Repräsentanz von Migrantinnen und Migranten bei Befragungen ,
In allgemeinen Bevölkerungsumfragen sind Menschen mit Migrationshintergrund meist unterrepräsentiert. Woran das liegt und wie es sich ändern ließe, das haben zwei Vertreterinnen des BAMF-Forschungszentrums beim Methoden-Workshop zur Studie "FReDA – Das familiendemografische Panel" des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BIB) mit zahlreichen Teilnehmenden aus der Wissenschaft diskutiert.
Warum sind Migrantinnen und Migranten in allgemeinen Bevölkerungsumfragen häufig unterrepräsentiert? Die Gründe hierfür sind vielfältig. So werden sie beispielsweise in der Stichprobe nicht ausreichend berücksichtigt. Hinzu kommen häufig auch Sprachbarrieren, wenn die Befragungsunterlagen nicht übersetzt vorliegen.
Lösungsansätze könnten Surveys bieten, die auf die Befragung von Migrantinnen und Migranten ausgerichtet sind. Beim Methoden-Workshop FReDA präsentierte Dr. Nina Rother, Referatsleiterin im BAMF-Forschungszentrum, hierfür mögliche Stichprobenrahmen und Feldzugänge am Beispiel verschiedener Studien des BAMF-Forschungszentrums. Viele davon ziehen das Ausländerzentralregister als Basis für die Stichprobe heran. "Mit dem Ausländerzentralregister steht der Forschung eine umfangreiche, detaillierte und valide Datenquelle zur Stichprobenziehung und Befragung ausländischer Personen zur Verfügung"
, so Dr. Rother.
Hinweis: Beim BAMF-Forschungsdatenzentrum können Forschungseinrichtungen seit August 2021 Registerdaten aus dem Ausländerzentralregister für ihre Forschung beantragen.
Onomastisches Verfahren als mögliche Lösung
Eine weitere Möglichkeit, Menschen mit Migrationshintergrund bereits im Rahmen der Stichprobenziehung gezielt zu berücksichtigen, stellt das namensbezogene (onomastische) Verfahren dar. Dr. Anja Stichs, wissenschaftliche Mitarbeiterin im BAMF-Forschungszentrum, stellte beim Workshop Ergebnisse über die Effizienz und die Qualität dieses Verfahrens anhand der Stichprobenziehung bei der Befragung von Menschen aus muslimisch geprägten Herkunftsländern vor. Das Verfahren wurde im Rahmen der Studie "Muslimisches Leben in Deutschland 2020 (MLD 2020)" durchgeführt. "Es zeigt sich, dass der Aufwand zur Befragung von Migrantinnen und Migranten vieler Herkunftsländer durch namensbasierte Stichprobenverfahren erheblich gemindert werden kann"
, erklärt Dr. Stichs.
Fazit
Alles in allem scheint es keine Ideallösung zur Erhöhung der Repräsentanz von Migrantinnen und Migranten in allgemeinen Bevölkerungsbefragungen zu geben, so das Fazit der Workshop-Teilnehmenden. Es gilt für jede Studie in Abhängigkeit von den jeweiligen Fragestellungen und vorhandenen Ressourcen die jeweils sinnvollste Lösung zu finden und sich der jeweiligen Limitationen bewusst zu sein. Gleichzeitig zeigte sich aber auch die Notwendigkeit, spezifische auf schwer erreichbare Bevölkerungsgruppen ausgerichtete Studien durchzuführen.
Zum Methoden-Workshop FReDA
Der Workshop "(Unter-) Repräsentation von Migrantinnen und Migranten in Surveys und Panels" fand vom 31. März bis 01. April 2022 statt. Zielsetzung war es, mit allen Beteiligten zu diskutieren, wie die Repräsentanz von Migrantinnen und Migranten in Surveys erhöht werden kann.
Weitere Informationen zum Workshop finden Sie in der umfangreichen Tagungsdokumentation.