ihre Integration steht, hat der wissenschaftliche Stab des SVR zusammen mit dem BAMF-Forschungszentrum jüngst in einer gemeinsamen Studie untersucht. Das Studienergebnis ist eindeutig: (Spät-)Aussiedlerinnen und (Spät-)Aussiedler sind in Deutschland insgesamt gut integriert. Prägend für diese Personengruppe ist aber auch ihre Heterogenität. Je nach Herkunftsland und -region zeigen sich Besonderheiten und Unterschiede im Integrationsprozess.
Die Studie im Diskurs mit der Fachöffentlichkeit
Der SVR und das BAMF-Forschungszentrum haben Journalistinnen und Journalisten sowie Interessenvertretende und Stakeholder aus Verwaltung, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zu zwei begleitenden Veranstaltungen im März und April eingeladen, um die Studie vorzustellen. Beide Veranstaltungen fanden regen Anklang. Auf der "Stakeholder-Veranstaltung" wurden sowohl historische und definitorische Fragen, wie z. B. nach dem "Kriegsfolgenschicksal" von (Spät-)Aussiedlerinnen und (Spät-)Aussiedlern als Zuwanderungsbedingung, als auch aktuelle Fragen im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine diskutiert. So ging es beispielsweise um Beobachtungen zunehmender Diskriminierung gegenüber Russlanddeutschen. Zudem wurde diskutiert, inwiefern zukünftige Forschung auch stärker die in Deutschland geborenen Nachkommen der (Spät-)Aussiedlerinnen und (Spät-)Aussiedler berücksichtigen sollte.
Zum Begriff: (Spät-)Aussiedlerin bzw. (Spät-)Aussiedler
(Spät-)Aussiedlerinnen und (Spät-)Aussiedler sind deutsche Volkszugehörige und deren direkte Angehörige, die unter einem Kriegsfolgenschicksal des Zweiten Weltkriegs gelitten haben, sowie deren Nachkommen, die ihre jeweiligen Aussiedlungsgebiete im Zuge eines Aufnahmeverfahrens nach den Regelungen des Bundesvertriebenengesetzes (BVFG) verlassen haben. Zwischen 1950 und 2020 hat das Bundesverwaltungsamt (BVA) den Zuzug von insgesamt etwa 4,6 Millionen Personen mit (Spät-)Aussiedlerstatus registriert. Davon kamen ca. 2,8 Millionen bis zum Jahr 1992 an. Diese Personen werden nach dem damaligen Rechtsbegriff aus dem BVFG als "Aussiedlerinnen und Aussiedler" bezeichnet. Weitere etwa 1,7 Millionen kamen seit 1993 nach Deutschland. Das sind die "Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler". Der Begriff wurde mit dem Kriegsfolgenbereinigungsgesetz (KfbG) eingeführt. Er begrenzt den Zuzug faktisch auf Personen aus bestimmten Aussiedlungsgebieten und umfasst nur noch Personen, die vor dem 1. Januar 1993 geboren wurden. Die Klammerschreibweise soll darauf hinweisen, dass sowohl vor als auch nach 1993 zugewanderte Personen gemeint sind.
Seit 2006 kommen nur noch wenige Tausend Menschen pro Jahr als Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler nach Deutschland. Während bis Ende der 1980er Jahre vor allem Personen aus Polen und Rumänien zuwanderten, wurden nach dem Fall des Eisernen Vorhangs die Sowjetrepubliken bzw. die daraus hervorgegangenen Staaten zum wichtigsten Herkunftsgebiet.