"BAMF-Forschung im Dialog": Wohnsituation und Binnenmobilität von Geflüchteten , Datum: 16.08.2022, Format: Meldung, Bereich: Forschung

Wohin zieht es Geflüchtete in Deutschland und warum? Zwei aktuelle Studien beleuchten die Wohnsituation und Binnenmobilität von Geflüchteten hierzulande. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "BAMF-Forschung im Dialog" präsentierten die BAMF-Forschenden Dr. Kerstin Tanis und Johannes Weber ihre Studienergebnisse einem breiten Publikum im Onlineformat.

Logo der Veranstaltungsreihe "BAMF-Forschung im Dialog"

Rund 40 Bürgerinnen und Bürger sowie Interessierte aus Wissenschaft und Verwaltung haben die Veranstaltung am 1. Juni 2022 besucht. Kerstin Tanis präsentierte die BAMF-Kurzanalyse "Die Wohnhistorie Geflüchteter in Deutschland" und ihr Kollege Johannes Weber den Forschungsbericht "Binnenmobilität von Geflüchteten mit Schutzstatus in Deutschland".

Dr. Kerstin Tanis über den Übergang von Gemeinschafts- in Privatunterkünfte:
"Die Wohnsituation nimmt im Integrationsprozess von Geflüchteten eine Schlüsselfunktion ein. Hierzu zählt insbesondere der Bezug einer privaten Wohnung. Bei der Betrachtung der Verweildauern in Gemeinschaftsunterkünften bis zum Umzug in eine private Wohnung zeigt sich, dass jede dritte Person mit Schutzstatus innerhalb der ersten sechs Monate auszieht, während andere sehr viel länger in Gemeinschaftsunterkünften bleiben. Bei Letzteren handelt es sich vornehmlich um Jüngere, Kinderlose und Personen, deren Asylbegehren 2016 oder später entschieden wurde. Insgesamt lebt die große Mehrheit der Geflüchteten aber bereits in privaten Wohnungen."

Johannes Weber über für schutzberechtigte Geflüchtete besonders attraktive Regionen und die Datengrundlage bei der Analyse der Mobilität von Geflüchteten:
"Für die nordwestlichen Flächenländer wie Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen errechnen sich Wanderungsgewinne, dagegen verzeichnen ostdeutsche Flächenländer relativ hohe Wanderungsverluste. Hohe Wanderungsgewinne weisen auch die drei Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg auf. Insgesamt sind urbane Zentren für Schutzberechtige attraktiver als ländliche Räume.
Das Besondere unserer Studie war, dass wir zum ersten Mal das Ausländerzentralregister (AZR) als Längsschnittdatenquelle verwenden konnten, wie es das Statistische Bundesamt schon zuvor getan hatte. Mit unserem Forschungsdatenzentrum (BAMF-FDZ) können wir zudem seit August 2021 auch anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern anbieten, das AZR für eigene Forschungszwecke zu nutzen. Beispielsweise wird aktuell der AZR-Forschungsdatensatz für eine Evaluation der Wohnsitzregelung nach
§ 12a AufenthG im Auftrag der Bundesregierung genutzt. Damit erhoffen wir uns, dass in Zukunft die Forschungslücke über die Mobilität von Geflüchteten weiter geschlossen werden kann, um beispielsweise die Bedeutung von Wohnortentscheidungen für Integrationsprozesse besser zu verstehen."

Raum für tagesaktuelle Fragen

Neben Fragen zum methodischen Vorgehen der beiden Studien bestand seitens der Teilnehmenden ein Interesse an alltagsnahen Aspekten der Wohnsituation und der zumindest temporär gesetzlich geregelten Wohnortwahl von Geflüchteten. Dazu bot die Veranstaltung auch Raum für tagesaktuelle Fragen: Genau am 1. Juni traten neue gesetzliche Bestimmungen im Zusammenhang mit der Zuwanderung ukrainischer Geflüchteter nach Deutschland in Kraft. Sie wechselten an diesem Tag aus dem Regelungskreis des Asylbewerberleistungsgesetzes (AsylbLG) und den der Grundsicherung nach SGB II, also in die Zuständigkeit der kommunalen Jobcenter. Zudem erfolgten Änderungen der Wohnsitzregelung (§ 12a AufenthG). Neben einer Ausweitung der Regelung auf Geflüchtete aus der Ukraine, die im Besitz einer Aufenthaltserlaubnis nach § 24 AufenthG sind, wurden weitere Gründe aufgenommen, nach denen eine Wohnsitzauflage nicht verfügt werden darf. Dazu zählt beispielsweise die Teilnahme an einem Integrationskurs oder anderen Qualifizierungsmaßnahmen an einem bestimmten Ort.

Seien Sie beim nächsten Mal dabei und diskutieren Sie mit!

Veranstaltungen in der Reihe "BAMF-Forschung im Dialog" finden immer wieder und zu ganz unterschiedlichen Forschungsthemen statt. Dieser Newsletter, die Internetseite des BAMF und die Social-Media-Kanäle informieren über die Veranstaltung. Für allgemeine Fragen zur Veranstaltungsreihe schreiben Sie uns gerne eine E-Mail an:
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