BAMF-Newsletter Nr. 08/2019 ,
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
alle Kinder haben Vorbilder. Und wir alle erinnern uns heute noch an die unserer Kindheit: Ludwig Erhardt, Willy Brandt, Petra Kelly, Hans-Dietrich Genscher oder Angela Merkel. Beatles oder Spice Girls, Uwe Seeler oder Nia Künzer - es hängt halt davon ab, wie alt man ist. Einig sind sich alle Generationen nur bei den eigenen Eltern sowie den Lehrerinnen und Lehrern.
Überhaupt, die Lehrenden: Wohl kaum ein Berufsstand muss mit so vielen Vorurteilen kämpfen, so oft Witze oder Häme ertragen. Und kaum ein Berufsstand hat so viel Verantwortung zu tragen, kann so viel falsch machen – aber auch richtig. Gute Lehrerinnen und Lehrer ermöglichen den Schülerinnen und Schülern eine gute Zukunft. Interesse an den Themen des Unterrichts fördern Wünsche für die spätere Studien- oder Berufswahl, Zensuren entscheiden darüber, ob die Kinder später die Wünsche erreichen können.
Ich erinnere mich noch gut an einige meiner alten Lehrkräfte, besonders zwei fallen mir spontan ein: Ein Lehrer, der jedes Jahr ein „Pflichtprogramm“ abgespult hat und bei dem ich mir heute sicher bin, dass er eigentlich kaum Interesse an seinem Fach hatte. Daneben aber besonders meine Lehrerin in Geschichte, die für ihr Fach förmlich brannte. Ein Fach, das oft so trocken daherkommt, konnte sie so interessant gestalten, dass ich mir oft vorgestellt habe, wie das Leben in früheren Zeiten wirklich gewesen ist und was wir für unser heutiges Leben daraus lernen können.
So wie meine alte Geschichtslehrerin ist auch Abbas Khidhir als Lehrer im Integrationskurs. Vor zwölf Jahren selbst als Flüchtling aus dem Irak nach Deutschland gekommen, hat er in kurzer Zeit Deutsch gelernt. Nicht einfach so, sondern so gut, dass er schon nach kurzer Zeit die Sprachprüfung mit dem Niveau C1 absolviert hat. Das ist beispielsweise erforderlich, um in Deutschland ein Studium aufnehmen zu können. Oder für die Weiterbildung zur "Fachkraft Deutsch und Integration", wenn man wie er bereits ein Studium absolviert hat.
Abbas Khidhir brennt für seinen Beruf als Lehrer und dafür, seinen Schülerinnen und Schülern die deutsche Sprache, die Kultur und die Werte unseres Landes, so näherzubringen, dass sie gern lernen. Weil Khidhirs selbst sein heutiges Schicksal als Flüchtling durchlebt hat, glauben seine Schülerinnen und Schüler ihm, wenn er davon spricht, wie wichtig es ist, die Sprache zu lernen und die gesellschaftlichen Werte zu respektieren. Das fördert nicht nur den kurzfristigen Lernerfolg, sondern wirkt auch nachhaltig. Und das nutzt am Ende nicht nur den Menschen, die heute noch im Integrationskurs lernen, sondern uns allen.
Herzlichst
Jochen Hövekenmeier
Pressesprecher des BAMF