BAMF-Newsletter Nr. 10/2019 ,
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wer nicht fragt, bleibt dumm. So heißt es im Sesamstraßen-Lied. Wir alle wissen, Kinder müssen oft fragen, um etwas zu verstehen. Und sie geben sich nicht zufrieden mit Antworten wie "das ist halt so", sie wollen verstehen, warum etwas genau so ist und nicht anders.
Aber das geht nicht nur Kindern so: Als ich zum ersten Mal für längere Zeit in einem westafrikanischen Land war, habe ich mich über viele für mich unbekannte Sitten und Gebräuche gewundert. Das heißt, für mich waren diese Sitten und Gebräuche fremd – die Menschen, mit denen ich tagtäglich zu tun hatte, empfanden sie als völlig normal.
Also habe ich bei jeder sich bietenden Gelegenheit in meinem Umfeld Fragen gestellt, wie ich mich bei bestimmten Anlässen verhalten sollte. Wie ich beispielsweise den Chief eines Dorfes richtig begrüße, Regierungsbeamte oder andere höhergestellte Persönlichkeiten. Oder auch, warum ich bestimmte Themen besser nicht in größeren Runden ansprechen sollte.
Bei meiner Abreise habe ich dann meine Kolleginnen und Kollegen gefragt, ob es für sie nicht manchmal anstrengend gewesen sei, mir meine vielen Fragen beantworten zu müssen. Doch sie haben dies völlig anders gesehen, sie meinten, es sei doch sehr gut, dass ich mich für ihre Art des Zusammenlebens interessieren würde, sie hätten mir gern ihre Werte vermittelt, mit denen sie selbst aufgewachsen seien. Und sie haben sich gefreut, dass ich zumindest einen Teil davon auch beherzigen und damit größeren Probleme in der interkulturellen Kommunikation vermeiden konnte.
An diese Geschichten, die ich auch in anderen Ländern erlebt hatte, musste ich mich erinnern, als ich mich im vergangenen Monat mit Lehrkräften aus den Integrationskursen unterhalten hatte – besonders, als es um die Orientierungskurse ging, in denen die Werte vermittelt werden, an denen sich unser Zusammenleben orientiert.
"Politik und Demokratie", "Geschichte und Verantwortung", sowie "Mensch und Gesellschaft" heißen die drei Module, aus denen sich die Orientierungskurse zusammensetzen. Dafür müssen Lehrkräfte, die ansonsten Deutsch als Fremdsprache unterrichten, noch eine zusätzliche Ausbildung absolvieren. Wie das aussieht und was die Teilnehmenden im Orientierungskurs erwartet, können Sie in den spannenden Berichten selbst nachlesen.
Herzlichst
Jochen Hövekenmeier
Pressesprecher des BAMF