Familiäre Einbindung und soziale Integration Geflüchteter in Deutschland , Datum: 14.06.2022, Format: Meldung, Bereich: Forschung

Haben Geflüchtete mit Familie weniger Kontakte zu ihren Mitmenschen als Singles? Vielfach vermutet, aber keineswegs gesichert. Grund genug, das Thema mit aktuellen Daten zu untersuchen. Erste Ergebnisse haben Dr. Tobias Roth, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, und Dr. Manuel Siegert, wissenschaftlicher Mitarbeiter im BAMF-Forschungszentrum, bei der Frühjahrestagung der Sektion Familiensoziologie der deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) vorgestellt und diskutiert.

Es gibt vermehrt Hinweise darauf, dass Geflüchtete, die mit Familienangehörigen zusammenleben, weniger Kontakte zu Menschen außerhalb ihres Familienverbands haben. Dazu wird angenommen, dass sie weniger Kontakte zu Menschen aus Deutschland unterhalten als alleinlebende Geflüchtete. Ob dies alleine der familiären Situation oder vielmehr anderen Gründen, wie zum Beispiel fehlenden Deutschkenntnissen, geschuldet ist, ist nicht gesichert. Die bisherigen Forschungsergebnisse konnten dies jedenfalls noch nicht ausreichend bestätigen.

Ein Mann lächelt in die Kamera. Dr. Manuel Siegert Quelle: © BAMF

Grund genug, das Thema mit neuen Daten zu untersuchen. Dr. Tobias Roth vom GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften und Dr. Manuel Siegert aus dem BAMF-Forschungszentrum haben hierfür die Daten des Projekts "Forced Migration and Transnational Family Arrangements – Eritrean and Syrian Refugees in Germany (TransFAR)" herangezogen.


"Die Ergebnisse zeigen, dass das Zusammenleben mit der Kernfamilie einen Rückzug in die eigenethnische Gemeinschaft nicht zu befördern, sondern vielmehr abzuschwächen scheint. Kontakte zu Personen der Aufnahmegesellschaft werden durch das Zusammenleben mit der Familie nicht behindert - zumindest in dieser noch vergleichsweise frühen Phase des Einlebens in Deutschland. Weitere Forschung könnte der Frage nachgehen, ob sich die gefundenen Zusammenhänge über die Zeit verändern", so Dr. Manuel Siegert.


Zusammenfassung der ersten Ergebnisse

  • Mit engen Angehörigen in Deutschland lebende Menschen aus Syrien und Eritrea haben weniger Personen in ihren persönlichen Netzwerken, die aus denselben Herkunftsländern wie sie selbst stammen, als Alleinstehende. Die Anzahl der aus Deutschland stammenden Menschen in ihren Netzwerken unterscheidet sich dagegen nicht.
  • Wenn darüber hinaus weitere Familienangehörige in Deutschland leben, scheint sich dies positiv auf die Größe des außerfamiliären Netzwerks und die Anzahl von Personen aus dem gleichen Herkunftsland im Netzwerk auszuwirken, nicht aber auf die Zahl der aus Deutschland stammenden Personen.