BAMF-Newsletter Nr. 01/2020 ,
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wir Deutsche essen jeden Tag Sauerkraut mit Würstchen. Holländer fahren täglich mit dem Fahrrad von der Arbeit im Tulpengeschäft zurück in ihre Windmühlen. In Polen wird jedes Auto geklaut, in Italien jeder Urlauber übers Ohr gehauen und in Griechenland arbeitet ohnehin niemand. Oder nicht?
Es gibt unzählige Vorurteile über Menschen, die oft auch zu mehr oder weniger lustigen Witzen verarbeitet wurden. Wann aber ist es kein Witz mehr, ab welchem Zeitpunkt wird das Transportieren solcher Stereotypen zur Diskriminierung?
Es geht nicht allein um "Political Correctness", die zudem manchmal seltsam anmutende Stilblüten austreibt. Es geht darum, ob man durch bestimmte Begriffe oder Vorurteile andere Menschen verletzt, beleidigt, herabwürdigt oder geringschätzt. Dies kann auf so vielfältige Art und Weise geschehen, dass es uns allen nicht immer bewusst ist. Vorurteile sind halt drin in unseren Köpfen, sie sind Produkte unserer Sozialisierung aus Erziehung, Umfeld und eigenen Erlebnissen.
Wenn beispielsweise meine Eltern Begriffe nutzen, die für mein Selbstverständnis schon diskriminierend sein können, weiß ich, dass sie dies nicht so meinen. Es ist ein Ergebnis ihrer eigenen Sozialisierung, die in ihrer Generation völlig anders verlaufen ist als in meiner und die bei meinem Sohn wiederum anders verläuft als es bei mir der Fall war. Aber wie nehmen andere Menschen in unserem Umfeld diese Äußerungen auf und vor allem: Wie sage ich meinen Eltern, dass ihre Äußerungen diskriminierend sind, ohne sie gleich in eine Ecke zu stellen, in die sie bestimmt nicht gehören? Und ohne sie selbst zu verletzen?
Mitarbeitende des Bundesamts lernen, die richtigen Antworten auf diese vielen Fragen zu geben und notfalls einzuschreiten, wenn jemand diskriminiert wird. Regelmäßig gibt es Schulungen zu Antidiskriminierung und Diversität, im vergangenen Jahr hat das Qualifizierungszentrum des BAMF 24 Mitarbeitende zu Trainerinnen und Trainern ausgebildet. Mit dem notwendigen Wissen und dem richtigen Fingerspitzengefühl können wir alle unsere vielleicht noch vorhandenen Vorurteile überwinden. Und vielleicht ersparen wir unseren Mitmenschen damit so manchen peinlichen "Witz", über den ohnehin niemand mehr lachen möchte.
Herzlichst
Jochen Hövekenmeier
Pressesprecher des BAMF